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Eine junge Frau befand sich gerade auf dem Weg zum Schießstand. Sie war dort mit ein paar Kumpels zum Üben verabredet. Es war ein ziemlich schwüler Sommertag und eigentlich wäre sie lieber zum Strand gefahren. Vielleicht würde sie das ja später noch tun. Ihre polangen Haare hatte die achtzehnjährige Blondine sich zu einem Dutt gedreht und die blauen Augen wurden von einer Sonnenbrille verdeckt. Zum Glück kannte sie den bescheidenen Weg durch den Wald und hatte sich deswegen für Turnschuhe entschieden. Das weiße Top war auch eine gute Wahl, noch weniger Stoff kaum möglich. Ihre rote Hotpant bereute sie stellenweise wegen des ganzen Gestrüpps, das ihr schon einige Schrammen an den Beinen eingebracht hatte. Möglicherweise sollte sie öfters auf ihre beste Freundin hören und nicht immer das knappste Teil, was ihr Kleiderschrank hergab, wählen. Doch was sollte man denn bei solch hohen Temperaturen machen? In einer langen Hose würde sie wohl völlig eingehen. Ja, sie hätte eindeutig besser zum Strand fahren sollen. Seufzend griff sie in ihrer Tasche nach der Wasserflasche und trank einen Schluck, bevor sie sie wieder wegsteckte. Geräuschvoll stieß sie Luft aus und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn, um den Schweiß loszuwerden. "Einfach zu warm.", murmelte sie. Die junge Frau ging weiter und legte den Kopf schräg. Bekam sie einen Hitzschlag oder was war das? Vor ihren Augen flimmerte es seltsam und es hörte auch nicht auf, als sie mehrmals blinzelte. Sie nahm die Sonnenbrille ab und steckte sie ein. Ihr Haupt leicht schüttelnd setzte sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Nach ein paar Metern schien alles wieder normal zu sein und es wehte sogar ein laues Lüftchen, weswegen sie die Arme von sich streckte, um es zu genießen. Sie konnte das Ende des Waldes sehen und war erleichtert. Gleich wäre sie an ihrem Ziel und könnte erstmal etwas Kühles trinken.

Als sie zwischen den Bäumen heraus trat, runzelte sie nachdenklich die Stirn. Sie stand auf einer Wiese und die war die vergangene Woche noch nicht dort. Ihr Blick glitt weiter und ihre Augen weiteten sich überrascht. *Eine Stadt?!!! Und... das Meer?!!!* Das war unmöglich. Bis zum Ozean war es eine knappe Stunde Fahrt und sie war keine dreißig Minuten gegangen. Vielleicht war sie ja aufgrund der Hitze umgekippt und bewusstlos geworden. Dann wäre das hier ein Traum. *Könnte ja sein.* Sie ging runter zum Strand, zog die Schuhe aus und lief weiter durch das Wasser auf die Stadt zu. Das kühle Nass fühlte sich wirklich gut an und war eine willkommene Erfrischung.

***

Sie schlenderte eine Einkaufsstraße entlang und besah sich die einzelnen Schaufenster. Shoppen könnte man hier sicherlich sehr gut und ausgiebig. Es waren allerhand schöne Kleider und andere Klamotten ausgestellt. Vor dem nächsten Laden blieb sie nachdenklich stehen und besah sich die Auswahl von Pistolen, Katana, Messern und weiteren Dingen, die sie nicht mal kannte. An dem Geschäft war ein Schild mit der Aufschrift 'Waffen für jedermann' angebracht gewesen. Doch das Sortiment wirkte auf sie eher wie ein Antiquariat. Dann blieb sie an den Preis Täfelchen hängen. "Ich träume.", kam es ihr leise über die Lippen. Hinter den geforderten Summen befand sich ein B, durch das ein senkrechter Strich ging. Das war doch nicht möglich. In Gedanken setzte sie sich mit gesenktem Kopf wieder in Bewegung. Sie sollte vielleicht mal in einer Kneipe nachfragen, wo sie gelandet war, kam das Offensichtliche für ihr Gehirn doch einfach nicht in Frage. Wieso hatte sie auch ihr Handy im Auto gelassen? Klar, sie brauchte es sonst nie, allerdings wäre es jetzt überaus praktisch gewesen. Innerlich seufzte sie, als sie plötzlich mit jemandem zusammen stieß und schmerzvoll auf dem Hintern landete. *Also kein Traum.*, stellte sie in Gedanken fest, hätte das sie doch sonst nun aufwecken müssen.

"Hey, Kleine. Du brauchst mir doch nicht direkt zu Füßen zu liegen.", erklang eine männliche Stimme belustigt vor ihr, "Hätte ich gewusst, wie die Frauen hier auf Myriv drauf sind, wäre ich schon eher hergekommen." "Du Idiot könntest ja auch aufpassen, wohin du läufst.", giftete sie zurück und hob den Blick. Sie erstarrte förmlich. Wie oft hatte sie heute schon gedacht, dass etwas nicht möglich und zu verrückt war, um wahr zu sein? Jetzt war sie definitiv am Gipfel angekommen.

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