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Es war der vorletzte Tag der Sommerferien. Übermorgen würde die Schule wieder los gehen und in dem Jahr ging es um das Abitur. Ace war mit seinen beiden besten Freunden in eine Bar gegangen, um nochmal zu feiern. Er hatte schwarze nackenlange Haare und Sommersprossen, die ihm einen niedlichen Touch verliehen. Der junge Mann saß am Tresen, trug ein rotes Shirt und eine dunkle Dreiviertelhose. Gedankenverloren nippte er an seinem Bier.

"Hey Ace.", setzte sich Sabo neben ihn. Er hatte blonde Haare, trug ein blaues Hemd und eine Jeans. "Willst du nicht mal versuchen ein Mädel kennen zu lernen?" "Ne, lass mal. Ich habe für sowas keinen Kopf und wenn es passiert, dann passiert es einfach. Das muss ich nicht forcieren.", antwortete der Ältere. "Naja, ist ja deine Sache.", seufzte der Blonde. "Ich hab eine Kleine kennengelernt..." "Ich verstehe schon.", unterbrach er ihn. "Schlüssel hast du ja.", meinte er noch. "Danke dir.", grinste Sabo und er nickte. "Ruffy ist übrigends schon los. Nicht, dass du unnötig wartest.", informierte ihn der Jüngere. "Alles klar.", erwiderte er knapp. "Dann bis später.", verabschiedete sich Sabo.

"Ist hier noch frei?", stand eine blonde Frau neben ihm. Ihre Haare reichten bis zum Po, sie trug eine kurze weiße Hose und ein rotes Top. *Wow.* "M... ja.", brachte er heraus. "Sehr schön.", lächelte sie, setzte sich und bestellte sich einen Cocktail. "Wartest du hier auf deine Freundin?", wollte sie plötzlich wissen und nippte dann an ihrem Strohhalm. "Nein. Ich habe keine.", antwortete er. "Ein gutaussehender junger Mann, der nicht vergeben ist.", hob sie die Brauen. "Sieht man heutzutage auch selten.", stellte sie fest und er spürte, wie er bei den Worten rot wurde. Noch nie hatte er bewusst geflirtet.

"Bist wohl nicht sehr gesprächig.", lächelte sie. "Entschuldige. Ich habe halt noch nie eine Frau getroffen, die mich interessiert hätte.", sagte er ehrlich. *Wieso erzähle ich ihr das?*, schoss es ihm durch den Kopf. "Oh! Ich wollte nicht... Also... Naja... Ich konnte ja nicht wissen, dass du nicht auf Frauen stehst.", kam es unsicher von ihr. "Was?!", entfuhr es ihm. "Ich bin nicht schwul.", stellte er klar. "Ach.", lachte sie, "Entschuldige bitte, war nicht böse gemeint." "Schon okay.", winkte der Schwarzhaarige ab. "Und du?", fragte er dann. Verständnislos schaute sie ihn an. "Wartest du auf deinen Freund?", wurde er deutlicher und sie schüttelte leicht den Kopf. "Nein. Es sieht da bei mir so aus, wie bei dir. Ich habe noch keinen Mann getroffen, der es wert gewesen wäre, dass ich mich auf ihn einlasse.", erklärte sie gelassen. Erstaunt sah er sie an, wodurch sich ein Lächeln auf ihre Lippen zog. "Wenn du mir alles so offen sagst, kann ich das doch auch tun.", stellte sie fest und er nickte nachdenklich.

"Ich bin übrigends Seren.", wendete sie sich dem Schwarzhaarigen ganz zu. "Ace.", ergriff er ihre Hand, die sie ihm hinhielt. "Freut mich.", sagten beide synchron und mussten leise lachen. "Was machst du denn eigentlich hier? Ich habe dich hier noch nie gesehen.", kam es von dem jungen Mann. "Ich bin zum ersten Mal hier. Mir ist zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen. Ich wohne noch nicht lange hier und kenne deswegen kaum wen.", trank sie ihr Glas aus. "Wieso bist du denn hergezogen?", wollte er wissen. "Wegen der Arbeit.", zuckte sie die Schultern und bestellte sich einen neuen Cocktail. "Wie alt bist du eigentlich, Ace?", fragte sie. Die Blondine stützte mit dem Ellenbogen auf dem Tresen und hatte ihr Kinn auf dem Handrücken abgelegt. "Zwanzig. Wieso?", schaute er sie an. "Nur so. Du siehst jünger aus.", lächelte sie. "Ja, das höre ich öfters. Dich nach deinem Alter zu fragen, wäre wohl unhöflich.", mutmaßte er. "Quatsch. Ich bin zweiundzwanzig.", gab sie zurück.

"Und was machst du so, wenn du nicht in Bars rum hängst oder arbeitest?", sah er sie interessiert an. Einen Moment überlegte sie, bevor sie antwortete. "Nichts aufregendes. Besonders in letzter Zeit ist mein Leben eher langweilig, muss ich gestehen... Lesen, fern schauen, putzen, kochen.", schmunzelte sie verhalten. "Also, wenn du eine spannende Frau suchst, bist du bei mir definitiv falsch.", zwinkerte sie. Ace merkte, wie seine Wangen wieder warm wurden. "Ich bin mal kurz für kleine Mädchen.", grinste sie. *Ich und sie?* Er schüttelte leicht den Kopf und bestellte sich ein neues Bier. Das war ein völlig absurder Gedanke. Die Zwei kannten sich keine Stunde. Auch wenn er zugeben musste, dass er sie interessant und wirklich hübsch fand.

"Und du so?", riss ihn die Stimme der Blondine aus seinen Gedanken, als sie sich wieder zu ihm setzte. "Mit Freunden zocken, Haushalt... Das Übliche halt.", lächelte er unsicher. "Wir sollten uns scheinbar mal Hobbies zulegen.", lachte er dann und sie stimmte mit ein.

