Rotz und Tränen verschmierten mein Gesicht, als der Unbekannte mich an den Schultern packte und hochzog. Panisch versuchte ich mich mit allen Mitteln zu wehren, aber es gelang mir nicht. Ich schrie. Das ließ der Unbekannte nicht zu und drückte mir die Hand auf den Mund. "Julia?!" Leons klare vertraute Stimme. "Was machst du hier?! Und das mitten in der Na...?!" Weiter kam er nicht. Zwei Schüsse wurden direkt hintereinander abgefeuert und trafen den Baum neben uns. Ich stieß einen spitzen Schrei aus. Leon umklammerte meine Hand und lief los, aber mir fiel es schwer zu rennen, da meine Beine sich anfühlten wie Wackelpudding. Noch immer weinte ich und stolperte. Als ich das Ende des Waldes sah löste sich noch ein Schuss. Dieser Schuss traf Leon. Ich hatte zwar keine Ahnung wo aber er fluchte und humpelte weiter. Als wir aus dem Wald gestürmt kamen, blieben wir wie angewurzelt stehen und lauschten. Schritte entferten sich von uns. Schwere Schritte. Man hörte nur unsere Atemzüge. Jetzt schaute Leon mir direkt in die Augen und ließ meine Hand los. "So und jetzt zu dir. Was fällt dir ein mitten in der Nacht in den Wald zu gehen?!", sagte er schroff. "Ich...das gleiche könnte dich auch fragen?!" Ich funkelte ihn an. "Ich wollte gerade von einer Party nach Hause gehen als ich Schüsse hörte. Ich wollte dann gucken was da passiert ist und was ist ich Idiot opfere mein Leben für ein kleines KIND, das ihren Fantasien hinterher jagt und sich dabei in die schlimmsten Gefahren stürzt?!", "Wenn du's bereust mich gerettet zu haben, warum hast Du mich dann nicht einfach liegen gelassen?", "Weil ich...", "UND MICH STERBEN LASSEN!" Der Schreck und die Angst verwandelten sich in pure Wut und das was Leon gerade mit seinen Worten in mir verletzt hatte verflog. Ich merkte, dass das was ich gerade zu Leon gesagt hatte, ihn ziemlich schockiert hatte. Er schaute mich mit weit geöffneten Augen an, sagte aber nichts. "Ach ja? Jetzt hat's dir die Sprache verschlagen oder was? Ich kleines Irres Kind. Ja ich verstehe. Ok. Schönes Leben noch. Ciao." Ich drehte mich um und wollte gehen, als Leon mich am Arm packte. "Julia ich...", "Lass mich los! Aber sofort!" Zischte ich und rannte los. "Ich liebe dich, Julia." Ich reagierte darauf nicht und rannte weiter. Diesmal passte ich nicht auf, sondern schloß die Tür zu Omas Haus laut auf. Nichts störrte mich in diesem Moment. Anstatt meine Oma verschlafen die Treppe runter kommen zu sehen, sah ich wie sie zwei Meter von der Tür stand. Hell wach. "Julia ich hab mir solche Sorgen wo warst Du?!", "Lass mich!" Ich schob meine Oma unsanft zur Seite und rannte weinend die Treppen hoch in mein Zimmer. Irgendwann weinte ich mich dann in den Schlaf. Ich wachte auf, weil ich eine Hand auf meiner Wange spürrte. Oma saß auf der Bettkante und täschelte mein Gesicht. So langsam aber sicher kamen die Erinnungen der Nacht wieder hoch. "Tut mir Leid, dass ich so scheiße zu dir war...", "Ist kein Problem meine kleine. Willst Du reden?" Ich schüttelte den Kopf. Meine Oma stand auf, verließ den Raum kurz und kam dann wieder mit einem Tablet rein. Sie stellte es mir auf den Schoß. Eine Tasse Tee, ein Brot mit Salami und ein Brief, auf dem mit fein säuberlicher Schrift 'Julia' draufgeschrieben wurde. Oma gab mir einen Kuss auf die Stirn und ging aus meinem Zimmer. Ich wartete so lange damit den Brief zu öffnen bis ich ganz sicher war, dass ich allein auf die Etage war. Das aller erste was mir entgegen kam: Ein Zettel. Dummes Kind. Ich sagte doch Du sollst deinen kleinen Freund daraus halten!
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Nichts ist wie es scheint
Misteri / ThrillerDie 16. Jährige Julia erlebt das,was kein Teenager erleben will. Sie muss zu ihrer Oma aufs Land und ist am Anfang total angepisst. Doch schnell bemerkt sie, es ist nichts wie es scheint.