Kapitel 3.

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Wir fuhren schon eine halbe Ewigkeit, durch die dunkle Einöde. Nichts außer Bäumen, Felder, keine Spur von einer Stadt.
Ich war so müde und mein Kopf tat weh, als hätte jemand mit einer Eisenstange auf meinen Kopf geschlagen. Ich lehnte mich an die Tür und schloss für kurze Zeit die Augen.
Ich hasste es vor Problemen weg zulaufen, aber etwas anderes konnte ich in dieser Situation nicht tuen. Aaron war so sturr,er wusste wie er etwas bekommt was er will und er würde nicht nachgeben.
Ich hasste ihn so sehr dafür das er einfach so mein Leben durcheinander bringt.
Ich wollte das alles nie.
Alles was ich will ist ein normales Leben. Ohne Lügen und falschen Versprechungen.
Ich sollte mich freuen, erleichtert sein endlich von ihm wegzukommen, aber das war ich nicht, jedenfalls nicht zu Hundert Prozent. Immer wenn ich an ihn denke, sehe ich ihn vor mir. Seine dunkel Braunen Haare, seine dunklen Augen. Ich höre seine Stimme.
Ich liebe dich Lissa.
Aber dann kommen auch die dunklen Erinnerungen, von der Nacht, hervor.
Wie er mich gebissen hat.
Und diese unerträglich Schmerzen, überall an meinem Körper.
Ich seuftzte.
Wie kann er mich lieben, aber im gleichen Moment mir so welche schrecklichen Dinge zufügen?
Völlig in Gedanken versunken, hielt aufeinmal der Wagen an.
>Was ist los?< fragte ich den Fahrer.
>Ich dachte ich hätte ein Tier gesehen.< antwortete er mir zögerlich.
Ich schaute durch das Fenster, ich konnte nichts sehen.
>Was für ein Tier?< fragte ich.
>Es sah aus wie ein W-< aber noch bevor er den Satz beenden konnte. Wurde die Tür herausgerissen und der Fahrer hinterher geschliefen. Es ging so schnell, das der Taxifahrer noch nicht einmal schreien konnte und so schnell das ich nicht mal erkennen konnte was ihn da gerade so aggresiv aus dem Auto gezeert hat.
Ich verkrampfte mich auf dem Rücksitz. Mein Atem ging stockend.
Es war zu still.
Aber bevor ich denken konnte wurde auch meine Tür herausgerissen. Nun stand ein riesen dunkel brauner Wolf vor mir. Mit dunklen, aggressiven Augen.
Ich schrie.
Es war ein Werwolf.
Ich hetzte so schnell ich konnte zu der gegenüberliegenden Tür und versuchte sie mit zitternden Fingern zu öffnen. Es gelang mir. Ich sprintete aus dem Auto und lief einfach gerade aus auf ein Feld. Aber es half mir nicht. Der riesige Wolf stürztete sich auf mich und ich fiel zu Boden. Er knurrte mich an.
Dieser Wolf war definitiv nicht Aaron.
Er legte eine Pfote auf meine rechte Schulter und mit der anderen zog er mein Kopf unsensibel nach links. Er kam mit seiner Nase ganz nah und roch an dem Biss. Ich zitterte und war kurz davor zu schreien oder zu weinen oder etwas ganz anderes zu tun.
Und dann ging alles ganz schnell. Ein weiterer, aber viel größerer Werwolf, schleuderte den anderen von mir herunter und warf sich auf ihn drauf. Der kleinere Werwolf versuchte sich zu wehren und ihn anzugreifen, hatte aber keine Chance. Der Große brüllte ihn furchterregend an und fletschte die Zähne und biss ihn in den Hals. Blut gwoll aus der Bisswunde, der kleinere Wolf winselte, aber der Große ließ nicht von ihm ab. Er biss ihn weiter und kratzte ihn durch sein Gesicht und Oberkörper. Er schleuderte ihn weiter weg von mir, sodass ich durch die Dunkelheit die beiden Wölfe nicht mehr sehen konnte. Ich konnte sie nur noch hören. Einmal das aggressive Knurren, von dem Großen und ein Winseln und manchmal auch ein heulen von dem kleineren. Ich schaute immer noch auf die Stelle wo sie eben noch standen und hörte einfach nur zu, mein Körper war wie eingefroren. So lag ich eine Weile, in der Dunkelheit, auf einem Feld und umgeben von den Geräuschen der Werwölfe. Bis das Geheule und Winseln aufhörte und ich war mir sicher das der kleinere Wolf Tod ist.
Was würde würde der Große jetzt tun?
War er auch auf der Jagd nach mir?
Aber auch bevor ich überhaupt eine Gelegenheit gehabt hätte einen Fluchtweg zu finden kam der Große Wolf aus der Dunkelheit. Er lief schnell auf mich zu. Mitten im Weg zu mir passierte aber etwas mit ihm, schneller als meine menschlichen Augen es sehen konnten wurde das Fell des Wolfes wieder zu Haut und die Statur wieder menschlich. Von dem dunkel Braunen Fell waren nur noch Harre auf dem Kopf übrig geblieben.
