Offenbarung

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Als Leia den Duft von Susen's Sonntagsbraten vernahm, schlug sie ihre Augen auf. Ihr Traum war noch fest in ihren Gedanken verankert. Die Ameisen liefen wie ein wild gewordener Haufen übereinander und gaben Leia ein seltsames Gefühl in ihrer Magengrube. Sie durfte Ash nicht so nahe an sich heran lassen. Im Endeffekt würde er ihr sowieso das Herz brechen. Leia durfte sich unter keinen Umständen in ihn verlieben. Das es dazu bereits zu spät war, wusste sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dennoch galt ihr erster Gedanke ihm. Leia stand auf und öffnete ihr Fenster. Die frische Luft tat ihr gut. Sie zog sich an und lief die Treppen hinunter.

„Morgen Mom", gab sie verschlafen von sich und streckt ihre Glieder.

„Morgen liebes. Gut geschlafen? Hast du heute etwas vor oder willst du dich erneut selbst quälen?", wandte sich Susen ihrer Tochter zu und lächelte schwach.

„Wenigstens zwei drei Stunden. Und du? Was steht bei dir auf dem Plan?", verzog Leia ihr Gesicht und stellte ihrer Mutter die Gegenfrage.

„Ich werde noch etwas recherchieren, für den Artikel den ich schreibe. Mir fehlen noch einige Details. Du solltest dir auch Ruhe gönnen liebes. Es ist nicht gut, wenn du ständig unter Strom stehst", tätschelte Susen die Schulter ihrer Tochter und stellte anschließend den Ofen etwas niedriger.

„Das weiß ich Mom. Mir geht es gut, keine Sorge", log sie, denn das Erlebnis von gestern lebte in ihren Gedanken auf.
„Mom wäre es vielleicht möglich, dass ich nächsten Monat einen eigenen Laptop bekommen könnte? Für die Schule nicht für Freizeitaktivitäten", führte Leia fort und sah ihre Mutter bittend an.

„Aber natürlich Schatz, ich wollte dir sowieso einen kaufen. Heute besitzt ja jeder einen Rechner. Ich habe mir sogar schon ein paar angesehen. Außerdem verdiene ich nun ja gutes Geld", nickte Susen und sah beiläufig nach dem Gemüse.

Leia lächelte und fiel ihre Mutter um den Hals. Dann könnte sie mit ihren Nachforschungen beginnen. Vielleicht stand im Internet ja was über dieses Ding. Bis nach dem Essen blieb Leia unten bei ihrer Mom. Sie schälte die Kartoffeln und die beiden plauderten ein wenig. Danach ging sie in ihr Reich und übte an ihrer Atemtechnik. Irgendwann hörte sie die Türklingel. Leia hielt inne. Wer konnte das sein? Bruce? Nein sie hörte eine weibliche Stimme, eine Stimme die ihr sehr bekannt vorkam. Kaum hatte sie zu Ende gedacht, rief auch ihre Mom schon nach ihr.

„Leia liebes, hier ist Besuch für dich", hörte sie ihre Mutter rufen.

Leia eilte zur Treppe, während ihr Herz etwas schneller schlug. Sie spähte die Stufen hinab. Da stand Julie lächelnd mit roten Wangen.

„Ich hoffe es ist okay, dass ich vorbei gekommen bin", fiepte sie verlegen.

„Ehm, ja klar. Komm hoch", gab Leia ebenso verlegen zurück.

Noch nie in ihrem Leben hatte Leia Besuch bekommen. Sie freute sich sehr, denn sie mochte Julie. Allerdings war das Freundschaften schließen eine schwere Angelegenheit.
Julie bedankte sich bei Susen und lief die Stufen zu Leia empor. Als Julie in Leia's kleinem Reich angekommen war, schloß Leia die Tür.

„Oh wow. Du hast aber viel Platz hier", stellte Julie fest und sah sich um.

„Ja, das ist mein bescheidenes Reich. Es fehlt noch einiges, aber nach und nach werde ich mir noch das ein oder andere gönnen. Aber sag, was verschlägt dich zu mir", lächelte Leia mit roten Wangen und setzte sich auf eines der dicken Sitzkissen auf ihrem Boden.

Julie tat es ihr gleich, während sie sich noch immer umsah.

„Ich wollte dich einfach so besuchen. Weißt du, seit langem bist du das erste Mädchen, das ich wirklich mag. Nicht falsch verstehen, ich mag Marlene auch aber du, du bist anders. Du bist irgendwie wie ich", stotterte Julie vor sich hin und spielte mit ihren Fingern.

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