Tauriel

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» Du...wieso hast du mich nicht gerettet?« Die kleine Gestalt zitterte am ganzen Körper und spürte, wie sein Leben entrann. Ohnmächtig und unfähig zu handeln starrte Tauriel den vor ihr liegenden Zwerg an. » Neeeeeein, Kili, verlass mich nicht...« schrie die Elbin, aber kein Ton entwich ihrer Kehle. Die Szene veränderte sich und Tauriel stand vor einem Hügel, der mit unzähligen Blumen bedeckt war. Am Fuße des Hügels ragte ein massiver Stein aus der Erde. Tauriel starrte auf die Inschrift und erkannte: " Hier ruht Kili, Schwestersohn des Thorin II. und Erbe des Königreichs Erebor". Wut stieg in Tauriel hoch. Sie zückte ihre Klinge und kratzte schwerfällig neue Buchstaben in den Stein.
» He, was machst du da, du elbische Hure?!« blaffte sie ein kleiner kräftiger Zwerg an, der plötzlich hinter ihr stand. Ehe sie antworten konnte, sah sie wie der Zwerg seine Axt über den Kopf hob und sie über Tauriels Gesicht nieder fahren ließ....
Schreiend schreckte Tauriel auf und saß kerzengerade in ihrem Bett. Sie war schweißgebadet und keuchte in heller Aufregung. So einen Albtraum habe ich schon lange nicht mehr gehabt...Es war nur ein Traum, aber doch so real.., dachte Tauriel und wischte mit der Hand über ihre Stirn um den Schweiß dort los zu werden. Unruhig zog sie einen dünnen Mantel aus Seide über ihr Nachtlkleid und ging schwerfällig zum kleinen Fenster in ihrem Schlafzimmer. Draußen standen zahllose Sterne am Himmel und während Tauriel die frische Luft zur Beruhigung einatmete, sah sie einen Sternenschauer direkt über dem Grünwald. Sie schloss für einen Moment die Augen und wünschte sich etwas. Ich wünsche mir, zu vergessen.
Auch nach beinahe 200 Jahren konnte Tauriel nicht vergessen, was am Rabenberg bei der Schlacht der Fünf Heere geschehen ist. So lebendig waren die Bilder der Schlacht. Tauriel dachte zurück an Kilis letzten Blick, der ihr das Herz zerriss. Sie hatte damals ihre große Liebe verloren...Denn obwohl sie den Zwerg nicht lange gekannt hatte, empfand sie viel für ihn und der Schmerz und sein Tod vervielfachte ihre Liebe zu ihm.
Tauriel wandte sich wieder vom Fenster ab und beschloss sich anzuziehen. Bald würde es dämmern und ein neuer Tag im Reich der Waldelben erwachen.
Sie entschied sich für ein dünnes grünes Lederhemd sowie eine grün schimmernde Hose. Auf ihren Waffengurt verzichtete sie heute. Es herrscht Frieden. Obwohl Legolas durchaus ein paar Schnittwunden verdient hätte für seine lange Abwesenheit. Er war nicht für mich da...Nie.
Tauriel unterbrach ihre Gedanken und warf sich einen Mantel über. Die Kapuze streifte sie sich über das leicht zerzauste Haar und ging zur Tür ihrer Wohnung hinaus. Die Elben im nördlichen Grünwald lebten schon seit Jahrtausenden in den Bäumen des Waldes und errichteten prachtvolle Hallen und Lebensbereiche in den Kronen der Bäume. Tauriels Gemächer lagen am äußersten Rand des Waldlandreiches, am Haupttor, denn als Kommandantin der Wache hatte sie jeden Morgen dafür Sorge zu tragen, dass alle Posten rund um das Reich besetzt waren. Zudem holte sie sich Meldung bei den Patrouillen rund um den Wald und jenen Kundschaftern außerhalb des Waldes. Heute sollte Tauriel den Offizier Gáldrin empfangen, der von einer Aufklärungsmission von den Nebelbergen zurückgekehrt war.
