3. Kapitel

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- A D E E R A -

Ein helles Licht, welches sich als Sonnenstrahlen erweisen, lassen mich aufwachen. So schnell es geht drehe ich mich einmal um hundertachtzig Grad und schließe meine Augen wieder. Ich will wieder in meine Traumwelt zurück.

Ich habe endlich wieder gut geschlafen und sogar geträumt.

Früher träumte ich oft und das nicht nur in der Nacht. Ich war ein Kind voller Kreativität. Jetzt ist das ganz anders. Wenn ich nachts einschlafe, versinke ich sofort in einer Welt, die sich immer als Alptraum erweist.

Der letzte Traum, an den ich mich erinnern kann, war vor fast acht Jahren. Damals habe ich bei meiner Oma geschlafen und wir haben davor zusammen Cookies gebacken, die wir dann ein paar Obdachlosen schenkten.

Ich träumte von dem Strand. Ich war zusammen mit meiner Mutter, meinem Vater und meinem kleinen Bruder dort. Zusammen badeten wir im Meer und tauchten uns gegenseitig unter, dabei ist mein kleiner Bruder fast ertrunken, weil er noch nicht so gut schwimmen konnte. Aber natürlich retteten wir ihn innerhalb von Sekunden.

Danach haben wir uns zu unserem Strandhaus begeben und ein Eis auf unserer Terrasse gegessen, sprachen über Gott und die Welt und lachten zusammen. Wir hatten den Spaß unseres Lebens und all die Probleme waren einfach nicht mehr relevant. Es gab einfach nur noch uns. Uns allein.

Oft habe ich an diesen Traum gedacht und mir gewünscht, dass ich genau so einen Tag mal erleben werde. Aber so gerne ich das auch möchte, im inneren weiß ich genau, dass das niemals möglich ist.

Mein Vater wohnt schon seit Jahren nicht mehr bei uns, da Mama einen Neuen gefunden hat und Papa nicht mehr liebt. Mein Bruder und ich wohnen beide noch bei unserer Mutter und ihrem Neuen, der jetzt bald auch noch offiziell unser Stiefvater wird.

Der Tag der Hochzeit wird der schlimmste Tag meines Lebens. Ich hasse diesen Mann mehr als alles andere auf dieser Welt. Jeder der die Beziehung zwischen ihm und meiner Mutter von außen betrachtet sieht, dass er sie nur benutzt, um an die Hotels und ihr Geld ranzukommen.

Meine Mutter ist eine erfolgreiche Geschäftsführerin und hat mehrere drei Sterne Hotels in Los Angeles, die zusammen mehrere Hundert Millionen Dollar wert sind. Meine Mutter interessiert das Geld aber nur sehr wenig. Der einzige Grund, warum sie diese Hotels eröffnete, waren wir. Ihre Kinder.

Sie hat sich geschworen, dass sie ihren Kindern alles bieten kann, was sie wollen und sie nicht so ein Leben führen müssen, wie sie damals. Meine Mutter lebte sozusagen in der Armut. Oftmals hatten sie nicht mal etwas zum Essen und sowas wie Spielzeug, kannte sie nicht mal.

Und genau in dieser Zeit lernte sie meinen Vater kennen, der ihr als Kind ein Teddybär schenkte. Er sagte ihr, dass wenn es mal wieder schwer ist, sie dieser Teddybär ganz fest umarmen soll. Sie sollte sich nicht allein fühlen.

Das ist die romantischte Story die ich jemals gehört habe und als Kind schwor ich mir, dass ich nur einen Mann heirate, der sowas auch für mich gemacht hat. Ich habe an die echte Liebe geglaubt. Bis zu dem Tag, als sich meine Mutter von meinem Vater geschieden hat.

Erstmal verheimlichte sie mir den Grund dafür aber als dann dieser Mann zum Abendessen kam, war ich mir sicher, dass er nicht so bald wieder gehen wird. Aber das es zu einer Hochzeit kommt, habe ich nicht gedacht.

Er ist alles andere als ein guter Mensch. Eigentlich wollte ich zu meinem Vater ziehen, als er bei uns einzog, aber ich konnte meinen kleinen Bruder nicht allein mit diesem grässlichen Menschen lassen. Außerdem schwor ich meinem Vater, dass ich seine Exfrau beschützen werde.

Es war die dümmste Idee, die ich jemals hatte.

An dem Tag, als wir auch noch den Rest unserer neuen Familie kennenlernten, war es zu spät. Mein neuer Onkel spielte ein paar Spiele mit mir, die erstmals sehr viel Spaß machten und relativ schnell, verstand ich mich besser mit ihm als mit jedem anderen dieser Familie.

Was ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wusste, ist, dass ich getestet wurde. All diese Spiele sollten zeigen, wie intelligent, kreativ, geschickt und sportlich ich bin. Mein Onkel schien in mir potenzial zu sehen und bot mir nicht mal mit zehn Jahren ein Job an.

Erstmals war ich sehr geschmeichelt, aber ich bemerkte schon in dem Alter, dass da irgendetwas faul sein muss und lehnte es dann dankend ab.

Das schien meinem Onkel nicht gefallen und stiftete meinen Stiefvater an. Er drohte mir, idem er meinte, dass er meinem kleinen Bruder etwas antun würde, wenn ich nicht mit ins Geschäft einsteige.

Er wollte alles wie einen ganz normalen Autounfall aussehen lassen. Er fährt Fahrrad, ein Auto kommt angerast, er ist zu langsam, um auszuweichen. Am Ende würde ich mir all die Schuld geben und das wusste er.

Und schon wurde ich zu etwas, was ich nicht für real hielt.

Mit Zehn das erste Mal Kamptraining gehabt.

Mit Elf das erste Mal eine Waffe in der Hand gehabt.

Mit Zwölf den ersten Mann erschossen.

Und ab da war es sicher: Ich gehöre der Mafia und das für immer.

Seit dem Tag, konnte ich nicht mehr träumen.

Bis zu dem heutigen Tag.

Mein Traum handelte ebenfalls von diesem wunderschönen Strandhaus, in der nähe von dem riesigen Meer. Aber dieses Mal war da nicht meine Familie, mit der ich die Zeit dort genoss. Nein, es war jemand anderes.

Jemand den ich nicht erkannte, obwohl ich ihn sehen konnte. Ich konnte sein Gesicht, seinen Körper und sein wunderschönes Lächeln sehen und trotzdem kann ich ihn nicht beschreiben. In meinem Kopf ist eine Lücke, die eigentlich mit all den Informationen, die ich über ihn noch habe, gefüllt werden soll, aber es klappt einfach nicht. Es ist wie ein Puzzle, dass ich nicht zu Ende bringen kann.

In diesem Traum war ich Glücklich.

Ich wollte nicht mehr weg.

Ich wollte bei diesem Mann bleiben.

Bei dem Mann, den ich nicht kenne.

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"Nenne dich nicht arm, wenn deine Träume nicht in Erfüllung gehen. Wirklich arm ist nur der, der nie eine Chance dazu hatte."

Tiktok/Instagram: Crossmoonrose

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