Kapitel 14

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Einzelne Sonnenstrahlen blendeten mich, es war ein perfekter Tag. Mein Blick ging hoch zum Himmel, zwei Vögel wiegten sich im Wind und spielten miteinander. Ich atmete einmal tief ein, dann machte ich mich auf dem Weg zurück zur Lichtung. Ich suchte mir einen dicken Ast und versuchte, mit ihm vier Löcher zu buddeln. Als ich Mona, Josh, Floh und Fiona begraben hatte, holte ich Emilie. Sie half mir, Blumen und schöne Steine zu sammeln, womit wir die Gräber dekorierten. Wir standen noch eine Weile dort, doch ich wollte nicht, dass wir noch eine Nacht hier an diesem schrecklichen Ort bleiben würden. Als Emilie nicht mehr konnte, trug ich sie, bis wieder die Sonne aufging.

„Guten Morgen Emilie, hast du gut geschlafen?", fragte ich Emilie fröhlich. „Hm, sind wir schon da?", kam es nur verschlafen von ihr. „Nein, leider noch nicht. Wir müssen gleich mal kurz Pause machen", erklärte ich müde. Ich ließ Emilie runter und wir machten Rast an einem kleinen See. In der Zeit, während wir unterwegs waren, brachte ich Emilie bei, wie man im freien allein überlebte. Nach zwei Tagen erreichten wir die Stadt. Dort brachte ich Emilie direkt zum Heiler und machte mich auf den Weg zur Polizei. Ich erzählte ihnen vom Dorf und dass Emilie und ich wahrscheinlich die einzigen Überlebenden sein. Es stellte sich heraus, dass Emilie einen Cousin namens Mats hatte, der in der Stadt als Schmied arbeitete. Trotz der Verwandtschaft wurden Emilie und ich in das städtische Kinderheim gebracht, bis ich volljährig werden würde, genau wie Emilies Cousin, der sie aufnehmen sollte. Die Zeit im Kinderheim war schwer. Was mir schnell bewusst wurde, war, dass wir nicht die einzigen Kinder mit diesem Schicksal waren. In der Stadt wurden wir nur gemieden. Keiner der Menschen hier wollte einer der „Feuer-Kinder" adoptieren. So nannte man uns hier, wir seien angeblich durch das Feuer verflucht worden. Daher interessierte sich keiner dafür, dass immer wieder Kinder aus dem Heim verschwanden. Als ich volljährig wurde, blieb ich im Kinderheim und arbeitete dort als Dienstmädchen. Jedes Jahr am Todestag der anderen, machten Emilie und ich uns gemeinsam auf dem Weg zu ihren Gräbern, dabei begleitete uns Mats. Was ich Emilie nie erzählte war, dass ich Mike damals nicht wirklich umgebracht hatte. Deswegen machte ich mich ebenfalls einmal allein auf den Weg, um nach ihm zu schauen. Jedes Mal, wenn ich kam, legte ich einen weiteren Edelsteinring um ihn herum.

Und so vergingen die Tage, das Kinderheim wurde leerer, meine Trauer schlimmer und Emilie größer.

Das Wispern des Windes-Man sagt, die Augen seien das Fenster zur Seele-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt