Kapitel 33

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Katelyn Sanchano

Nun lag ich hier, in seinen Armen und wusste nicht genau, wie ich mich jetzt verhalten sollte. Es war zwar ein vertrautes Gefühl seine warmen und muskulösen Arme um meinen Körper zu spüren. Doch es war ebenso befremdlich wie es angenehm war, was ich mir auf keine Weise erklären konnte. Ich wollte mein Leben lang weiter in diesen Armen liegen, mich sanft über die Haare und Oberarm streicheln lassen und diesen wunderbaren Geruch in meinem Lungen aufnehmen, der mir schon so oft den Verstand geraubt hatte. Dennoch war da auch noch das andere Verlangen in meinem Inneren, das jede noch so kleine Berührung von Ramon auf meiner Haut sich so anfühlen ließ, als stünde diese Stelle in Flammen. Als würde jemand mit einem Feuerzeug die ganze Zeit in so einem Anstand zu meiner Haut stehen, dass mich die Flamme nicht verbrannte, aber dennoch das Gefühl in mir erweckte, den Grund für die stechende Haut schnell von mir zu schlagen.

Ich versuchte mit aller Kraft das zweite Verlangen in meinem Inneren zu verdrängen und einfach einzuschlafen. Jedoch vergingen die Minuten und ich lag weiterhin mit geöffneten Augen im Bett. Es kostete mich anscheinend zu viel Konzentration mich nicht von Ramon abzuwenden, als erwartet. Mein Blick war auf die dunkle Kommode an der Wand gegenüber von mir gerichtet, die von dem immer weiter sinkenden Mond beleuchtet wurde. Das grelle und doch so leichte Licht hatte noch meine Füße auf dem Bett berührt, als Ramon hereingekommen war. Inzwischen drang das Licht jedoch auch nur noch etwa einen Meter von dem Fenster weg hin. So kam es auch, dass das halbe Zimmer bereits in völliger Finsternis gehüllt war, genauso wie es eben vor wenigen Stunden auch gewesen war. Und dennoch konnte ich in dieser ganzen Zeit kein einziges Auge zuschlagen. Zu sehr beschäftigten mich die vergangenen Ereignisse.

Allein dieses Paket stellte mir so viele Frage, auf die ich keine Antwort kannte. Wer hatte es mir gebracht? Warum hatte ich es bekommen? War es wirklich von Mateo? Doch allein wenn ich nun an diesen Namen dachte, dachte ich nicht nur an die Dinge, die er mir angetan hat, sondern viel mehr daran, weshalb er gerade das für Ramon gemacht hat. Ivar hat mir gesagt, dass Mateo ein Rivale von Rocco ist und Ramon für sich haben wollte, aber warum sollte ein Rivale ein Kind von Ramon Enkel nennen? Das alles ergab doch keinen Sinn. Es wäre gelogen, würde ich sagen, dass ich gegenüber Ramon nicht misstrauisch war. Aber man musste mich doch verstehen?! Wer würde sich gegenüber einem Mann wohl fühlen, der Menschenleben opfert und das nur so zum Spaß. Ein Mann, der mehr Geheimnisse hat als die gesamte Menschheit zusammen. Ich kann nicht leugnen, dass ich so etwas ähnliches wie Gefühle für Ramon hege, doch ich kann mit ziemlicher Sicherheit versprechen, dass ich diesem Mann nicht vertrauen konnte. Ich hatte es bereits einmal gemacht und das hatte mich an den Rand meines Lebens gebracht, mir alles abverlangt und in mir den Wunsch geweckt, zu sterben. Er hat mich geschlagen, Wunden verpasst, die niemals wieder heilen werden, psychisch und physisch. Es stimmte schon, dass er mich einige Male gerettet hat, wofür ich ihm auch ein Leben lang dankbar sein werde, jedoch kann ich deshalb noch lange nicht über die gesamten Schäden hinweg sehen, die er stattdessen an mir angerichtet hat.

Ich konnte keinen Grund nennen, der erklären konnte, weshalb ich mich heute Freiwillig hier hinein gelegt hatte und nur darauf gewartet hatte, dass Ramon durch die Türe kommt und ich mich wieder zwischen seine breiten Arme legen kann- denn dafür gibt es keinen. Und dennoch lag ich hier, atmete diesen gewohnten Geruch ein, der in meinem Inneren für ein wohliges und dennoch bedrückendes Gefühl sorgt. Es war alles so komisch. Es fühlte sich richtig und doch so falsch an...

Ich fühlte mich wie ein Verräter, wie ich hier in seinen Armen lag und ihm nah sein wollte, damit jedoch seine Gefühle ausnutzte und das nur, um meinen Willen zu bekommen. Ich brauche sein Vertrauen, ansonsten würde ich nie wieder Glücklich werden können. Ich fühlte mich nicht wohl dabei, ihn auf diese Art und Weise auszunutzen, immerhin fand ich es bereits schlimm, Geld von ihm zu stehlen, aber das hier war ja noch um so vieles Schlimmer. Es waren seine Gefühle, die er besaß, auch wenn ich oft genug daran gezweifelt hatte. Denn genau diese Gefühle hatte er mir so oft gezeigt, ob nun negativ oder positiv.

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