>Lissa!<
>Aaron.?< Meine Stimme war nur ein Flüstern.
Er kam an meine Seite.
>Keine Sorge du bist in Sicherheit. Er wird dir nichts mehr tun.<
Ich starrte ihn an, unfähig ein Wort heraus zu bringen. In seinem Gesicht spiegelte sich Sorge.
>Ich werde dir auch nichts tun. Versprochen.<
Ich nickte ihm nur zu.
>Ich bring dich erstmal zum Auto, bis meine Leute kommen um uns abzuholen.<
Aaron hebte mich, ohne große Anstrengungen, hoch. Erst jetzt realisierte ich, das ich die ganze Zeit noch auf dem Boden gelegen habe. Ich lehnte mich an Aaron's Oberkörper. Mein Kopf kam nicht mit. Meine Gedanken waren weit weg und doch nur auf ein Ereignis fokussiert. Nein. Nicht fokussiert. Sie kreisten um es und waren verworren.
Aaron brachte mich zu dem Taxi und setzte mich davor ab. Ich lehnte mich erachöpft an das Auto. Aaron setzte sich neben mich. Ich schaute auf den Boden, nicht im Stande ein Wort heraus zu bekommen und Aaron ließ mir mein Frei Raum. Er drängte mich nicht mit Fragen oder machte mir Vorwürfe. Obwohl ich genau das verdient hätte. Es war meine Schuld gewesen. Er hatte mich gewarnt. Er hatte mir einmal die Wahrheit gesagt.
>Es tut mir leid. Ich hätte auf dich hören sollen. Ich war so dumm. Das alles hier ist nur meine Schuld.< gab ich niedergeschlagen zu. Meine Stimme war nur ein zittriges Flüstern. Aaron schaute mich aber an als hätte ich ihm die Wörter ins Gesicht geschlagen.
>Deine Schuld? Geht es dir gut? Wenn jemand Schuld hat dann ich. Du bist die letzte die etwas dafür kann.<
Ich schaute ihn Kopfschüttelnd an.
>Du hättest sterben können, nur weil ich zu sturr war und nicht auf dich gehört habe.<
Jetzt schaute er mich an als hätte ich einen schlechten Witz erzählt.
>Lis Schatz, ich bin der letzte um den du dir Sorgen machen musst. Das war der schwächste Werwolf den ich je gekämpft habe. Den hätte ich sogar mit verbundenen Augen erledigt.< Aaron lachte, aber ich musste bei der Erinnerung an den dunkel braunen Werwolf zusammen zucken. Bei dem Gedanken wie er mich angeknurrt hat und mich auf den Boden geworfen hat bekam ich Gänsehaut und mein Atem beschleunigte sich.
>Lissa? Es tut mir leid, ich hätte davon nicht anfangen sollen. Tut mir leid.< Er fasste mich an der Schulter an und fing dann nach ein paar Sekunden meinen Arm hinunter zu wandern und seine Finger mit meinen zu verschränken.
>Du bist ja Eiskalt, Schatz.<
Bevor ich etwas erwidern konnte stand er auf und holte eine Decke aus dem Kofferraum des Taxis. Er legte sie vorsichtig um mich und setzte sich wieder neben mich.
>Danke.< sagte ich. Mir war wirklich ein wenig kalt gewesen.
Die Zeit verging, keiner von uns sagte etwas. Aber nach einer Zeit gewann meine Neugier.
>Was passiert mit ihm?< fragte ich Aaron und schaute ihm in die Augen.
>Wir lassen ihn hier. Auch wenn er dich angegriffen hat und somit das wichtigste für mich auf der ganzen Welt, verdient er es bei seiner Familie beerdigt zu werden. Er hat immerhin nur getan was sein Alpha wollte.<
Ich hörte im gespannt zu und ich war beeindruckt. Ich hätte nie erwartet das er sowas tun würde.
>Das ist sehr großzügig von dir.< flüsterte ich und schaute ihn an.
>Ich bin kein Monster Lis.< erwiderte er. Ich wollte ihn nie kränken oder verletzen. Er hatte mir gerade erst das Leben gerettet und hätte dabei sterben können, obwohl er dies runterspielte.
>Ich weiß. Wieso wollte er mir überhaupt schaden?< fragte ich ihn. Jetzt schaute er mich auch an. Ich ķannte diesen Blick. Er überlegte gerade ob er mir die Wahrheit sagen sollte oder mich zu meinem "Schutz" anlügen sollte.
>Aaron, die Wahrheit. Bitte.< flehte ich ihn an. Ihn nahm seine Hand und verschränkte meine Finger mit seinen.
Er nickte.
Gewonnen.
Innerlich lächelte ich, aber äußerlich schaute ich ihn ernst an.
>Sie wollen dich, wegen mir.<
>Wieso wegen dir?< hakte ich ungeduldig nach.
>Weil ich der Alpha meines Rudels bin, Lissa.<

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