„Amina? Amina, wo bist du?", kam es aus dem Treppenhaus des Kinderheims. „Hier, ich bin in Felix Zimmer", rief ich. Plötzlich sprang Emilie durch die Tür und schaute mich aufgeregt an. „Was ist los? Emilie, du weißt, dass du nicht so laut schreien darfst. Du hast Glück, dass Miss Stil gerade nicht im Haus ist", sagte ich streng. Doch Emilie hörte mir nicht zu, sie sprang nur aufgeregt auf der Stelle. Ich schaute sie mit einem liebevollen Blick an. „Amina, weißt du, was morgen für ein Tag ist?", fragte sie mich aufgeregt. „Hm, Dienstag", sagte ich desinteressiert. „Nein", sagte Emilie schnell. Ich drehte mich zu ihr und kratzte mich am Kopf. „Doch, heute ist Montag. Also, ist morgen Dienstag", erklärte ich. Emilie schaute mich verdutzt an. „Nein, nein. Das mein ich nicht", jammerte sie. Ich wusste ganz genau, was morgen für ein Tag war, nämlich Emilies 10er-Geburtstag. Doch ich konnte nicht anders, als sie ein wenig zu ärgern. „Denk doch noch mal genauer nach", flüsterte Emilie, während sie an ihrem Rockende zog. „Mir fällt spontan nichts ein", sagte ich abwesend und putzte weiter den Boden. „Ich gebe dir einen Tipp. Es geht um eine Person, die du schon lange kennst und auch magst", sagte sie grinsend und zeigte dabei auf sich. Abrupt hörte ich auf zu putzen und schaute sie überrascht an. Dabei musste ich aufpassen, nicht gleich laut zu lachen. „Du hast recht", sagte ich. Emilies Augen fingen an zu strahlen. „Morgen treffe ich mich ja mit Mats", rief ich. Emilies Gesicht wurde kreidebleich. „Danke, dass du mich daran erinnerst, Emilie. Und was machst du morgen so?", fragte ich grinsend. „Nichts", sagte Emilie traurig. Ich nahm den sauberen Lappen und schmiss ihn nach ihr. „Hey, was soll das Amina", schrie Emilie sauer. Ich stand auf, umarmte Emilie und packte sie dann auf meine Schultern. „So als ob ich den wichtigsten Tag im Jahr vergessen würde. Ich weiß, ich bin schon alt, aber an den Geburtstag meiner kleinen Schwester werde ich mich immer erinnern", sagte ich lachend. Dann ließ ich sie wieder runter, ihr grinsen ging bis zu beiden Ohren. „Was machst du hier eigentlich und wo ist Felix?", fragte Emilie. Ich streichelte ihr über den Kopf. „Felix, wurde heute Morgen adoptiert."; log ich Emilie an. „Und jetzt mache ich sein Zimmer sauber für das nächste Kind", erklärte ich ihr. „Wirklich, Felix hat endlich ein neues Zuhause gefunden?", fragte Emilie fröhlich. Ich nickte nur. „Das ist ja großartig, ich gehe es gleich den anderen sagen", sagte Emilie. Doch, bevor sie hinausstürmte, hielt ich sie am Handgelenk fest. „Hey Emilie, sag es den anderen Kindern noch nicht. Die sind sicher traurig, dass keiner sie adoptiert hat. Ist das in Ordnung für dich?", fragte ich sanft. Emilie nickte und ging dann nach draußen. Ich kannte jedes einzelne Kind. Ich brachte sie abends ins Bett und morgens waren sie spurlos verschwunden. Wie oft war ich schon bei der Polizei dafür gewesen. Und wie oft musste ich mir anhören, dass es ja nur Weisen seien. Unter dem Bett von Felix entdeckte ich einen kleinen Plüschhasen. Ich hob ihn auf, ging zum Fenster und setzte ihn auf das Fensterbrett. Danach drehte ich mich um und ging aus dem Zimmer. „Miss Amina?", rief mich einer der Kinder. „Ja", antwortete ich. „Hier ist ein junger Mann, der nach dir fragt", kam es höflich von ihr. „Danke Jennie, ich komme sofort", rief ich ihr freundlich zu.
Ich hörte nur noch, wie sie sich schon wieder auf den Weg machte. Ich ging schnell nach unten, wo auch schon Mats auf mich wartete.
„Und Miss Amina, sind sie bereit für unser kleines Abenteuer auf der Suche nach dem perfekten Geschenk, für meine süßeste Cousine?", fragte er spöttisch. Ich verdrehte nur die Augen, nahm meinen Mantel und ging an ihm vorbei durch die Tür nach draußen. Doch dann konnte ich es mir nicht mehr verkneifen und ging auf sein Miss-Spruch ein. „Ja, mein Lord, ich bin bereit. Aber seid Ihr es auch? Ich hoffe für Sie, dass die Pferdekutsche bereits auf uns wartet", sagte ich mit hoher Stimme. Er lachte und sprang neben mich, dann hob er seinen Arm, sodass ich mich bei ihm einharken konnte. „Miss Amina, die Kutsche wartet nur noch auf solch eine entzückende Dame, wie ihr es seid", schleimte Mats vor sich hin. „Ach, mein Lord. Ihr seid ein solcher Idiot. Gut, dass ihr in Wirklichkeit, nur ein ehrlicher Schmied seid", platzte es lachend aus mir raus. Und so machten wir uns lachend auf den Weg, das perfekte Geschenk für Emilie zu besorgen.