***

Die Zwei hatten sich einige Stunden unterhalten. Über ihre Arbeit, die er irgendwie befremdlich fand. Wolle färben und solche Sachen, da konnte er sich nicht vorstellen, dass man damit wirklich Geld verdiente. Sie hatten festgestellt, dass sie beide einen Hang zu Horrorfilmen und dergleichen hatten. Überhaupt hätte man wohl unterstellen können, dass sie gut miteinander auskamen. Es war ein wirklich schöner Abend und sie lachten viel.

Sowas kannte Ace nicht. Er hatte sich immer nur gut mit Ruffy und Sabo verstanden. Mädels waren für ihn ja noch nie ein Thema gewesen und er konnte das bei seinen beiden Kumpels auch nie so recht nachvollziehen, dass sie sich dauernd eine Neue anlachten. Wobei Sabo da wesentlich schlimmer war, als der andere Schwarzhaarige. Ruffy war eher vernarrt in Essen. Da war ja auch nichts gegen zu sagen. Leckeres Essen war immer etwas Tolles und das sahen ja viele Menschen so. Gut, die meisten Kerle hatten auch fast nur das andere Geschlecht im Kopf. Doch wieso war das eigentlich so? Innerlich schüttelte er den Kopf, kannte er doch die Antwort. Männliche Bedürfnisse halt.

"Ich sollte wohl langsam mal nach Hause.", stellte die Blondine fest. "Jetzt schon?", kam es überrascht von ihm. "Ich trinke nie besonders viel, weißt du.", lächelte sie verhalten. "Dann bringe ich dich, wenn du nichts dagegen hast.", bot er ihr an. "Gerne.", nickte sie und legte einen Schein auf den Tresen. "Stimmt so.", lächelte sie dem Barkeeper zu. "Kommt gerne wieder.", grinste er die beiden an, war das Trinkgeld, was sie ihm gegeben hatte, doch nicht zu verachten.

An der frischen Luft wirkte die junge Frau doch etwas unsicher auf den Beinen. "Alles in Ordnung?", griff Ace sie am Oberarm und sah sie besorgt an. "Der letzte Cocktail war wohl zuviel des Guten.", stellte sie leise fest. "Hm.", machte er nur. "Wo wohnst du denn?", wollte er wissen. "Die zweite Querstraße rein und dann in dem Haus auf der rechten Seite.", deutete sie in eine Richtung. "Kannst du alleine laufen?", musterte er sie prüfend. "Weiß nicht.", nuschelte sie, worauf er ihr seinen Arm anbot, an dem sie sich festhielt. Die beiden gingen langsam los und sie schwankte doch dezent.

Sie kamen vor einem Gebäude zum stehen. "Hier wohnst du?", sah er sie erstaunt an. Die Eingangstür wurde von weißen Säulen flankiert und es war ein Altbau. Soweit ihm bekannt war, wurde alles sehr aufwendig restauriert und die einzelnen Eigentumswohnungen dann nicht gerade billig verkauft. "Ja, so ist es.", ließ sie ihn los. "Sag mal, willst du noch mit hoch kommen.", lächelte sie ihn anzüglich an. "Was?!", entfuhr es ihm entsetzt. So hätte er sie niemals eingeschätzt. War sie also genauso drauf, wie all die anderen Tussis, die auf eine schnelle Nummer aus waren? Glauben wollte er das nicht. Lag es vielleicht am Alkohol? "Das verschieben wir wohl besser. Du bist betrunken.", gab er abweisend zurück. "Ganz sicher?", fuhr sie mit einer Hand über seine Brust, hoch zu seiner Schulter und drückte sich an ihn. Mit glasigen Augen sah sie ihn verführerisch an und er spürte ihren Atem auf seinen Lippen. Die Kiefer aufeinander pressend, schluckte er einmal. "Ja, bin ich.", erwiderte er ernst. "Da kann man wohl nichts machen.", hauchte die Blondine. "Genau.", machte er sich von ihr los und ging.

"Hey Ace, warte mal.", ertönte es hinter ihm, als er geradeso über die Straße war. Mit den Augen rollend drehte er sich um und die junge Frau kam zielstrebig auf ihn zu. Irritiert sah er sie an. "Entschuldige bitte, aber ich wollte sicher gehen.", gab sie ehrlich zu. "Du bist überhaupt nicht betrunken.", stellte er erstaunt fest und zog dann die Brauen zusammen. "Nein, ich habe nur so getan. Du wärst nicht der erste nette Kerl, der sich als Arschloch entpuppt, sobald eine Gelegenheit da ist.", zuckte sie leicht mit den Achseln. "Von daher dachte ich, ich biete sie dir gleich und erspare uns eventuelle spätere Enttäuschungen.", lächelte sie verhalten. "Ich bin froh, dass du nicht gelogen hast.", schaute sie ihm tief in die Augen. "Und ich bin erleichtert, dass du nicht so bist, wie all die anderen Frauen.", kam es sanft von ihm. "Also nimmst du mir das von eben nicht übel?", wollte sie sich nochmal vergewissern. "Nein, tue ich nicht.", schmunzelte er. "Ich kann dich da echt gut verstehen und die Idee war gar nicht schlecht.", gab er zu. "Dann melde dich doch morgen.", zog sie eine Visitenkarte hervor und reichte sie ihm. "Echt?", wollte er mit großen Augen wissen. "Na klar.", lächelte sie. "Schlaf gut.", sagte sie noch, bevor sie sich umdrehte. "Du auch.", kam es zufrieden von ihm, indes er die Karte wegsteckte.

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