Kapitel 7

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„Amina, die Gelben schicken deinen Feind in den Schlaf", sagte eine Frauenstimme. Es klang wie meine Mom. Als ich auf die Personen zuging, erkannte ich, dass es meine Eltern waren. Mein Dad lag auf der Wiese und schaute in den wolkenlosen Himmel. Meine Mom hatte einer ihrer Bücher in der Hand, auf dem eine getrocknete Blume zuerkennen war. Ich saß auch da. Oder zumindest, eine Kindheitsversion von mir. Sie knüpfte eine Krone aus Blumen. Ich erstarrte und mir liefen die Tränen über mein Gesicht. Ich rannte auf sie zu, jedoch schienen sie unerreichbar. 

„Mom!", schrie ich. Doch nichts passierte. „Und? Amina, was machen die roten Blumen?", fragte sie mich. Die kleine Amina auf der Wiese lächelte sie an. „Na, die roten Blumen bringen dir Spaß", entgegnete mein kleines Ich, weiterhin lächelnd. Mein Dad fing an zu lachen und ich schmiss mich auf ihn drauf. „Hey du Kleine , das gibt Ärger", sagte er lachend und hob mich hoch. Ich fiel auf die Knie und starrte in den Himmel.

 Ich wollte auch bei ihnen sein. Ich wollte, dass mich mein Dad noch einmal so hochhob und dass mir meine Mom etwas über Pflanzen beibrachte. Doch ich konnte sie nur aus der Ferne betrachten. Es war nur eine Erinnerung. Es ist wie eine Erinnerung an den Regen. Du kannst nicht fühlen, wie er vom Himmel fällt, jedoch siehst du, was durch ihn entstehen kann. Ich atmete tief ein und stand auf. Denn, obwohl es nicht real war, wollte ich meine Eltern sehen.

Als mein Dad mein kleines Ich wieder herunterließ, setzte ich meiner Mom die Blumenkrone auf den Kopf. „Dir machen Blumen Spaß, nicht wahr?", fragte sie mich sanft. Mein kleines Ich nickte nur. Sie lächelte und steckte ihr eine rote Blume ins Haar. „Okay, dann merk dir folgendes: die Gelben schicken deinen Feind in den Schlaf; die Roten bewahren den Freund vor dem Grab." 

Plötzlich fiel mir auf, dass sie nicht mein jüngeres Ich anschaute, sondern mich. Ich zuckte zusammen. Blumen. Ich verstand sofort. Sie lächelte mich an und blickte wieder runter zu meinem kleinen Ich. Ich sah sie alle sehnsüchtig an und flüsterte leise, „Danke Mom." Dann drehte ich mich um und wanderte einfach nur über das Blumenfeld. 

 Schlagartig öffnete ich die Augen. Floh lag immer noch in meinem Arm. Vorsichtig versuchte ich, aufzustehen, ohne ihn dabei zu wecken. Zum Glück schlief er friedlich weiter. Neben mir lagen jetzt auch Emilie, Josh, Fiona und Mona. Sie alle kuschelten sich aneinander. Kleine Feen schwirrten über unseren Köpfen, was uns wahrscheinlich allen, gute Träume brachte. Feenstaub lässt einen die schönsten Momente im Leben noch einmal durchleben. Und aufgrund genau dieser Erinnerung. wusste ich nun, wie wir Flo vielleicht retten könnten.

Ich stand auf und ging zum Lagerfeuer. Mike schien im Sitzen eingeschlafen zu sein. Vorsichtig setzte ich mich neben ihn und legte seinen Kopf auf meine Beine. Wenn Mike schläft, dann kann ihn nichts wecken. Daher schlief er friedlich weiter. Ich streichelte ihm über die Haare. Lächelnd sah ich zu ihm runter. Plötzlich fiel mein Blick auf eine Narbe an seinem Hals. Verwirrt betrachtete ich diese. Die hatte er früher noch nicht gehabt. Leicht strich ich mit meinem Zeigefinger über sie. Reflexartig griff Mike mein Handgelenk. Er sah mir tief in die Augen. Sein Blick wirkte hasserfühlt. „Mike?", fragte ich zögernd. Mein Handgelenk schmerzte. Eine Angst machte sich in mir breit. Ist das vor mir, wirklich Mike?

Das Wispern des Windes-Man sagt, die Augen seien das Fenster zur Seele-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt