Anfang oder Ende

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Seren hatte die nächsten Tage noch mehrmals versucht, mit Ace zu reden, aber er war stur geblieben. Der Sommersprossige konnte einfach nicht mit ihr darüber sprechen, was mit ihm los war und so machte er sich kurz nach seinem Siebzehnten alleine auf den Weg.

Die junge Frau spürte bereits nach nichtmal einer Woche, wie sehr sie ihn vermisste und dass alles auf der Insel sie an ihn erinnerte, machte es ihr nicht leichter. Auch wenn Ruffy ihr angeboten hatte, dass sie ja mit ihm kommen könnte... So lange würde sie es niemals aushalten, noch abzuwarten. Also beschloss sie, einige Tage nachdem der Ältere es getan hatte, selbst Segel zu setzen. Ihr kleiner Bruder war zwar traurig, doch konnte er verstehen, dass sie endlich frei sein wollte. Dass sie in Wirklichkeit wegen Herzschmerz dort weg musste, verschwieg sie. Sie liebte Ace. Doch er sie nicht. Das war eine traurige Tatsache, wäre er doch sonst niemals ohne sie losgesegelt. Ob sie ihn jemals wiedersehen würde? Mit diesem Gedanken wurde die Insel immer kleiner.

***

Die Blondine schlenderte gerade durch die Straßen einer kleinen Stadt. Ihre Haare waren zum Dutt gedreht, dazu trug sie ein hellblaues Hemd, flache Schuhe und eine Jeans bis über die Knie. Ihren Hals zierte eine silberne Kette, deren Anhänger mit einem Tribal Muster verziert war, was stark an Flammen erinnerte. Das Schmuckstück war ihr einmal in die Hände gefallen, als sie etwas in ihrem Rucksack suchte. Sie hatte vor drei Tagen hier angelegt und schon einiges an Aufsehen erregt. Gestern wurde mit der Zeitung ihr erster eigener Steckbrief veröffentlicht. 'Isis die weiße Flamme. Tot oder lebendig. 50.000.000 Berry' Der Name gefiel ihr. War wohl das erste Mal, dass die Marine etwas zustande brachte, was sie gut fand.

Die Bewohner waren noch immer in Aufruhr, weil eine weißhaarige Frau die Basis auf der Insel dem Erdboden gleich gemacht und gleichzeitig alle Gefangenen befreit hatte. Der Befehlshaber war korrupt. Ein echter Verbrecher. Er betrieb Sklavenhandel. Genug Grund für Seren zu tun, was sie getan hatte. Natürlich wusste niemand, dass sie es gewesen war, hatte sie ja ganz anders ausgesehen, aber das war ihr egal. Die Verbrecher hatten ihre Strafe bekommen und darauf kam es an. Ein braunhaariger älterer Mann kam aus Richtung Hafen gelaufen und blieb schnaufend stehen. "Marine.", brachte er japsend hervor. Die junge Frau sah den Weg entlang, den er gekommen war und da erkannte sie auch schon die Verkörperungen der sogenannten Gerechtigkeit.

Der Bürgermeister des Ortes ging auf die Neuankömmlinge zu. An ihrer Spitze stand ein Mann mit schwarzen Haaren, braune Augen und einem grimmigen Gesicht. Er trug einen weinroten Anzug und am Hals war ein Stück von einem Tattoo zu sehen. Auf dem Kopf hatte er eine Kappe mit der Aufschrift 'Marine'. "Liefert uns die Gesuchte Isis aus, dann passiert niemandem etwas.", sagte er kühl. "Wir wissen nicht, wo sie ist. Wieso wird sie überhaupt gesucht?", kam es von seinem Gegenüber. "Wegen dem Verbrechen hier. Die Zerstörung der Basis.", stellte er fest. "Das war kein Verbrechen!", rief jemand aus der Menge. "Genau! Sie hat den Menschenhandel gestoppt und für Gerechtigkeit gesorgt!", erklang eine Frauenstimme. Sofort pochte eine Wutader an der Stirn des Admirals. "Piraten Sympathisanten.", knurrte er.

"Lass die Leute in Ruhe, du roter Köter!", blaffte die Weißhaarige. Seren war kurz in einer dunklen Seitengasse verschwunden und schob sich nun als Isis durch die Menge. "Du bist also doch hier.", stellte Sakazuki argwöhnisch fest. "Niemand hat behauptet, dass es anders ist, also verdreh nicht die Tatsachen.", sagte sie kühl, als sie vor ihm stand. "Was willst du von mir?", reckte sie ihr Kinn ein Stück. "Du bist hiermit festgenommen.", verkündete Akainu. "Wer sagte, dass ich das zulasse?", zuckte sie grinsend mit den Schultern. "Männer! Anlegen!", kam der Befehl. Die roten Seelenspiegel weiteten sich, erkannte sie doch, dass sie schnell aus der Menschenmenge heraus musste, denn das war zu gefährlich für alle Umstehenden. Mit einem Satz sprang sie auf ein Dach und direkt weiter zum nächsten. "Sofort hinterher!", hörte sie noch den Befehlshaber hinter sich brüllen.