Mit schnellen Schritten überquerte die Kommandantin die Hängebrücke zum ersten Wachposten am Tor. Die beiden Elbenkrieger standen bereits still und salutierten vor ihrer Befehlshaberin. » Rührt euch, meine Krieger. Gab es Vorkommnisse in der Nacht?« fragte Tauriel den größeren der beiden Elben, dessen langes weißes Haar bis zur Hüfte langte. Er blickte ernst durch das Visier seines Helmes. » Wir sind uns nicht sicher, einige Späher melden umherstreunende Gestalten an den Grenzen des Waldes. Bevor sich meine Männer ihnen nähern konnten, verschwanden sie wieder spurlos.« Der Elb wirkte sichtlich angespannt. Tauriel runzelte die Stirn und überlegte kurz, ob diese Nachricht nun beunruhigend oder belanglos war.
» Bringt den Späher, der diese Gestalten entdeckt hat, in die Kommandohalle. Ich werde ihn dort empfangen . Ist Gáldrin bereits eingetroffen ? « fragte Tauriel den bisher stumm gebliebenen Soldaten.
» Ja, er erwartet Euch in der Halle, Kommandantin.«
Tauriel verabschiedete die beiden Soldaten und setzte ihren Rundgang zur Halle fort. Diese lag hoch oben über dem Haupttor und diente in Kriegszeiten zur strategischen Koordination der Streitkräfte der Elben. Aber auch in Zeiten des Friedens tagte dort die militärische Führung der Waldelben und deren Verbündeter. Lediglich König Thranduil ließ sich noch nie in der Halle blicken. Er bevorzugte es , seine Kommandanten und Offiziere in die Königshalle im Zentrum des Waldlandreiches zu zitieren.
Tauriel blieb auf halbem Weg auf der Brücke zur Kommandohalle stehen und blickte hinunter auf den Verzauberten Fluss, der sich vor dem Haupttor seinen Weg bahnte. Seit meiner Begnadigung bin ich recht selten beim König gewesen. Jetzt, wo sein geliebter Sohn wieder bei ihm ist, werde ich ihn wohl oder übel öfter zu Gesicht bekommen.
Gerade als sie ihren Weg zur Halle fortsetzen wollte, berührte eine starke Hand ihre Schulter. Tauriel fuhr schlagartig herum und griff vergeblich an ihre Hüfte, um eine Klinge zu ziehen.
Der Störer war kein Geringerer als Legolas Grünblatt. Breitgrinsend stand er vor Tauriel und war sichtlich amüsiert, sie derart erschreckt zu haben. » Schleich-dich-nie-wieder-so-an!!!«, fauchte Tauriel ihn an und atmete tief durch.
» Ach Tauriel, hab dich nicht so. Es hat schon als Kind Spaß gemacht, sich an dich ran zu schleichen. Für eine Elbin bist du ziemlich schwerhörig.« Legolas grinste über beide Ohren und Tauriel bewunderte seine ansehnlichen Gesichtszüge. Nein, du bist sauer auf ihn, zeig ihm bloß nicht, dass du ihn vermisst hast, ermahnte sich Tauriel selbst.
» Ich sehe du bist auf dem Weg zur Kommandohalle, Kommandantin der Wache «, sagte Legolas und betonte das Wort Kommandantin leicht spöttisch.
» Im Gegensatz zu dir bin ich nicht nur 200 Jahre lang herumgestreunt.«
Legolas kniff die Augen zusammen und warf Tauriel einen bösen Blick zu.
» Ich hatte wichtige Missionen zum Wohle Mittelerdes. Nicht zuletzt in Zeiten des Ringkrieges habe ich mich um die Sicherheit der freien Völker verdient gemacht«, erwiderte Legolas auf Tauriels Vorwurf. » Was hast du in den letzten Jahren gemacht, Tauriel?«
» Das ist eine lange Geschichte. Ich habe im Moment keine Zeit für so etwas. Nur so viel: Ich habe auch im Ringkrieg gekämpft. Du bist nicht der einzige Held Mittelerdes .«
Mit diesen Worten ließ Tauriel Legolas auf der Brücke stehen und ging in Richtung der Halle. Schwingend öffneten sich die Türen, nachdem sie an die Pforte klopfte. Im Inneren der Halle verzierten riesige Teppiche mit Stickereien aus tausend Jahren Elbengeschichte die Wände. Auf einem großen runden Tisch aus massiver Eiche stapelten sich Landkarten und Nachrichten, die auf Pergament verfasst wurden. Um den Tisch herum standen mehrere Stühle, wobei einer von ihnen leicht erhöht platziert worden ist. Tauriel ging auf diesen Stuhl zu und nahm Platz. Die anderen führenden Militärs trafen nach und nach grüppchenweise ein , nur einer war bereits da und unterhielt sich angeregt mit einem älteren Elben, der ein Heiler zu sein schien, denn er verband den Arm des Kundschafters Gáldrin.
