Für @sxmelittlestories: Danke für deine Geschichte
Mir blicken rote Augen umrahmt von dunklen Ringen aus dem Spiegel entgegen. Nach längerem simplem Starren formt sich ein Gedanken: Oh weh, wenn das heute nur gut geht.
Letzte Nacht habe ich den Schaden, den mein schrecklicher Traum angerichtet hat, einzudämmen versucht.
Ein Equi allein hatte es nicht richten können. So habe ich mein blaues Buch unter der Matratze hervor geklaubt. Darin sammle ich mein Merkwürdiges. Maman hatte es mir damals geschenkt. Erst haben wir gemeinsam reingeschrieben, dann ich für mich. Jetzt ist sie mir dadurch nahe. Das und das Formulieren an sich machten mich ruhiger.
Danach war ich ruhig, aber so wach, dass ich mich wieder hinter die Bücher setzte und da weiter machte, bevor mich die Müdigkeit überwältigt hatte.
Eine Pause habe ich mir erst zwei Stunden vor dem Wecker Klingeln gegönnt.
Jetzt wanke ich über den Campus. Angestrengt versuche ich mich aufrecht zu halten. Die schlaflose Nacht fordert ihren Tribut.
Ziel des Vormittages ist, unauffällig zu bleiben und die Prüfung zu bestehen.
Das Nachmittagsprogramm blende ich aus, sonst klappe ich hier und jetzt zusammen.Vor dem Eingang der monströsen Stone Universität komme ich zu einem kurzen Halt.
Dann setzt sich die automatische Drehtüre in Bewegung und schiebt mich zusammen mit anderen Studenten zur Vereinzelungsanlage. Meine Tasche mit den Studienunterlagen wird durchleuchtet und meine Körpertemperatur gemessen. Nur Fieberfreie sind zum Gebäude zugelassen.
Wo muss ich schon wieder hin? Raum-Verschiebungen sind an der Tagesordnung. Nervös scrolle ich durch mein Smartphone und versuche gleichzeitig die Distanzregel zu meinen Mitstudenten einzuhalten. Alles kommt mir heute so unendlich mühsam vor. Es dauert ewig, bis ich mich nicht vertippe und herausfinde, wo mein Ziel ist. Oh, mein Gott, ich bin völlig durch den Wind.
«Aufruf an alle Anwesenden: Versammlung im Auditorium!» Ertönt dröhnend die Durchsage.
Was? Weshalb? Der Fluss der schreitenden Studierenden gerät ins Stocken.
«Aufruf an alle Anwesenden: Versammlung im Auditorium!»
Der Bewegungsfluss aller nimmt eine neue Richtung auf. Automatisch füge ich mich ein und achte für einmal auf meine Umgebung.
Alles sieht speziell ordentlich aus und, oh, auf den Abstellflächen stehen Blumen-Arrangements. Es scheint eine feierliche Veranstaltung auf uns zu warten.
Das Auditorium ist wie ein römisches Theater. Grosse Bühne und kleine, enge Sitzflächen welche wie in einen Berg gemeisselt hintereinander gereiht sind. Ein Maximum an Menschen auf engstem Raum. Ein Relikt vergangener Zeit. Nachdem solche Veranstaltungen einmal verboten waren, sind sie jetzt unter besonderen Voraussetzungen in seltenen Fällen wieder zugelassen.
Am Rand finde ich eine Sitzfläche. Ich bin überfordert. Schnell und flach atmend durchwühle ich gezielt meine Tasche. Da habe ich mein Equi auch schon gefunden. Unauffällig schlucke ich die Pille und atme tief in den Bauch. Meinen Blick richte ich nach vorne und erkenne vier bequeme Sessel und einen Tisch eingepackt in weisses Skirting. Auf dem Tisch sind vier Namensschilder. Als ich sie zu entziffern versuche, lösen sich die Buchstaben vor meinen Augen auf in Punkte.
Resigniert massiere ich mir meine Schläfen und senke den Blick auf meine Knie. Ich will das Ganze nur über mich hinweg gleiten lassen.
«Guten Morgen zusammen». Die weibliche Stimme, die wohl von der Bühne vorne kommt, ist recht angenehm, dennoch starre ich weiter auf meine Knie.
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Lillemors - Wiegenlied
SpiritualLeihmutterschaft, als Gegenleistung für Ausbildung Lillemor ist 20-jährig, eine Low. Sie lebt als Vollwaise in dem ihr zugeteilten Zimmer eines Wohnheims. Sie studiert militärische Strategie, konzentriert sich auf Fakten, ist ehrgeizig und will die...