***

Auf einer Wiese außerhalb der Stadt blieb sie stehen und wirbelte herum. "Festnehmen, Männer!", kam es direkt von Sakazuki. Die junge Frau verdrehte die Augen. "Abgelehnt.", sagte sie ernst. "Dann ist wohl heute dein Todestag.", versuchte er ihr zu drohen. Der Admiral hob die Hand, woraufhin die Soldaten die Weißhaarige umstellten und sich schussbereit machten. "Dazu müsstet ihr erstmal treffen.", meinte sie gelassen. "Feuer!", schauten seine Irdenen ausdruckslos in ihre. Sie hielt ihre Hände neben sich, während ihr schnell "Polarlichter!" über die Lippen kam. Eine unsichtbare Kuppel bildete sich um sie und da, wo die Kugeln auf diese trafen, flackerte es regenbogenfarben auf. Nach kurzer Zeit klickten die Gewehre nur noch. "Da ist euch wohl die Munition ausgegangen.", stellte sie amüsiert fest. "Uns wurde zwar befohlen, dich festzunehmen, aber Unfälle passieren.", grinste der Admiral sie böse an. "Tz. Mir machst du keine Angst, Akainu.", knurrte sie schon fast und nahm Kampfhaltung ein.

Magma und weiße Lichtkugeln flogen durch die Luft. Binnen kürzester Zeit war nichts mehr von dem grünen Gras zu sehen. Der Mistkerl machte selbst vor seinen eigenen Männern keinen Halt. Die Meisten von denen konnten jedoch rechtzeitig ausweichen. Dann flog die Magma Faust, der sie geradeso aus dem Weg gesprungen war, auf einen ziemlich jungen Kadetten mit blauen Haaren zu, der vor Angst gelehmt dort stand. Ohne einen Gedanken zu verschwenden, stürzte Isis zu ihm und stieß ihn zur Seite. Die Attacke streifte ihren Arm und sie schrie auf. Der Schmerz, der ihren Körper durchflutete, drohte ihr im ersten Moment die Sinne zu nehmen, so gewaltig brach er über sie herein. Der Blauhaarige schaute geschockt zu ihr hoch. "Wieso?", brachte er nur hervor. "Du hast den Tod nicht verdient.", lächelte sie einfach. Ungläubig glotzte er sie an und zuckte zusammen, als ein markerschütternder Schrei ihre Kehle verließ. Sie hatte schon immer gewusst, dass ein Augenblick der Unachtsamkeit über Sieg oder Niederlage entscheiden konnte. Den Angriff hatte sie noch gespürt, doch zu spät und so hatte er sie am Bein erwischt. Wohl schlimmer als am Arm, wenn man den Schmerz verglich. Die junge Frau fiel auf die Knie, stützte sich mit ihrer Linken ab und die Finger gruben sich verkrampft in den Dreck. Sie schaute zu ihrer rechten Schulter und ihre Augen wanderten ein Stück hinunter, worauf sie sich weiteten. Das sah überhaupt nicht gut aus. Eine sehr üble Verbrennung und die Wunde blutete auch noch stark.

"Noch immer Einwände, Isis?", erklang es vom Befehlshaber. Den Spott hörte sie genau aus seiner Stimme heraus. Strauchelnd erhob sie sich und wog ihre Möglichkeiten ab. Sterben. Gefangenschaft. Flucht. Mehr gab es nicht. Schwer schluckte sie. "Fick dich, Arschloch.", presste sie geradeso heraus und der Admiral sah sie verdutzt an. Den Grund für seine offenkundige Verwunderung kannte sie nicht, wäre er ihr auch völlig egal. Die Weißhaarige stürzte los in Richtung Wald. Sofort fing der Marine sich wieder und folgte ihr mit seinen Männern.

***

Im Zick Zack lief sie durch die Bäume, die ganze Zeit von Kugeln und glühendem Gestein verfolgt. Einige Schüsse hatten sie schon getroffen, reichte ihre Energie doch für die Barriere einfach nicht aus. Alle Willenskraft war darauf gerichtet, ihren Körper weiter voran zu treiben und nicht das Bewusstsein zu verlieren. Ihre Sicht verschwamm immer mehr und der Blutverlust machte ihr schwer zu schaffen. Doch Aufgeben war einfach keine Option, denn dann würde sie hier den Tod finden. Die junge Frau konnte schon das Ende des Waldes ausmachen und sah vereinzelt das blaue Meer. *Das Sinnbild für Freiheit.* Gleich wäre sie dort, würde einfach hinein laufen und sich ihrem Schicksal ergeben. Lieber aufrecht stehend in Freiheit sterben, als auf den Knien oder in einer Zelle.

***

Ein junger Kapitän stand gerade am Strand einer Insel. Sie hatten weit von der Stadt entfernt angelegt, um kein Aufsehen zu erregen. Ihre Vorräte waren wieder aufgefüllt und so konnten sie sich endlich wieder auf den Weg zur Grandline machen. Die Crew hatte alles soweit für die Weiterfahrt vorzubereiten. "Käpt'n, wir können!", teilte einer aus der Mannschaft ihm mit. Doch lag seine Aufmerksamkeit gerade wo anders. Seit einer Weile waren Schüsse aus dem Wald zu hören, die näher kamen, genauso wie die Rauchsäulen, von denen sich immer mehr in den Himmel erhoben. Die Silhouette einer Frau tauchte zwischen den Bäumen auf. Keine Minute später erkannte er, dass ihre Beine sie wohl nicht mehr lange zu tragen schienen und sie blutüberströmt war. "Notfallmanöver! Schnell, beeilt euch.", brüllte er über die Schulter und lief auf sie zu.

Er wusste selbst nicht, was ihn da gerade ritt, eine Fremde zu retten. Doch sich umdrehen und die Augen verschließen, konnte er auch nicht. Sie fiel schon und es gelang ihm noch geradeso, sie zu fangen. Sein Blick huschte in den Wald und er sah die weiß blauen Uniformen. Der junge Mann verzog das Gesicht und hielt seine Rechte vor sich. Seren war am Ende ihrer Kräfte angelangt, ihre Augen waren bereits geschlossen und die erlösende Ohnmacht griff nach ihr.

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