Tauriel wartete bis die Verarztung beendet war und griff zu einer Landkarte, um sich die Zeit zu vertreiben. Die Karte zeigte den gesamten Norden Mittelerdes mit den eingezeichneten Handelsrouten.
Sie ist nicht mehr auf dem aktuellsten Stand, bemerkte die Kommandantin und griff zur Feder, um einen neuen Punkt einzuzeichnen. Das alte Zwergenreich Gundabad war auf Befehl des Zwergenkönigs Thorin III. vor einigen Monden neu befestigt worden und sollte den Zwergen als Ratszentrum und zur kulturelle Riten-Pflege dienen. So hatten es zumindest die Späher berichtet. Tauriel gefiel diese Entwicklung überhaupt nicht. Wir haben bereits jetzt eisige Beziehungen zu den Zwergen Erebors. Sie zählen nicht zu unseren offiziellen Verbündeten. König Thranduil wird wenig begeistert sein, wenn er erfährt, dass die Zwerge ihre alten Reiche wieder besiedeln.
»Kommandantin Tauriel?«, fragte eine Stimme neben ihr und riss sie aus ihren Gedanken.
» Sei gegrüßt, Gáldrin. Wie ist das mit deinem Arm passiert?«, fragte Tauriel ihren besten Kundschafter besorgt.
» Es war ein schwarzer Pfeil, der mich an den Toren Morias traf. Vermutlich eine versprengte Gruppe von Ork-Goblins, die sich noch in den tiefsten Ecken des Nebelgebirges herum treiben. Ich war gerade auf dem Weg nach Norden, als ich bemerkte, dass das Tor Morias offen stand. Ich schlich mich also heran und was entdecke ich? Zwerge, meine Herrin, Zwerge! Ist das zu glauben? Haben diese kleinen Wichte etwa vor all ihre Reiche wieder zu besetzen? Hörten wir nicht, sie würden weniger werden? Das ist beunruhigend.«
» Wolltest du mich deshalb so dringend sehen, Gáldrin?«
» So ist es, meine Herrin. Ich bin umgehend umgekehrt und kurze Zeit später traf mich dann dieser Pfeil. Ein erbärmlicher Schütze, keine Frage. Sonst wäre ich jetzt kalt gestellt.«, sagte der Kundschafter und lächelte dabei.
» Unser Glück, dass Orks noch nie gut zielen konnten«, erwiderte die Kommandantin freundlich. Langsam aber sicher hatten sich die führenden Befehlshaber der Waldelben auf ihre Plätze begeben. Hinzu kamen einige Abgesandte aus dem südlichen Waldlandreich, das Teil von Lórien, Celeborns Reich, war sowie aus Imladris. Tauriel vermisste Haldir schmerzlich. Er ist ein hervorragender Kommandeur gewesen und sie hatten gemeinsam einige Schlachten geschlagen. Sie hatte sich fest vorgenommen, sein Grab in Lothlórien zu besuchen, sobald sie es einrichten konnte. Auf Haldirs Stuhl nahm heute ein anderer ehrwürdiger Krieger der Elben Platz. Glorfindel aus Bruchtal kämpfte bereits in den frühen Jahren des Dritten Zeitalters gegen den Hexenkönig von Angmar und diente Herrn Elrond lange Jahre als Berater. Sein silbern schimmerndes Haar reichte ihm bis zu den Schultern und bedeckte seine schweren Schulterpanzer.
