„Ho ho ho, ich bin der Nikolaus!"
Die Jünglinge klatschten, als der Nikolaus den Raum betrat. Niemand von ihnen wusste, dass man Obi-Wan mit Waffengewalt in das Kostüm gezwängt hatte. Sogar Bart und Haare hatte man weiß gefärbt. Das würde er dem Jedi-Rat niemals verzeihen. Die Kinder schienen nicht zu merken, dass der Nikolaus nicht echt war. Alles was sie sahen war der große Beutel voller Geschenken auf seinem Rücken. Vielleicht schenkten sie dem grünen Gnom neben ihm ein wenig Beachtung. Die meisten schienen sich jedoch zu fürchten. Obi-Wan fragte sich insgeheim, wie dumm die neue Generation der Jedi mittlerweile geworden war, um nicht mal Meister Yoda zu erkennen. Oder sie dachten wirklich, dass Yoda Knecht Ruprecht war.
Jemand hinter den Jünglingen räusperte sich und Obi-Wan hatte Mühe, seine freundliche Miene aufrechtzuerhalten. Ahsoka fuchtelte mit den Händen herum. Sie dachte wohl, dass er seinen Text vergessen hatte. Nein, die wenigen Worte waren einfach zu merken gewesen. Obi-Wan zögerte, weil er darüber nachdachte, einfach umzukippen und so zu tun als hätte der alte, arme Nikolaus einen Herzinfarkt bekommen. Oh, wie schade, dieses Jahr keine Bescherung, der Nikolaus muss jetzt erstmal ins Krankenhaus. Vielleicht habt ihr mit dem Weihnachtsmann dann mehr Glück, tschüss!
„Wart ihr denn auch alle artig, liebe Kinder?", fragte Obi-Wan stattdessen und versuchte, seine Stimme tiefer klingen zu lassen.
Die Jünglinge nickten enthusiastisch. „Ja das waren wir, lieber Nikolaus!"
„Wie ... wundervoll", bemerkte Obi-Wan und hatte Mühe, die Augen zu verdrehen. Es fiel schwer, sich zusammenzureißen. Er wusste einfach, dass Anakin hier irgendwo in den Schatten lauerte und diese ganze Szenerie für RepublicBook mit der Kamera aufzeichnete.
Ahsoka räusperte sich erneut und Obi-Wan verengte die Augen zu Schlitzen. „Sieht wohl so aus, als wäre da jemand von euch sehr ungeduldig. Geduld ist eine Tugend, Jünglinge. Wenn ihr nicht geduldig sein könnt, kann euch heute nur mein böser Freund der Gnom besuchen."
„Hört auf den Nikolaus, Jünglinge", stimmte Yoda in lallendem Ton zu und machte einen schwankenden Schritt auf die sitzenden Kinder zu. Ahsoka vergrub das Gesicht in den Händen.
„Wir waren alle ganz brav, Knecht Ruprecht", versicherte ein kleines Mädchen. „Geht es dir denn gut? Du redest so komisch. Und du bist ganz ... grün."
„Ich bin sehr sehr traurig", gab Yoda grimmig zurück. „Ich habe heute schon so viele ... böse Kinder getroffen. Ich kann nur hoffen, dass ihr netter seid. Mir sind nur die ganz schmerzhaften Ruten übriggeblieben."
„Aber zum Glück sind hier nur liebe Kinder, ho ho ho", fuhr Obi-Wan schnell dazwischen, bevor die Kinder noch anfingen zu weinen. Das war Mace Windu letztes Jahr passiert, auch wenn das niemanden gewundert hatte ... „Ich gehe jetzt rum und jeder kriegt ein kleines Geschenk. Denkt daran, dass es euch daran erinnern soll, auch im neuen Jahr auf eure Meister zu hören und ihnen nicht zu viele Streiche zu spielen!"
„Ja, lieber Nikolaus", rief ein Chor aus Kleinkinderstimmen.
Obi-Wan nickte und begann seine Runde zu drehen. Er nahm den Sack von seiner Schulter und holte für jedes Kind nach dem Zufallsprinzip ein Geschenk hervor. Die, die Schokolade abbekamen freuten sich. Die, die eine Mandarine oder Nüsse bekamen, schauten unzufriedener aus der Wäsche. Obi-Wan ignorierte sie, er ging von Kind zu Kind, drückte jedem was in die Hand und war zufrieden mit sich, als er nach einer gefühlten Ewigkeit jedem etwas gegeben hatte. Erst als er den unglücklichen Blick der Allgemeinheit bemerkte, schaute er zu Ahsoka, die ihn anfunkelte.
