Kapitel 22

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Katelyn Sanchano
Warum hatte ich es nur gesagt?! Warum habe ich zugestimmt, ein Teil seiner Familie zu werden?!

Verdammt! Wie dumm war ich denn?

Hätte ich es nämlich nicht gesagt, würde ich mich jetzt auch nicht alleine in dem Ankleidezimmer von Ramons Zimmer wieder finden, wo ich gerade überlegte, was ich für das Abendessen später anziehen würde.

Ja, ein Abendessen... mit seiner Familie...

Man konnte mich doch hoffentlich verstehen, wenn ich jetzt vollkommen durchdrehte?!

Ich hatte seine gesamte Familie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Zumindest nicht bewusst. Lediglich sie haben mich gesehen und da waren sie auch nur da, um mich wegen meinen Anfällen ruhig zu stellen. Außerdem ist anscheinend mein Selbstmordversuch nicht gerade unerkannt geblieben. Er hat sich herumgesprochen, ebenso wie jeder weiß, was ich bei diesem Mateo durchmachen musste. So hat es mir zumindest Ivar erzählt, als ich aus Ramons Büro kam und eine halbe Panikattacke wegen des Essens bekommen habe.

Ivar hat mir alles erzählt und mir Ratschläge gegeben, wie ich mich bei dem Essen dann verhalten sollte. Es wird zwar schwer, alles zu machen und zu berücksichtigen, jedoch sollte es nicht unmöglich sein. Die Hoffnung war da, dass es kein vollkommenes Desaster werden würde.

Dennoch machte mich das Abendessen tierisch verrückt, das sogar in weniger als 20 Minuten stattfinden würde. Zwar hatte selbst Ramon versucht mich bei dieser Sache zu beruhigen, jedoch auch ohne Erfolg, wie man vielleicht auch erkannte. Wir hatten noch ungefähr fünf Minuten in seinem Büro gesessen, wo er mir auch gleich von seiner 'brillanten' Idee erzählt hatte, heute zusammen mit seiner Familie zu Abend zu essen.

Er meinte zu mir, dass ich mir nicht so einen Stress machen sollte und nur etwas einfaches anziehen müsste. Immerhin war seine Familie nun auch meine Familie und wir brauchten nicht unbedingt formell zu sein.

Nein, eigentlich nicht, da stimmte ich ihm zu. Nur dachten bei mir sicherlich schon alle, ich sie eine Verrückte, die nicht mehr ihren Namen wüsste. Deshalb war es ja für mich so wichtig, einen guten Eindruck zu machen. Das wichtigste dabei wäre ja eigentlich mich normal zu verhalten und eventuell zu Ramon nicht so zu sein, wie es mir beigebracht wurde. Allerdings war daran nichts zu ändern, weshalb ich mich nun auf mein Aussehen beschränken musste, das ich wenigstens ändern konnte.

Meine Augen flogen weiter durch die Schränke, die die gesamte Wand in beschlag nahmen, die sicherlich drei bis vier Meter lang war. An einer Kleiderstange in der Mitte waren wunderschöne Kleider, davon mehrere in einer schwarzen Hülle verpackt. Die Schränke daneben hatten alle mehrere Fächer, in denen bis oben hin sauber zusammengelegte Kleiderstücke lagen. Ich hatte vorhin mal eins herausgezogen, da ich der Meinung war, dass es mir gut stehen würde. Als ich es dann aufgefaltet in der Hand hielt und eigentlich nur nochmal richtig anschauen wollte, fiel mir an dem Zettel am Kragen auf, von wo dieses wunderschöne Kleidungsstück überhaupt kam.

Louis Vuitton

Ich konnte noch von Glück sprechen, dass kein Preisschild mehr dran war. Ansonsten hätte ich mich vermutlich selbst dafür geschlagen, so ein wertvolles Kleidungsstück überhaupt in meine Hand genommen zu haben.

Ich war weiterhin vertieft darin, die Kleidungen in allen Farben vor meinen Augen anzusehen. Leicht hörte ich das öffnen der Türe, was mich sofort wieder aus der Trance riss.

Mit einem etwas schnelleren Atem lief ich zwei Schritte zurück und schaute mit weit geöffneten Augen zur Türe, in der Ramon mit hochgehobenen Armen stand. Er blieb stehen und schaute mich unschuldig an.

"Ich wollte nur schauen wie weit du bist.", erklärte er sein Erscheinen kurz bevor er auch wieder seine Hände runternahm.

Verstehend nickte ich und hauchte ein kurzes "Okay", heraus. Ich drehte mich wieder zu der Wand und versuchte mich zu beruhigen, doch mit dem Wissen, dass Ramon nur wenige Schritte von mir entfernt war, ließ mich nur noch unruhiger werden.

DON'T TRUST A TRAITORWo Geschichten leben. Entdecke jetzt