Tauriel klopfte mit ihrer geballten Faust stark auf den Tisch, um die Aufmerksamkeit der versammelten Elben zu bekommen. Nach und nach beendeten die Elbenkrieger ihre Gespräche und Stille trat ein.
» Willkommen, Kommandanten der Waldelben und ein besonderes Willkommen an unsere Gäste aus Lórien und Imladris.«, erhob Tauriel die Stimme. » Ich freue mich, dass am heutigen Tage alle führenden Krieger der verbliebenen Elbenvölker den Weg ins Waldlandreich gefunden haben.« Die Kommandantin hielt kurz inne und blickte in die Gesichter der Elben. Einige wirkten angespannt, andere eher gelangweilt.
» Der Grund für unser heutiges Treffen sind die beunruhigenden Vorkomnisse in unmittelbarer Nähe zu unseren Reichen. Mein oberster Kundschafter Gáldrin berichtete mir heute, dass Zwerge an den Toren Morias gesichtet worden sind. In den vergangenen Wochen erhielten wir zudem Nachricht, dass die alte Zwergen-Festung Gundabad wieder befestigt worden ist. Sagt mir, Glorfindel oder Benelin, habt ihr etwas von den Vorkommnissen mitbekommen?«, fragte Tauriel die beiden Abgesandten aus Imladris und Lórien.
Glorfindel antwortete zuerst. » Herrin Tauriel, seit unser Herr Elrond zu den Unsterblichen Landen aufgebrochen ist, sehen wir in Imladris deutlich weniger als noch zuvor. Allerdings kam vor einiger Zeit, es müssten 30 Jahre bereits vergangen sein, eine Gruppe Zwerge ins verborgene Tal und wir gewährten ihnen unsere Gastfreundschaft. Einer von ihnen behauptete unseren Herrn Elrond persönlich gekannt zu haben. Ich habe mir nichts weiter dabei gedacht und ließ sie mit Proviant weiter marschieren.«
» Dieser Vorfall ist nicht von Belang, macht Euch keine Sorgen, Glorfindel.«, antwortete Tauriel sanft. Der Elb neben Glorfindel räusperte sich.
» Kommandantin, stimmen die Gerüchte? Habt ihr einen Zwerg in Gewahrsam genommen?«, fragte Benelin, der Abgesandte aus Lórien.
» Ja, es befindet sich ein Zwerg in unserer Obhut. Allerdings ist er ein enger Freund des Prinzen und ist deshalb nach einer kurzen Befragung wieder aus dem Verlies entlassen worden. König Thranduil hat jedoch angeordnet, dass der Zwerg vorerst nicht das Waldlandreich verlassen darf.«, antwortete Tauriel. Benelin schien diese Antwort etwas zu beunruhigen, denn er verzog das Gesicht und wollte bereits protestieren, als von draußen ein Hornstoß erklang. Alle Ratsmitglieder schreckten hoch, einige wären fast von den Stühlen gefallen. Glorfindel sah Tauriel verwirrt an. » Was bedeutet das? Kehren Eure Späher zurück, Kommandantin?« Ehe Tauriel antworten konnte, ertönten zwei weitere Hornstöße. Tauriel sprang auf. » Das muss ein Irrtum sein, hier erlaubt sich jemand einen bösen Scherz. Ich sehe nach, was vor sich geht. Gáldrin, Glorfindel und Benelin begleitet mich.« Die Ratsmitglieder sprachen in heller Aufregung durcheinander, während Tauriel mit ihren Begleitern die Halle verließ. Draußen waren bereits scharenweise Truppen unterwegs. Sie wusste, dass das Hornsignal vom östlichen Wachturm kam, aber sie konnte nicht glauben, dass es zu feindlichen Auseinandersetzungen kommt. Es herrscht doch Frieden. Verdammt, wenn man einmal seinen Schwertgurt benötigt, hat man ihn natürlich nicht dabei, dachte Tauriel angefressen. Entschlossen schritt sie voran von der Kommandozentrale aus in Richtung des östlichen Tores. Ihre Begleiter waren dicht an ihrer Seite und von allen Wegen strömten die Krieger des Waldlandreiches heran. Das Tor war bereits in Sichtweite und die Kommandantin erkannte, dass ihr König bereits auf dem Wehrgang über dem Tor stand.
