„Amina!", schrie diese vertraute Stimme. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, war aber so müde. Das Feuer verschleierte meine Sicht. Plötzlich sah ich eine Silhouette vor mir, sie hielt was in ihrer Hand. Etwas kleines Rotes. Wie eine Blume.
„Amina, du musst aufstehen!", befahl mir die Person. Doch ich drehte mich weg und schaffte es nicht mehr, die Augen offenzuhalten. „Du musst aufstehen. Denk an Floh und die anderen!", schrie sie. Selbst der Gedanke an Floh schaffte es nicht, dass ich aufstieg. Mit all meiner Kraft drehte ich mich um und hoffte, dass ich in die richtige Richtung sah. „Ich kann nicht. Zu müde", murmelte ich vor mich her.
Plötzlich drehte sich alles in meinem Kopf und ich spürte den Boden nicht mehr. Es wurde kühler und der Wind wehte fast wie ein sanftes Streicheln über meinen Kopf. Ich fühlte mich leicht, so als ob ich fliegen würde. Der frische Wind machte mich wieder wach und langsam konnte ich meine Augen öffnen. Jemand trug mich, ich sah mich um und sah den Wald von oben. Ich flog also tatsächlich. Mein Blick ging nach oben und ich sah den Sternenhimmel. In dem Moment, als ich in das Gesicht der Person schauen wollte, blendete die aufgehende Sonne mich. Im selben Augenblick drückte die Person mir was in die Hand und flüsterte mir leise ins Ohr, „Es tut mir leid. Amina."
Als ich wieder was sehen konnte, fiel ich bereits und sah nur wie sich diese mysteriöse Person in Luft auflöste. Bevor ich unsanft den Boden erreichte, schaute ich in meine Hand und sah die rote Blume, die Floh das Leben retten sollte.
Wer oder was auch immer diese Person war, sie wollte mir wohl wirklich helfen. Aber wieso?
Doch für diese Fragen hatte ich jetzt keine Zeit. Ich richtete mich auf und sah unsere Feuerstelle schon vom Weiten. Mit aller Kraft und so schnell ich konnte rannte ich los. Kurz bevor ich ankam, sah ich Emilie auf einem Stein sitzen, mit dem Kopf anscheinend ganz woanders. „Emilie? Hallo Emilie, bist du noch da?", fragte ich lachend. Emilie schaute mich verwirrt an. „Was machst du hier?", fragte sie kalt. Ich ging auf Emilie zu, diese jedoch drehte sich weg. „Emilie, was ist los?", fragte ich bedrückt. „Was los ist? Mike sagte mir, dass ich nur eine Last für dich sei und dass du ohne mich, ohne uns gehst", sagte sie wütend. Ich nahm sie an der Schulter und zog sie in meine Richtung. „Emilie, sieh mich an. Würde ich euch je allein lassen, wenn es nicht notwendig wäre?", fragte ich angespannt. Sie drehte wieder ihren Kopf weg. Ich hielt ihr die Blume ins Gesicht. „Das. Das, Emilie ist der Grund, warum ich ging", sagte ich zornig. „Und was ist das?", fragte Emilie hochmütig. „Ein Heilmittel für Floh, oder willst du das er stirbt?", platzte es aus mir raus. Emilie drehte sie schlagartig um. Sie schüttelte mit dem Kopf und sprang mir in die Arme. Ich zog sie nach vorne, sodass sie mir direkt in die Augen sah. „Emilie, wenn du mir noch einmal so misstraust, bekommst du richtig Stress mit mir. Hast du mich verstanden?", schrie ich sie an. Sie nickte nur stumm und schaute auf den Boden. Ich strich ihr die Haare aus dem Gesicht. „Also Emilie, sag mir jetzt ganz genau, was Mike zu dir gesagt hat." Emilie setzte sich wieder auf den Stein und zupfte aufgeregt an ihrem Armband. „Ähm, Mike sagte, dass du abgehauen bist und dass wir nur noch ihn haben würden. Die anderen sind mit ihm gegangen. Doch zu mir meinte er noch, dass ich diejenige bin, wieso du gegangen bist. Ich würde dir nur eine Last sein und dass du nie meine große Schwester sein könntest." Emilie fing an zu weinen. Ich ballte meine Hand zur Faust. Was war los mit Mike? Ist er wahnsinnig geworden? Was hatte er mit den Kindern vor?
Ein entsetzlicher Schrei unterbrach meine Gedanken.
„Hilfe!", kam es aus dem Wald.
Ich drehte mich zu Emilie, ihre Augen waren schon voller Angst. Emilie nahm meine Hand. „Emilie, du musst mir jetzt gut zu hören. Hast du mich verstanden?", fragte ich schnell. „Ja", kam es nur leise von ihr. Ich schaute mich um und sah einen hohen Baum, auf dem man schwer allein hochklettern konnte. Ich drückte Emilies Hand und rannte mit ihr zum Baum. „Ich helfe dir jetzt auf diesen Baum. Klettere so hoch wie du nur kannst und bleib da oben, bis ich dich wieder abhole", erklärte ich hastig. Emilie ließ meine Hand nicht los und schüttelte nur durchgehend den Kopf. „Ich kann nicht", schluchzte sie. Ich schaute sie streng an, es brach mir das Herz sie so anzusehen. „Doch du kannst und du wirst", schrie ich sie an. Sie schluckte und ich half ihr hoch. „Sein bitte leise und keine Sorge ich komme zurück", rief ich hoch. „Versprochen?", fragte Emilie weinend. Ich drehte mich noch mal um „Ja, versprochen!"
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Das Wispern des Windes-Man sagt, die Augen seien das Fenster zur Seele-
Fantasy„Amina, meine Süße. Es gibt viel da draußen, was du noch nicht verstehst. Ich kann dir nur sagen, dass manche Menschen meinen, die Augen seien das Fenster zur Seele." Als Amina ihre Augen öffnet, ist nichts mehr wie es vorher war. Ihr Dorf, ihre Fre...