Flos Stirn glühte und uns allen wurde langsam bewusst, dass er es wahrscheinlich nicht schaffen würde. Es war noch zu weit bis in die Stadt. Müde schaute ich mich um. Mona trug ihre schlafende Schwester und sah dabei aus, als ob sie ebenfalls gleich einschlafen würde. Zum Glück hatte Josh in der Nacht zuvor gut geschlafen. Er war voller Energie und lief vorne mit Mike, der immer noch Emilie trug.
Als sich der Tag zum Ende neigte hatten wir gerade die flüsternden Wälder erreicht. Diese Wälder gehören zu den Orten der Magicas. Als Magicas werden all jene bezeichnet, die mit Magie zaubern, experimentieren oder sie von Geburt an besitzen. Diese Wälder glühen vor Magie. Die Pflanzen, das Wasser, ja sogar die Lebewesen geben ein magisches Licht von sich.
Hier war ich schon öfters mit meinen Eltern gewesen. Sie waren Heiler, die nicht nur auf die Kräuter der Menschen zurückgriffen, sondern auch auf die der Magicas.
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich einmal durch das Dorf ging und mitbekam, wie andere Bewohner schlecht über meine Eltern redeten. Sie verbreiteten die Gerüchte, meine Eltern hätten „einen Pakt mit dem Teufel" und dass sie „Freunde der Dämonen" seien. Meinen Eltern habe ich das nie erzählt. Ich denke, der Neid der Menschen auf die magischen Kreaturen ist größer als die menschliche Vernunft oder ihr Mitgefühl.
Als wir noch ein Stück in den Wald kamen, beschlossen wir, an einem kleinen Wasserfall unser Lager für die Nacht aufzuschlagen. Mike verteilte das Essen und ich versuchte aus Blättern und Moos unseren Schlafplatz ein wenig gemütlicher zu machen. Vorsichtig legte ich Flo auf das improvisierte Moos-Bett und deckte ihn mit einem riesigen Blatt zu. Besorgt strich ich ihm über den Kopf.
„Mama", kam es leise von ihm. Erschrocken nahm ich meine Hand weg, jedoch hielt Flo sie fest. „Mama", wiederholte er und schaute mich plötzlich an. Ich hatte noch nie seine großen Augen gesehen. Sie waren braun und obwohl er hohes Fieber hatte, leuchteten sie vor Leben. Ich lächelte ihn an. Daraufhin zog er meine Hand zu sich und drückte sie ganz fest. Eine Trauer erfüllte mich, daher blieb ich bei ihm. Er sollte nicht allein sterben. Er sollte sich einmal in seinem Leben geborgen fühlen. Ich legte mich hin und nahm ihn in den Arm. Ich starrte nach oben. Ein leichter Wind wehte durch die Baumkronen der alten Mahagonibäume und kleine Sterne kamen zum Vorschein. Um uns herum wurde es still. Sofort schliefen wir beide ein.
„Amina?", flüsterte eine Stimme.
„Mom?", fragte ich hoffnungsvoll. Plötzlich stand ich auf einer, von gelben und roten Blumen, übersäten Wiese. Die Sonne kitzelte sanft meine Nase und der Wind wehte durch mein Haar. Ich sah an mir herunter und hatte ein sauberes, weißes Kleid an. Meine nackten Füße berührten den Boden. Er war feucht, so wie nach einem kleinen Sommerschauer. Dann schaute ich mich verwundert um. Vor mir saßen drei Personen. Inmitten all der Blumen.
DU LIEST GERADE
Das Wispern des Windes-Man sagt, die Augen seien das Fenster zur Seele-
Fantasy„Amina, meine Süße. Es gibt viel da draußen, was du noch nicht verstehst. Ich kann dir nur sagen, dass manche Menschen meinen, die Augen seien das Fenster zur Seele." Als Amina ihre Augen öffnet, ist nichts mehr wie es vorher war. Ihr Dorf, ihre Fre...