» Na das kann ja heiter werden«, sagte Tauriel zu Gáldrin und forderte ihn auf ihr seinen Dolch zu überlassen. » Meine Herrin, natürlich könnt ihr ihn haben. Aber verliert ihn bitte nicht. Er ist ein Erbstück«, sagte Gáldrin und reichte Tauriel den Gurt mit dem Dolch darin. Die Kommandantin nahm den Dolch dankend an und band sich den Gürtel um. » Ich passe gut auf ihn auf, versprochen. Und jetzt sehen wir mal nach, wer da an unsere Tore klopft.« Tauriel ging los in Richtung ihres Königs. Zahlreiche Bogenschützen hatte bereits Stellung bezogen, sowohl auf dem Wehrgang als auch an den jeweiligen Ufern des Flusses hinter dem Tor. An eben dieser Stelle kämpfte Tauriel vor langer Zeit gegen Bolg und die anderen Orks, die das östliche Tor Richtung Seestadt überfallen hatten.
Legolas stand hinter seinem Vater und hob die Hand, als er Tauriel ankommen sah. In seinem Gesicht spiegelte sich Trauer und Wut wider, doch sagte er nichts.
» Sieh an, meine Erste Kommandantin konnte es auch einrichten ihr Land zu verteidigen. Wie schön.«, sagte Thranduil und blickte Tauriel finster an. Diese kniete nieder und bat ihren König um Verzeihung. » Wir waren gerade in einer wichtigen Besprechung als wir die Hornsignale hörten. Was geht hier vor sich, mein König?«
Thranduil wandte sich von Tauriel ab und blickte hinunter zum Fluss, der in den Großen See mündete. An beiden Ufern des Flusses hatten kleine Ruderboote angelegt, die trotz der Strömung nicht gekentert waren. Thranduil hatte nie damit gerechnet, dass es jemand schaffen würde über den Fluss sein Reich anzugreifen. Kleine, kaum einen Meter große Gestalten legten am Ufer an und warteten womöglich auf das Signal ihres Anführers.
Thranduil drehte sich erneut zu Tauriel und ihren Begleitern um und sagte: » Die Zwerge Erebors statten uns einen Besuch ab.« Er lächelte dabei recht hämisch und brüllte im nächsten Moment seinen Soldaten zu, Stellung zu beziehen. » Spannt eure Bögen! Macht euch kampfbereit!«, schrie er im gebieterischen Ton.
Tauriel musste sich selbst davon überzeugen, dass tatsächlich die Zwerge Erebors für den Alarm verantwortlich waren. Als sie von der Wehrmauer hinunterblickte, erkannte sie kleine stämmige Wesen bis an die Zähne mit Streitäxten, Hämmern und Armbrüsten bewaffnet. Sie trugen alle das Wappen Erebors. In einiger Entfernung zum Tor errichteten sie ein Lager und schlugen Zelte auf. Gerade stieg ein etwas größerer Zwerg in einer goldenen Rüstung aus dem größten der am Flussufer gelegenen Boote aus und stapfte gefolgt von einem Bannerträger und mindestens zehn Speerträgern in Richtung des Tores. König Thranduil ließ sich einen Bogen reichen und legte blitzschnell einen Pfeil auf die Sehne. Der abgeschossene Pfeil pfiff durch die Luft und blieb surrend vor den Füßen des Zwergenanführers im Boden stecken. Die Speerträger warfen sich mit ihren Schilden nach vorne, um ihren König zu schützen, allerdings wären sie nicht schnell genug gewesen, wenn der Herr des Grünwaldes sein Ziel hätte treffen wollen. Die Delegation um den Zwerg in goldener Rüstung blieb stehen. » So begrüßt Ihr also Eure Gäste, Thranduil aus dem Waldlandreich. Eure Gastfreundschaft ehrt mich. Erlaubt mir doch ein wenig näher zu treten, damit ich hier nicht so rumbrüllen muss und Eure spitzen Ohren mich besser verstehen.« Der Zwerg grinste breit und Tauriel ahnte böses bei dieser Konfrontation zwischen den Königen der Elben und Zwerge.
