Vergangenheit Teil 2

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Diesen Nachmittag lief sie zum Glück trocken nachhause. Sie stand erneut an derselben Ampel und musste unweigerlich an den Gestrigen Moment hier denken, als ihr plötzlich jemand an die Schulter tippte und sie zusammen zucken lies!

„Whaa!",schrie sie leise und drehte sich herum, nur um den Mann von gestern, mit demselben süßen Lächeln wiederzusehen. „Oh, S-sie sind es! S-sie wollen bestimmt Ihren Re-regenschirm wieder!", stotterte sie ein wenig unbeholfen und kramte in ihrer Tasche. Zwar hatte sie nicht damit gerechnet ihn heute wiederzusehen, da sie eine Stunde eher Feierabend hatte, mitgenommen hatte sie ihn für alle Fälle trotzdem.

Nur wenige Augenblicke später hielt sie ihm den Regenschirm vor die Nase und er musste einen halben Schritt zurückweichen, um nicht versehentlich von ihr damit geschlagen zu werden. „Eigentlich wollte ich mich nur vorstellen. Gestern hatte ich es ein wenig eilig und bin nicht dazu gekommen", meinte der Mann und rieb sich verlegen den Hinterkopf, während er mit der anderen Hand den Regenschirm annahm.

„Oh, a-ach so! Ich bin Inko Midoriya, f-freut mich!", stellte sie sich zuerst vor. „Ich bin Toshinori Yagi, freut mich ebenfalls", antwortete er ihr und hatte erneut dieses Lächeln auf den Lippen, bei dem sie am liebsten dahinschmelzen würde.

Jedoch kam es zu keiner weiteren Unterhaltung, weil Toshinori einen unerwarteten Anruf erhielt und sich entschuldigte, weil er schnell weg müsse. Sie wusste nicht, ob es nur eine Ausrede war, doch er wirkte von einer Sekunde auf die nächste total anders. Gestresster. Dennoch lächelte er, während er ihr noch zu winkte und um die nächste Ecke verschwand. Kurz darauf wurde ihre Ampel auch schon grün... Toshinori Yagi also? Den Namen hatte sie noch nie gehört, trotzdem hatte sie das Gefühl, diesen Mann schon einmal gesehen zuhaben. Merkwürdig...

Eben dieser Mann kam am Abend schwer keuchend in seinem Hotelzimmer an und schmiss sich nur noch auf sein Bett. Er konnte und wollte sich nicht mehr bewegen, der Tag war einfach zu anstrengend, doch trotzdem stand er noch ein letztes Mal auf, denn er hatte sich versehentlich auf etwas gelegt, was sich noch in seinen Taschen befand. Hervor holte er seinen schwarzen Regenschirm, welchen er schon beinahe vergessen hatte.

Er ging in sein Bad und wollte ihn zum trocknen offen in die Dusche legen, da fiel plötzlich ein Stück Papier heraus.

Er bückte sich, hob es auf und erkannte eine Visitenkarte. Sie gehörte Inko Midoriya! Hatte sie sie absichtlich dort hineingelegt? Sie wirkte eigentlich viel zu schüchtern für solche Aktionen und trotzdem huschte ihm trotz der Schmerzen ein Lächeln über die Lippen, als er an die hübsche grünhaarige Frau von der Ampel denken musste. Vielleicht, ja vielleicht sollte er es wagen und einfach mal anrufen! Aber erst morgen, er war zu kaputt...

Dafür war das erste was er nach dem Aufstehen tat, ihre Nummer in sein Handy tippen und auf anrufen drücken. Es läutete und mit jedem 'düüüüt' wurde er nervöser, was ihm gar nicht ähnlich sah. Er rief doch bloß eine fremde Frau von der Straße an? Was hatte er zu verlieren? Oder war es womöglich die Tatsache, dass er sie eigentlich ziemlich attraktiv fand, aber keine Erfahrung in diesem Bereich hatte? Das wird es wohl sein, aber eingestehen wollte er es sich nicht. Was hätte seine Meisterin denn zu so einem Verhalten gesagt??

Endlich ging jemand ran! „Rezeption Krankenkasse Shizuoka, wie kann ich behilflich sein?", fragte eine weibliche Stimme von der anderen Seite der Leitung. „Spreche ich mit Inko Midoriya?" „Ja? Mit wem habe ich das Vergnügen?" „Hier ist Toshinori, der Mann von der Ampel! Ich habe Ihre Visitenkarte in meinem Regenschirm gefunden und gedacht, ich rufe einfach mal an!", gestand er aufrichtig. Inko war zunächst verwirrt, damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Wie kam bitte ihre Visitenkarte in seinen Regenschirm? „D-das muss ein Versehen gewesen sein, tut mir wirklich l-leid!", stotterte sie auf einmal, nachdem sie wusste wer dran war. „Das muss es nicht... Aber jetzt wo sie schon mal dran sind, würden Sie vielleicht mal mit mir essen gehen?", fragte er und ihm schlotterten die Knie, während es auf der anderen Seite totenstill wurde.

Wie ein Date? Aber sie war doch verheiratet! Hisashi würde das keineswegs gutheißen, er würde kochen vor Wut... aber er war doch gar nicht da? Verdammt! Was dachte sie da bloß??

„Hören Sie... es tut mir leid, aber ich bin vergeben... Ich wollte wirklich keine falschen Hoffnungen wecken, auch wenn ich furchtbar gerne mit Ihnen essen gehen würde...", gestand sie ihm, denn er wirkte wie ein ehrlicher Mensch. Ein langes Seufzen war zu vernehmen und sie hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen.

Währenddessen hatte er eigentlich nichts anderes erwartet, in der Liebe lief es für ihn nie sonderlich gut. So war das nun einmal als Held, aber für einen ganz kurzen Moment sprudelte ein wenig Hoffnung in ihm hoch. Was hatte er sich da nur wieder vorgemacht?

Er war bereits dabei auf auflegen zu drücken, als sie plötzlich: „Warten Sie!", rief, als hätte sie geahnt, dass er auflegen wollte. „Ich, ähm... um ehrlich zu sein bin ich schon längst nicht mehr glücklich mit ihm... Wenn es hochkommt, sehe ich ihn vier mal ihm Jahr, da er im Ausland arbeitet. Ich bin inzwischen nur noch frustriert und würde tatsächlich ziemlich gerne mit ihnen essen gehen, wenn sie nichts dagegen haben?", erklärte sie und wusste selbst nicht, woher dieser neue Schwung Mut plötzlich kam. Als sie an ihren Ehemann denken musste, wurde sie für einen Augenblick ziemlich traurig, erkannte dann aber die Chance, welche sich ihr gerade bot.

MHA "The True Father" (Beendet!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt