Kapitel 10.

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Als ich am Morgen meine Augen öffnete sah ich in Aaron's Gesicht.
Seine Augen waren noch geschlossen und sein Atem war gleichmäßig. Ich beobachtete ihn eine Weile, unfähig meinen Blick von ihm abzuwenden.

Als ich ihn beobachtete kammen mir all die Erinnerungen von dem gestrigen Abend wieder in den Sinn.
Und meine Anfängliche Glücklichkeit wurde getrübt.
Erst ist Sam Plötzlich aufgetaucht und dann das Gespräch mit Aaron.
Und dann der Kuss.
Seine süßen weichen Lippen auf meinen.
Die sich sanft auf meine pressten.
Eine seiner Hände auf meiner Wange und seine andere an meiner Taille.
Eine meiner Hände in seinen Harren und die andere auf seiner Schulter.
Sein wunderbarer Duft in meiner Nase.
Alles war so vollkommen.

Bei diesen Erinnerungen schüttelte ich den Kopf und schaute von ihm weg. Ich seuftzte frustriert.
Wie konnte ich das tun?
Ich kann mich nicht wieder ihn verlieben.
Ich kann das nicht noch einmal.

>Guten Morgen, Schatz< sagte Aaron noch halb im Schlaf und ich drehte mich zu ihm um.
>Nenn mich nicht so.<
>Wie denn, Schatz?<
Ich stöhnte auf und sprang aus dem Bett.
Ich musste noch etwas klären.
Mit Sam.
Und das konnte ich nicht aufschieben.
Auch wenn ich es gerne wollte. Aber umso eher ich es tue, umso eher habe ich es hinter mir und er wäre hoffentlich wieder da wo er hingehörte und das war definitiv nicht hier.
>Wo willst du denn hin?< fragte mich Aaron, als ich mich gerade anzog.
>Zu Sam.<
>Was? Nein!<
Aaron sprang jetzt auch aus dem Bett und stand vor mir. Was hatte er dagegen? Er hatte keinen Grund zur Eifersucht.
>Ich muss mit ihm reden, Aaron.<
>Oder du wartest einfach bis er von allein verschwindet.< schlug Aaron vor und ich schüttelte den Kopf.
>Er ist ein wirklich guter Freund. Er ist ein guter Mensch. Er verdient das alles nicht.<
Ich zog mir eine graue Strickjacke aus dem Schrank und zog sie mir drüber.
>Weißt du wo er vielleicht sein könnte?< fragte ich ihn und schaute ihn bittend an.
>Wahrscheinlich in dem kleinen Hotel in der Stadt Mitte.< antwortete er mir ein wenig unfreiwilig.
Ich nickte ihm zu und wollte an ihm vorbei gehen, aber er hielt meine Hand fest.
>Und was wirst du ihm sagen.<
>Mir fällt bestimmt was ein.< antwortete ich überzeugender als ich es tatsächlich war. Ich hatte keine Ahnung was ich ihm sagen sollte.
Aber wenn ich nicht zu ihm gehe, würde er wieder hier her kommen und das wollte ich vermeiden.

Ich legte eine Hand auf Aaron's und schaute in seine Augen.
>Keine Sorge, ich werde ihm nichts von euch erzählen.<
>Ich weiß. Ich vertraue dir. Pass auf dich auf.<
Ich nickte ihm zu und ging.