„Was ist denn los, Kinder?" Fragte Obi-Wan verwirrt und fügte ein fröhliches Ho ho ho hinzu, das niemanden im Raum zufriedener zu stimmen schien.
„Padawan Tano hat uns gesagt, dass jeder Schokolade, Mandarinen und Nüsse bekommt nicht nur eins davon", klagte einer der Jünglinge mit weinerlicher Stimme. Oh nein, bitte keine Tränen ...
„Ist das so?", fragte Yoda, bevor Obi-Wan etwas sagen konnte. „Dann habt ihr dieses Jahr wohl Pech!"
Obi-Wan hustete und schubste Yoda hinter sich, sodass er nicht mehr im Blickfeld der Kinder war. Jetzt wo er dem Jedi so nah war, war die Alkoholfahne kaum zu ignorieren. Kein Wunder, dass er seine Sätze flüssig und ohne Grammatikfehler hinbekam. Am Ende würde Mace eh wieder einen Weg finden, Obi-Wan dafür verantwortlich zu machen. Er durfte nun nicht auch hier versagen.
„W- Was mein Freund Ruprecht meint ist natürlich, dass ihr recht habt! Der Nikolaus ist schon sooo alt, dass sein Gehirn nicht mehr ganz so gut funktioniert." Die Gesichter der Kinder hellten sich etwas auf. Obi-Wan drehte den Sack hastig um und schüttete den gesamten Inhalt auf den Boden. „Wenn ich's mir recht überlege, wart ihr dieses Jahr so brav, dass ihr das alles hier unter euch aufteilen dürft! Frohen Nikolaus, ho ho ho!"
Die Jünglinge quietschten erfreut und stürzten nach vorn, um sich ihren Anteil aus dem großen Berg an Schokolade, Mandarinen und Nüssen zu sichern. Obi-Wan verschränkte selbstzufrieden die Arme vor der Brust. Das hatte er doch noch gut gerettet.
„Ist das Euer Ernst?", zischte in dieser Sekunde Ahsoka neben ihm.
Obi-Wan drehte sich diskret in ihre Richtung und hob eine seiner buschigen, weißen Augenbrauen. „Du hast dieses Jahr ja anscheinend sehr viele Probleme mit dem Nikolaus, Padawan. Ein Besuch meines Freundes Ruprecht würde dir guttun."
„Ihr habt gerade die gesamten Süßigkeiten an diese Jünglinge verschenkt, Meister!", antwortete Ahsoka im Flüsterton. „Was wird der Nikolaus nun den anderen Gruppen schenken?"
„Den anderen Gruppen?!" Obi-Wan starrte mit geweiteten Augen zwischen Ahsoka und dem riesigen Haufen an Geschenken hin und her.
„Hattet Ihr etwa gedacht, das wäre alles nur für diese Gruppe? Ihr seid Mitglied im Jedi-Rat! Ihr müsst doch wissen, wie viele Jünglinge es im Tempel insgesamt gibt. Es warten noch ungefähr zwanzig weitere Gruppen dieser Größe auf ihr Treffen mit dem Nikolaus."
„Bitte was?! Ich soll den ganzen Tag in diesem Kostüm stecken?", fragte Obi-Wan verblüfft und vergaß unter dem Schock für einen fatalen Augenblick, seine Stimme zu senken.
Die Jünglinge verharrten wie versteinert in ihrem Gelächter. Sie drehten sich mit geweiteten Augen in Obi-Wans Richtung. In mindestens der Hälfte der Kinderaugen sah er Tränen schimmern. Oh nein, gar nicht gut ...
„Kostüm?", brachte ein Kind hervor, bevor es zu weinen begann.
-
Jetzt heißt es wohl nicht mehr ho ho, sondern oh oh. Da hat Obi-Wan wohl einigen die Illusion des Nikolaus zerstört. Und was die anderen Gruppen betrifft, fällt Nikolaus für sie wohl komplett aus dieses Jahr. Im Anbetracht der Umstände wohl besser für sie xD
Ich hoffe, es hat euch gefallen! :)
Skyllen
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Intergalaktisches Weihnachten
FanfictionHabt ihr euch auch schon mal gefragt, wie Weihnachten im Star Wars Universum aussehen würde? Wenn ihr Lust auf schräge Weihnachtssongs, lustige Wichtelgeschenke oder chaotische Partyplanung habt, dann seid ihr hier richtig! Die üblichen Verdächtigen...