Thranduil blieb erstaunlicherweise recht gelassen und antwortete auf die Provokation des Zwerges: » Wieso sollte ich Euch willkommen heißen? Habt ihr erneut Eure Heimat verloren? Ich sehe, Ihr steht eurem Namensvetter und Vorfahre Thorin II. in nichts nach, König unter dem Berge.« Den Königstitel sprach Thranduil mit aller ihm möglichen Verachtung aus, um den Zwerg weiter zu provozieren.
Auf die Entfernung konnte Tauriel nicht genau erkennen, ob das Gesicht des Zwergenkönigs unter dem goldenen Panzerhelm vor Zorn errötete, allerdings wurde der Ton unter den Königen nun deutlicher rauer.
» Mein Vater hatte also Recht, was Euch angeht. Ihr seid ein irrer Waldland-Kobold!! Erspart uns die Förmlichkeiten und kommen wir zur Sache.« Thorin III., Sohn des Dain Eisenfuß, trat mit seiner Eskorte bis kurz vor die Mauern und deutete auf König Thranduil. » Ihr wisst genau, weshalb ich hier bin. Ein Rabe brachte uns nach einem Erkundungsflug die Nachricht, Ihr hättet einen Zwerg in Begleitung eures Sohnes festnehmen lassen und haltet ihn auch weiterhin fest. Aus sicherer Quelle weiß ich, dass Gimli, Gloins Sohn, mit dem Elben Legolas seit Beginn des Ringkrieges unterwegs gewesen ist. Gimli ist ein wichtiges Mitglied meiner Sippe und ein Zwerg Erebors. Ich verlange seine sofortige Freilassung! Keine Bedingungen und keine Tricks. Wie klingt das für Euch?«
Thranduil lächelte entspannt, als hätte er es kommen sehen, dass ein Zwergenheer wegen Gimli eines Tages vor seinen Toren stehen würde. » König Thorin, warum sollte ich mit jemandem verhandeln, der mein Reich mit einer Armee bedroht? Zieht Eure Truppen ab und ich denke über den Vorschlag nach. Aber bedingungslos wird der Zwerg mein Reich nie verlassen. Ich fordere etwas, das mir gehört. Euer Vater versprach mir die weißen Steine meiner Familie, doch ich habe sie nie erhalten. Gebt Sie mir und Ihr erhaltet Euren Zwerg. Weigert Ihr Euch, werfe ich Euch den Kopf des Zwerges über die Mauer. Ihr habt die Wahl.« Tauriel konnte nicht fassen, was ihr König wegen ein paar Steine vor hatte. Die Sturheit der Zwerge war überall bekannt. König Thorin würde nie klein bei geben.
» Denkt Ihr das hier wäre meine Armee?! Dann seid ihr dümmer als ihr ausseht, Elb. Ich bin lediglich mit meiner 300 Mann starken Eskorte an Euer Tor gekommen und hatte auf Eure Kooperation gehofft. IHR stellt mir keine Bedingungen! Im Gegenteil, ICH stelle Euch ein Ultimatum: Überdenkt Eure Worte über Nacht noch einmal. Sollte Gimli bei Sonnenaufgang nicht durch dieses Seitentor hier schreiten, werden wir das Waldlandreich bei Sonnenaufgang dem Erdboden gleich machen. Ihr habt die Wahl.« Mit diesen Worte drehte sich der König unter dem Berge um, marschierte zurück zum Lager der Zwerge und ließ die Elben ratlos auf der Mauer zurück...

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Hallo meine Lieben,
Sorry, dass es so lange gedauert hat mit dem neuen Kapitel! Es wurde immer länger und länger :D Ich hoffe es gefällt euch und bleibt weiterhin interessiert an meinen Geschichten aus Mittelerde! :) Über Kommentare und Likes freue ich mich wie immer riesig ! <3
LG ghostwriter9

Der Neue Schatten- Eine Herr der Ringe StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt