Lyla
Die letzten Tagen verbechte ich kaum einen Moment von Matthew getrennt und ich genoss wahrlich jede Sekunde mit ihm. Mit ihm fühlte ich mich sicher und frei.
Wenn wir zusammen waren, dann konnte ich vergessen, dass er der König war und ich seine zukünftige Frau. Ich konnte den Gedanken verdrängen, bald ein Land regieren zu müssen und Pflichten anzutreten, denen ich womöglich nicht gewachsen war. Nur allzu deutlich machte Lavinia mir immer wieder, dass ich für die Aufgaben der Königin nicht geschaffen war.
Und manchmal überkamen mich die Zweifel, die sie nur allzu gerne in mir hervor rief. Sie mochte mich nicht. Ich wusste nicht aus welchen Gründen das so war, schließlich kannten wir uns kaum. Ich hatte ihr nie unrecht getan und ich lernte fleißig, mich wie eine Adelige zu benehmen, obwohl ich doch erst seit Kurzem in diesen erhoben worden war.
Vielleicht lag es daran, dass sie einfache Bauern von Grund aus verachtete und niemals eine wie mich in Betracht gezogen hätte, ihren einzigen Sohn zu heiraten und somit ihr Amt als Königin von Bredinia zu übernehmen.
Dann wiederum konnte ich sogar ein wenig Verständnis für ihre Abneigung gegen mich aufbringen, aber sobald ich offiziell Matthews Frau sein würde, musste sich das ändern. Von Dauer wollte ich nicht in diesem Verhältnis verweilen, schließlich sollte ich mich in meinem eigenen Zuhause wohl fühlen und nicht ständig auf der Hut sein vor der Mutter meines Mannes.
Und Matthew trug nicht gerade zu einer Schlichtung bei. ER war der Ansicht, dass seine Mutter nur ein wenig mehr Zeit bräuchte, um mit mir warm zu werden. Die Dinge würden sich wohl von selbst legen. Leider sah ich das etwas anders.
Bisher hatte ich ihm noch nicht davon erzählt, dass seine Mutter mir gedroht hatte. Und wahrscheinlich war es auch besser so, wenn er es nie erfahren würde. Jason würde sowieso nie wieder einen Fuß in dieses Schloss setzen, da war ich mir sicher.
Schon allein bei dem Gedanken an ihn, fühlte ich mich plötzlich ganz anders. Mir wurde schrecklich kalt und meine Gewissensbisse nahmen zu. Dass er den Weg nach Bredinia angetreten war, nur um mich zu sehen, das bewies eindeutig, dass ich ihm noch sehr viel bedeutete. Und ja, er bedeutete mir auch noch etwas. Mehr, als ich zugeben wollte.
Doch nun gab es Matthew in meinem Leben. Er war meine Zukunft und die wunderschönen Dinge, die ich mit Jason erlebt hatte, gehörten nun der Vergangenheit an. Ich musste damit klar kommen. Ebenso wie er auch.
Und in Matthews Nähe fiel es mir deutlich leichter, damit abzuschließen. Also vertrieb ich die düsteren Gedanken und konzentrierte mich nur auf das Hier und Jetzt.
Verträumt öffnete ich die Augen, als mein Begleiter mir durch mein offenes Haar strich und leise seufzte. Ich begegnete diesen meeresblauen Augen, in denen ich so gerne versank. Wenn er mich so ansah - mit diesem liebevollen, gütigen Blick - dann fühlte es sich so an, als würde ich ihm tief in seine Seele blicken können. Auf einen Mann voller Hoffnungen und Träume. Einen ehrlichen, liebevollen und starken Mann.
Und genau das zeichnete Matthew aus. Er war so voller Güte, Gerechtigkeit und Stärke. Und wenn wir zusammen waren eröffnete er mir Seiten, die ihn verletzlich, aber auch leidenschaftlich und wild zeigten.
Jeden Tag, den wir miteinander verbrachten, entdeckte ich etwas Neues in ihm.
"Woran denkst du?", fragte Matthew neugierig und lächelte leicht. Seine wüsten, blonden Haare fielen ihm in in die Stirn und ich strich sie beiseite, als ich ehrlich zugab: "An dich." Vor ein paar Wochen noch, hätte ich mir das hier niemals zu träumen gewagt und nun konnte ich nicht anders, als ihn anzusehen und mich frei zu fühlen. Ihn musste ich nicht belügen. Das wusste ich.
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Die Auserwählte
Tarihi Kurgu"Es liegt an dir, Lyla" "Aber wie soll ich mich entscheiden?" "Folge einfach deinem Herzen..." Ein Mädchen vom Land. Ein König und ein Herzog. Lyla liebt sie beide, doch sie kann nur einen wählen. Wie wird ihre Entscheidung bloß ausfallen: Ist es...