Als ich vor dem kleinen Hotel stand, war mir wieder mulmig zu mute.
Ich hoffte zwar das er in diesem Hotel war, aber gleichzeitig wünschte ich auch er wäre einfach wieder nach Hause gefahren.
Ich atmete noch einmal tief ein, bevor ich das Hotel betrat.
Es war sehr schlicht gehalten. Mehr in Naturfarben, wie Grün und Braun Tönen. Ich schaute mich kurz um bevor ich das Schild mit der Aufschrift Rezeption sah. Ich lief auf den kleinen braunen Tresen zu.
Eine dünnere ältere Frau stand hinter ihm und starrte mich immer mehr an, umso näher ich kam. Die Augen hinter ihrer großen Brille verharrten auf meinem Hals.
Der Biss
Den hatte ich völlig vergessen.
Sam durfte ihn auf keinen Fall sehen.
Ich schwang meine Harre nach vorne und hoffte das sie den Biss größtenteils verdecken.
>Guten Morgen.< begrüßte ich die Frau, als ich an der Rezeption ankam. Sie starrte mich immer noch an und schluckte nervös.
Was hatte sie den nur?
>Ich wollte Sie nur fragen ob bei ihnen im Hotel ein Sam Willson eingecheckt hat? Gestern Abend?< fragte ich sie und hoffte eine Antwort zu bekommen.
Erst nickte sie nur leicht, bevor sie anfing mit einer zarten Stimme zu sprechen.
>Ja Miss, er ist gestern Abend hergekommen.<
>Würden Sie mir bitte sagen in welchem Zimmer er wohnt.<
Ein paar Sekunden zögert sie.
>Es ist sehr wichtig. Bitte!< bohrte ich nach und schaute sie flehend an.
>Er ist im Zimmer 121.< gab sie nach und zeigte auf einen Gang, rechts von dem Tresen.
>Einfach dem Gang folgen. Es ist nicht zu übersehen.<
Ich nickte ihr dankend zu und lief den Gang entlang.
Ich schaute an jede Tür, bis ich an der Tür mir einer hölzernen 121 stehen blieb.
Ich hob meine Hand schon zum klopfen, da atmete ich noch einmal tief ein und dann klopfte ich.
Wenige Sekunden später hörte ich Schritte auf der anderen Seite der Tür und kurz danach ging diese auf.
>Lissa!?< platzte es aus Sam heraus als er mich sah.
Bevor ich antworteten konnte stürmte er auf mich zu und umarmte mich. Erst war ich ziemlich überrumpelt, aber nach einer Weile umarmte ich ihn zurück.
>Ich hatte nich gedacht das du kommen wirst.< murmelte er in mein Harr.
>Wieso dachtest du das.< fragte ich und er löste sich aus der Umarmung.
>Ich hätte es anders formulieren sollen. Ich hätte schon gedacht das du kommen wolltest, aber nicht geglaubt das er dich lässt.<
>Wer? Aaron?< fragte ihn geschockt.
>Aaron also. Hast du nicht bemerkt wie er dich anschaut, als gehörst du ihm schon längst und wie er mich erst angeschaut hat.< sagte er lachend und fügte hinzu >Er schaute mich an, als würde er mich am liebsten töten. Ich war wirklich froh meine Waffe bei mir zu haben.<
Ich schlug ihm spielerisch auf die Schulter und lachte mit.
>Du spinnst doch.< erwiderte ich und schüttelte, immer noch lachend, den Kopf.
Innerlich dachte ich das er damit noch nicht einmal unrecht hatte.
Mit einer Handbewegung signalisierte er mir in das Zimmer zu kommen.
>Also wieso bist du hergekommen. Sicherlich nicht um mir zu sagen das ich spinne.< fragte er und setzte sich auf eine Couch die mitten im Zimmer stand.
>Ist das den nicht offensichtlich?< fragte ich zurück und blieb stehen.
Als er nicht antwortete fing ich an weiter zu reden.
>Du hättest nicht kommen sollen. Was hast du dir dabei gedacht?<
Jetzt schaute er mich nicht mehr mit einem Lächeln an, sondern ziemlich ernst. Seine blauen Augen hatten nicht mehr diesen Schimmer, den sie sonst haben.
>Was ich mir dabei gedacht habe?!< fragte er mich kalt und lachte kurz auf. Mit einer Hand strich er sich seine blonden Harre aus dem Gesich, bevor er mich wieder ansah.
>Du warst aufeinmal verschwunden, ohne Nachricht, ohne irgendwas. Ist es so schwer zu glauben das ich mir da Sorgen gemacht habe! Ich dachte,... Ich glaubte,....< Seine Stimme versagte zum Schluss und wurde immer langsamer. Seine Wut verblasste und wurde durch etwas anderes ersetzt.
Ich wusste nicht genau was es war.
>Du glaubtest was?< fragte ich zögerlich und verlegte mein Gewicht von einem Bein auf das andere.
Aber Sam sagte nichts. Oder vielleicht durfte er nichts sagen.
Vielleicht wusste er mehr als mir lieb war.

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