Die Last der Vergangenheit

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Eine junge Frau saß in einer Zelle. Sie wusste, was ihr bevorstand und hatte ihr Schicksal akzeptiert. Für sie war alles so in Ordnung, wie es kommen würde. Das unwiderrufliche Ende, was jeder eines Tages begrüßen musste... Gepolter aus dem Gang, erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie nahm Schritte wahr und erwartete einen der Soldaten. Ihr war nichtmal klar, ob es jeden Tag der selbe war, der zu ihr kam und es interessierte sie auch nicht, sahen die für sie sowieso alle gleich aus. Als die Tür sich öffnete, hielt sie es darum auch nicht für nötig aufzuschauen.

"Hey, keine Angst. Ich hole dich hier raus.", erklang eine männliche Stimme. Verwundert hob sie doch den Kopf. Im schummrigen Licht erkannte sie nicht besonders viel. Lediglich, dass er einen Hut trug, war eindeutig auszumachen und dass er scheinbar Hitzewallungen hatte, da er obenrum ohne Shirt oder ähnliches rumlief. Misstrauisch verengte sie die Augen. "Fass mich nicht an.", zischte sie drohend. Er hockte sich vor sie und öffnete die Ketten, welche die Gefangene am Boden hielten. "Dann steh auf und komm mit.", forderte er gelassen. "Nein.", sagte sie knapp. "Der Kahn hier wird gleich versenkt. Also los.", stand er bereits auf. "Ich denk nicht dran.", schnappte sie und drehte den Kopf zur Seite. "Wenn das so ist.", grinste er breit. Bevor sie sich versah, hatte er sie über seine Schulter geworfen und eilte mit ihr den Gang entlang. Kurz war sie verblüfft, fing sich allerdings augenblicklich wieder. "Lass mich runter!", empörte sie sich. "Gewiss nicht, Kleine.", meinte er belustigt. "Was fällt dir ein?!", keifte sie sauer. "Ganz ruhig. Es ist ein Befehl von Vater, dass wir dich retten sollen.", erklärte er gelassen. In dem Moment hätte es ihr eigentlich auffallen müssen, wer sie gerade verschleppte, aber das tat es nicht. "Ich muss nicht gerettet werden!", schrie sie, doch er reagierte nicht weiter und ignorierte ihre Proteste samt dem Gezeter.

"Ich hab sie.", kam er breit grinsend an Deck, wo bereits einer seiner Nakama auf ihn wartete. Alles, was sie aus ihrer vorteilhaften Position sehen konnte, waren seine Füße an denen er Sandalen trug. "Was ist denn mit ihr los?", erkundigte sich der Blonde, aufgrund ihres Geschreis, verwundert. "Sie hat wohl was gegen die Rettung.", stellte der Sommersprossige fest und der Ältere sah ihn kurz überrascht an. "Wie dem auch sei. Ab auf die Moby.", nickte er dorthin. Die beiden Kommandanten sprangen auf das größere Schiff, während das von der Marine langsam im Meer versank. Unsanft ließ der Schwarzhaarige die junge Frau vor dem Kapitän auf den Hintern plumpsen. Desinteressiert sah sie den großen Mann von sich an und ihr wurde klar, wo sie gelandet war. Ockerfarbene Augen ruhten amüsiert auf ihr, der weiße Schnauzer erinnerte an einen Sichelmond und seine Ausstrahlung fürchte jedem normalen Menschen auf jeden Fall Furcht ein.

"Schön, dich wohlauf hier begrüßen zu können, mein Kind." Bei der Bezeichnung schnaubte sie auf, zog dann die Kette der Handschellen unter ihrem Po durch und anschließend ihre Beine raus. Schwungvoll erhob sie sich und funkelte den alten Mann wütend an. Dieser musterte sie aufmerksam. Er wusste, dass sie neunzehn war. Ihre langen, blonden Haare, die ihr sonst bis über den Hintern reichten, waren sehr durcheinander, verfilzt und standen nur so vor Dreck und ihre blauen Seelenspiegel leuchteten vom Zorn erfüllt. Bekleidet war sie lediglich mit einem grauen, knielangen Kleid, was wohl mal weiß gewesen sein musste. Nun war es allerdings völlig verdreckt von Schmutz und Blut. Seestein Handschellen waren ihr angelegt worden und sie hatte, soweit es ging, ihre Arme unter der Brust verschränkt. Alles in allem war sie nicht in bester Verfassung. Doch dafür, dass sie längere Zeit gefangen gehalten wurde, sah sie noch erstaunlich gut aus.

"Ich kann nicht behaupten, dass mich dieser Umstand sonderlich freut. Also, wozu diese Entführung? Was erhoffst du dir davon?", reckte sie auffordernd das Kinn. Der Kapitän lachte schallend auf. "Dich hat niemand entführt. Du wurdest gerettet, mein Kind.", stellte er klar. "Nenn mich nicht so.", zischte sie ihn geradezu an. "Wie soll ich dich dann nennen? Isis ist doch wohl nicht der Name, den die deine Eltern gegeben haben, oder?", erkundigte sich der Kaiser. "In der Tat nicht. Seren.", sah sie ihm fest in seine ockerfarbenen Augen. "Also dann, Seren. Du bist vorerst unser Gast.", verkündete er gelassen. "Gast?", kam es tonlos von der Blondine und er nickte zur Bestätigung. "Dann kann ich auf der nächsten Insel gehen.", schlussfolgerte sie darauf. "Nein, das kannst du nicht. Wir wollen ja nicht, dass die Marine dich wieder in die Hände bekommt. Du wirst hier bleiben.", taxierte sein Blick sie regelrecht und ihre Miene verfinsterte sich weiter.

"Wer gibt dir das Recht dazu, alter Mann?", wollte sie abfällig wissen. Der Kommandant, neben ihr, griff ihr in die Haare, riss ihren Kopf nach hinten und sah sie wütend an. "Pass auf, was du sagst, Mädchen. Etwas mehr Respekt. Oder weißt du nicht, vor wem du stehst?", knurrte er sauer. "Lass sie los, mein Sohn.", wies der Yonko ihn an. Mit einem Ruck nahm er seinen Arm zurück und ihre Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Kapitän. "Ich weiß sehr wohl, bei was für einem Verein von Nichtsnutzen und Idioten ich hier gelandet bin. Ihr habt alle Wahnvorstellungen und nennt den alten Knacker deswegen 'Vater'." Während ihrer Worte war der Schwarzhaarige vor sie getreten, was sie allerdings nicht beeindruckte. Kaum hatte sie geendet, schlug er ihr mit seinem Handrücken hart ins Gesicht und ihr Kopf ruckte leicht zur Seite. Desinteressiert schaute sie lediglich an ihm vorbei und das machte ihn tatsächlich noch wütender. "Ace, es reicht.", erklang die Stimme von Edward. Widerwillig trat der Hutträger zurück neben die junge Frau. "Du solltest den Welpen besser erziehen, Whitebeard. Irgendwann gerät er mit seinem Aggressionsproblem an den Falschen und dann ist es aus.", stellte sie trocken fest. "Wie bitte?!", kam es da auch schon erbost von rechts. Gelangweilt sah sie zum Sommersprossigen. Den Kerl zu provozieren, war dermaßen leicht, dass sie keinen wirklichen Spaß daran hatte. "Hast du mich gerade als Hund bezeichnet?", verengten sich seine Irdenen zu Schlitzen. "Eher als räudigen Köter.", grinste sie fies. Postwendend traf sie seine Faust, was ihr Haupt zur Seite schnellen ließ. "Ace, ich hab..." Weiter kam der Kapitän nicht.

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