Leia stand am Fenster ihres Zimmers. Mit starrem Blick sah sie der Morgendämmerung entgegen. Ihr Herz hämmerte wie tausende Schmiede, die ihren Stahl auf dem Amboss bearbeiteten. Tausende Fragen schossen ihr durch den Kopf. Doch zwei hoben sich immer wieder hervor. Werden sie mich mögen? Auch dann noch wenn sie sehen, dass ich anders bin?
Leia war anders. Anders als alles was es auf dieser Welt gab.Susen, ihre Mutter wurde nach einem One Night Stand Schwanger. Damals war sie in einem der angesagtesten Nachtclubs unterwegs. Sie war gerade erst 19 Jahre alt geworden. Dort am Tresen stand er, ein gut aussehender junger Mann. Hochgewachsen, schwarzhaarig mit großen stahlblauen Augen. Augen in denen Susen ertrunken war. Sie war sofort von ihm angetan, hatte sie Leia erzählt. Er kam mit einem Drink zu ihr und fing eine Unterhaltung an. Sein Name war Levi, zumindest hatte er sich ihr so vorgestellt. Die Augen ihrer Mutter nahmen immer einen feuchten Glanz an, wenn sie von ihm erzählte. Je mehr sie sich unterhielten, umso mehr fiel Susen auf, dass sie die gleichen Interessen hatten. Sie lachten viel und kamen sich schnell näher. Damals war sie zu naiv um zu erkennen, dass es nur eine Masche war. So nahm sie Levi mit Nachhause und vollzog mit ihm den Beischlaf. Er sagte ihr er würde sie anrufen und sie glaubte ihm. Sie glaubte er würde sie mögen. Könnte sich in sie verlieben. Zumindest dachte sie dies zu diesem Zeitpunkt. Heute, ganze 17 Jahre später, wusste sie es besser. Männer waren alle gleich. Immer wieder predigte sie Leia diese Sätze.
„Glaube ihm nicht, wenn er dir Komplimente macht, oder dir seine Aufmerksamkeit schenkt. Das ist geheucheltes Interesse, nur um dich ins Bett zu bekommen. Am besten lässt du die Männer links liegen", sagte ihre Mutter mindestens einmal pro Woche, mit erhobenem Finger zu ihr.
Was eigentlich total unnötig war, denn Leia war immer Zuhause. Seit sie das Licht der Welt erblickte. Denn genau zu diesem Zeitpunkt wurde sehr schnell klar, dass Leia anders war. Als der entbindende Arzt Leia einen Klaps auf den Po gab, fing sie an zu weinen. Beinahe hätte der Arzt sie vor schreck fallen gelassen. Denn ihre Haut begann damit, ihre Farbe zu ändern. Von einem menschlichen rosigen Teint, zu einem blassen Lila. Etliche Zeichen und Symbole erschienen in einem etwas dunklerem ton und überdeckten die gesamte Haut des Babys. Dies war der Moment in dem Susen wusste, dass Leia etwas besonderes war. Als sie in die selben stahlblauen Augen sah, war sie verliebt. Dann begannen die etlichen Untersuchungen. Irgendwann hatte Susen sie jedoch gestoppt. Denn nicht ein einziger Arzt hatte eine plausible Erklärung dafür. Leia war vollkommen gesund. Außerdem bekam die Presse davon mit. Wie die Geier standen sie vor dem Krankenhaus und wollten sehen ob die Gerüchte der Wahrheit entsprachen. Susen wollte einfach nur mit ihrem Kind Nachhause. Sie liebte Leia, egal was sie war oder welche kuriose Krankheit sie hatte. Doch der normale Alltag einer Familie blieb bei ihnen aus. Immer wenn Leia anfing zu weinen, wegen Hunger oder durch schmerzen, änderte sich die Farbe ihrer Haut. Susen gab umgehend ihren Job als Sekretärin auf. Da sie niemanden hatte, der auf Leia aufpassen wollte. Die Leute hatten Angst vor ihr und mit ihrer Mutter war sie seit Jahren zerstritten. Sie widmete ihr Leben und ihre gesamte Aufmerksamkeit ihrem Kind, dass sie über alles liebte. Als die Zeit kam, dass Leia in die Schule gehen sollte, wurden die Probleme jedoch immer größer. Da sie das, was mit ihrem Körper geschah, nicht kontrollieren konnte. Immer wenn sie sich aufregte, zu weinen begann oder traurig war, begann die Verwandlung. Die Kinder hatten ebenso Angst vor ihr, wie die Lehrer. Niemand wollte Leia eine Chance geben. Immer wieder zogen sie um. Wechselte sie die Schule. Doch es lief immer gleich ab. Also Unterrichtete Susen ihr Kind selbst. Ihr blieb nichts anderes über. Doch nun war Leia alt genug und hatte es weitgehend unter Kontrolle, zumindest wenn sie sich darauf konzentrierte. Immer hin wurde sie bald 17 Jahre alt und ihre Mutter wollte wieder arbeiten gehen. Damit sie sich und ihrer Tochter was bieten konnte. Gerade erst vor zwei Wochen waren sie von Glancoe hier her zurück nach London gezogen. Dort lebte Susen zu dem Zeitpunkt, als sie Levi begegnete.
In ein kleines schnuckeliges Häuschen mit Garten, welches an einen schönen angelegten Park grenzte. Leia gefiel es hier wirklich sehr, obwohl sie ihre geliebten Highland's schmerzlich vermisste. Dennoch hatte sie Angst. Angst davor wieder verstoßen zu werden. Erneut der seltsame freak zu sein, den jeder mied und niemand mochte. Was wenn es hier auch geschah? Wenn sie durch eine blöde Situation die Kontrolle verlor? Wenn alle ihr wahres Ich sehen würden?
Die Angst davor schnürte ihr die Kehle zu. Ihr Blick glitt umgehend auf ihre zitternden Hände hinab. Alles normal, kein Anflug von der Färbung ihrer Haut. Erneut hob sie ihren Blick. Die Kronen der vielen Bäume des Parks wehten sanft im Wind. Die Sonne kroch allmählich den Himmel empor und tauchte London in ein sanftes gelb rotes Licht.
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Die Sieben
FantasyLeia ist eigentlich ein liebevolles Mädchen, doch das weiß niemand. Seit ihrer Geburt, wird sie von anderen gemieden. Denn Leia ist anders, anders als alle anderen auf dieser Welt. Der einzige Mensch in ihrem Leben ist Susen, ihre Mutter. Welche si...