Alte Vertrautheit

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Lyla

"Sie mich bitte nicht so an", erwiderte ich leise und wandte mich von ihm ab. Sein Blick war mir mehr als unangenehm. Wir waren uns lange nicht mehr so nah gewesen und es fühlte sich nicht richtig an.

Beschämt und gleichzeitig verunsichert sah ich die Wiese hinauf, wo unsere Pferde friedlich grasten. Zu verlockend kam mir die Idee vor, los zu laufen, mich auf Mystery zu schwingen und vor Matthew zu fliehen.

Das wäre zumindest das, was ich noch vor einigen Wochen getan hätte. Nun konnte ich es nicht, denn irgendetwas in mir, gefiel es von ihm bewundert zu werden. Ebenso genoss diese Seite in mir seine Gesellschaft, die mir trotz allen Dingen gefehlt hatte.

Hin und hergerissen sah ich von Matthew zu den Pferden und zurück. Meine Gedanken überschlugen sich, meine Gefühle schlossen sich an.

Matthew, der meine Absicht, vor ihm davon zu laufen, erahnte, kam einen Schritt auf mich zu und sagte sanft:" Bitte lauf nicht wieder weg, Lyla" Sein Gesichtsausdruck war beinahe flehend.

Ich schlang die Arme um meinen Körper und sah unsicher zu ihm herüber.

"Meine Kleidung ist nass. Ich möchte nur nicht krank werden", versuchte ich mich zu erklären. Erfolglos. Natürlich durchschaute er mich. Ich war eine schlechte Lügnerin.

Amüsiert schüttelte er den Kopf, drehte sich herum, lief ein paar Schritte zurück zum Ufer und griff im Gras nach etwas weißem. Dann hob er es hoch, kam wieder zu mir und reichte es mir.

Ich erkannte, dass es sein Hemd war.

"Hier, zieh das über.", erwiderte Matthew. "Es ist trocken und lang genug"

Dankend nahm ich es an. Doch ehe ich mich umzog, hob ich meinen Blick und deutete ihn darauf hin, dass ich gern etwas unbeobachteter wäre.

Wieder lachte er, nickte zustimmend und lief an mir vorbei. "Während seine Schulter mich im Vorbeigehen streifte, raunte er:" Ich hole uns etwas zu knabbern" Dann entfernte er sich von mir.

Eilig huschte ich hinter ein nahe gelegenes Gebüsch. Dann schlüpfte ich aus meinem Kleid und zog mir das trocken Hemd über. Als ich die Schnüre zumachte, bemerkte ich, dass sein Hemd mir gerade einmal bis zu den Knien reichte und mehr von Beinen freilegte als üblich. So konnte ich auf keinen Fall zum Schloss zurückkehren. Jason würde denken, ich hätte Matthew meine Unschuld geschenkt.

Mein Kleid musste dringend wieder trocknen werden. Also griff ich danach und lief zurück zu den Felsen, die noch immer in der Sonne lagen. Dann legte ich es über den steinigen Riesen und hoffte inständig, es nach dem Picknick wieder tragen zu können.

Als ich mich umdrehte, entdeckte ich Matthew ein paar Schritte von mir entfernt auf einer Decke sitzen. Ein Korb stand zu seiner Linken. Lächelnd hob er den Kopf und klopfte auf den Platz neben sich.

Ich erwiderte das Lächeln ein wenig zurückhaltender, lief aber dennoch auf ihm zu. Immer darauf bedacht, das Hemd hinunter zu ziehen. Matthew grinste. "Steht dir fast besser als mir" Ich verdrehte die Augen und schlug ihm leicht auf die Brust. "Sei still", zischte ich und ließ mich neben ihm nieder. "Los, nun mach schon. Ich habe Hunger" Ungeduldig griff ich in den Korb und nahm das erstbeste heraus. 

Es war ein Apfeltörtchen. Genüsslich biss ich hinein und stöhnte kurze Zeit später auf. Es schmeckte fantastisch. Nachdem ich das Törtchen nach ein paar Bissen auf hatte, leckte ich mir noch die Finger ab und schloss die Augen. Himmlisch.

Ich nahm einen tiefen Atemzug und entspannte mich endlich ein wenig. Den Tag hatte ich mir heute wirklich nicht so gut vorgestellt. Gierig nach mehr, öffnete ich die Augen, beugte mich vor und griff wieder in den Korb. Als ich das nächste Törtchen herausholte, bemerkte ich, dass Matthew mich beobachtete. Ich hob den Blick und begegnete dem seinen.

Er schaute mich belustigt an. Einen Moment später schielte er auf das Törtchen in meiner Hand. Dann begriff ich und wurde rot. "Ähm, möchtest du auch?", fragte ich etwas verspätet und hielt ihm das Törtchen hin. "Ich dachte schon, du fragst nie", erwiderte er und beugte sich vor. Überrascht zog ich die Hand zurück, als sein Gesicht näher kam.

"He, nimm es doch nicht wieder weg. Sonst denke ich noch, dass Jason dich verhungern lässt" Dann stoppte ich in der Bewegung und spürte, wie Matthews Hand sich um mein Handgelenk schlag und es festhielt. Nun beugte er sich noch weiter vor und biss ins Törtchen.

Kaum einen Moment später ließ er mich wieder los und kaute genüsslich.

"Hmm", kam es von ihm. Es schien ihm zu schmecken. Grinsend biss ich in die andere Seite und stimmte ihm seufzend zu. Wer auch immer da seine Hand im Spiel hatte, machte es wirklich gut.

Matthew und ich teilten uns auch noch den Rest der Gebäckstücke, die uns eingepackt worden sind. Manchmal verzogen wir das Gesicht, weil es uns zu mächtig war und bei anderen Häppchen stritten wir um das letzte Stück.

Dabei taute ich von Zeit zu Zeit auf und ich fühlte mich wieder wohl in seiner Gegenwart. Beinahe so, wie vor meiner Flucht. Als wir einander näher gekommen waren und die Seiten des anderen kennenlernen konnten.

Irgendwann verflog die heitere Stimmung zwischen uns und es wurde ernst. Mit großen Augen betrachtete ich mein Gegenüber ausgiebig. Ich begann bei seinem schönen Gesicht. Das Haar kurz und in diesem dunklen Blondton, ebenso wie sein Bart, den er sich stehen ließ. Es stand ihm wahrlich gut zu Gesicht. Und dann seine freigelegte Brust, die im schwachen Sonnenlicht glänzte. Er war von guter Statur und es frohlockte mich beinahe dazu mit meinen Fingern über seine glatte Haut streichen zu wollen.

Seine langen Beine steckte immer noch in der nassen Hose, die er zu meinen Gunsten nicht ausgezogen hatte. Wahrscheinlich wäre ich nicht geblieben oder hätte etwas anders getan, wofür ich mich später in Grund und Boden schämen würde.

Als ich wieder bei seinem Gesicht anlangte, trafen sich unsere Blicke und ich spürte diese alte Vertrautheit zwischen uns wieder aufleben.

Das Bedürfnis, ihn zu berühren und zu küssen, stieg ins Unermessliche.

Doch bevor wir im Stande waren etwas Dummes zu tun, räusperte sich Matthew sich und fragte leise:" Lyla, sag mir, warum bist du davon gelaufen?"

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