Wir sahen Kuscheltiere, Kleider und Musikinstrumente. Jedoch fanden wir nichts wirklich Passendes, bis wir auf einmal an einem Stand vorbeikamen, den wir noch nie in der Stadt gesehen hatten. Es war ein kleiner Karavan, der von Kräutern, leuchtenden Steinen und Moos bedeckt war. „Mats, sieh mal da. An dem Stand finden wir sicher was", rief ich optimistisch. Wir gingen zum Stand, wo zunächst keiner zu sein schien. Ich entdeckte eine wunderschöne Kette. Feine rote Drähte waren um einen märchenhaften grünen Stein verflochten. Sie erinnerte mich direkt an Emilie. „Sie ist wunderschön, nicht wahr?", kam es auf einmal von der Seite. Immer noch hypnotisiert von der Kette, blieb ich ruhig stehen. „Ja, sie ist traumhaft. Wie teuer ist sie?", fragte ich. In dem Moment schaute ich die Person neben mir an. Es war ein junger Mann, mit klaren blauen Augen und schillerndes weißes Haar. Er schaute mir direkt in die Augen und lächelte mich an. „Ihr habt ein gutes Auge, dies ist eine besondere Kette. Aber ich glaube nicht, dass sie die richtige für dich ist", antwortete er sanft. „Sie ist nicht für mich", sagte ich kurz. In dem Moment kam Mats und stellte sich neben mich. „Oh, dann für diesen jungen Mann hier?", fragte der Verkäufer. „Nein, wir suchen ein Geschenk für meine kleine Schwester", erklärte ich ihm. „Ah, ich sagte doch, ihr habt ein gutes Auge. Dies ist, wie ich schon sagte, eine besondere Kette. Sie gehört zu einer Handvoll gemachter Ketten, die es ihren Trägern ermöglicht, über weit entfernten Orten Lichtsignale zu schicken. Ich habe noch zwei weitere, wartet hier kurz, ich werde sie holen", sagte der junge Mann und verschwand, dann kurz. „Mats, ist diese Kette nicht wunderschön?", fragte ich ihn. „Ja, das perfekte Geschenk" Als der Verkäufer wieder kam, zeigte er uns die anderen beiden. Sie besaßen alle den gleichen Stil, jedoch hatte die erste Kette einen blauen Stein, der von goldenen Drähten umwickelt und die andere bestand aus einem schwarzen Stein, der von braunem Draht umschlossen war. Sie waren wunderschön und Mats war total begeistert. „Wie viel kosten sie, vielleicht können wir sie uns gar nicht leisten", sagte ich leise. Der Mann schaute uns lächelnd an. Dann ging er auf mich zu und legte mir die blau goldene Kette um den Hals und schaute mir tief in die Augen. „Solch schönen Augen kann man keinen Preis nennen", sagte er charmant. „Aber alles hat einen Preis", sagte Mats abfällig. „Zum Glück, hat ihre Freundin hier eine gute Seele. Daher braucht sie das nicht", sagte der Verkäufer immer noch höflich. „Woher, wollen Sie das denn wissen. Was ich für eine Seele habe?", fragte ich skeptisch. Der Mann stellte sich wieder gerade hin und ging. Plötzlich drehte er sich wieder um. „Na ja, man sagt, die Augen seien das Fenster zu Seele. Nicht wahr, Amina?", dann lächelte er und verschwand. Irgendwoher kannte ich diesen Mann.
Mats und ich blieben noch einige Sekunden verdutzt am Stand stehen. Danach brachte er mich nach Hause. Dort angekommen begleitete die Kinder schnell alle ins Bett und legte an Emilies Kopfkissen ihr Geschenk. Dann ging ich selbst schlafen. In der Nacht träumte ich wieder von dem Tag, als die andern starben. Schweißgebadet wachte ich auf und begann alles für Emilies Geburtstag vorzubereiten. Als es endlich so weit war, nahm ich mir das Blech, auf dem ein Minikuchen draufstand und ging leise in Emilies Zimmer. Einzelne Sonnenstrahlen schienten durch das weit geöffnete Fenster. Dann schaute ich auf Emilies Bett. Mir fiel das Blech mit einem furchtbaren Knall auf den Boden. Ich durchsuchte das ganze Kinderheim, doch Emilie war weg.
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Das Wispern des Windes-Man sagt, die Augen seien das Fenster zur Seele-
Fantasi„Amina, meine Süße. Es gibt viel da draußen, was du noch nicht verstehst. Ich kann dir nur sagen, dass manche Menschen meinen, die Augen seien das Fenster zur Seele." Als Amina ihre Augen öffnet, ist nichts mehr wie es vorher war. Ihr Dorf, ihre Fre...