Pläne

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Lyla

Nachdem meine Zofen mir ein Bad eingelassen hatten, wurde ich nicht wie gewünscht alleine gelassen, sondern ordentlich geschrubbt und gesäubert. Und sie ließen keine Gnade walten.

 Insgesamt drei Zofen kümmerten sich um mich. Es waren fremde Mädchen, nicht etwa Ella und Lena, die mir vor meiner Flucht aus dem Schloss zu Dienste standen, dennoch waren diese ebenfalls sehr jung. Die Eine hatte blondes Haar, welches sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und ihr locker über die Schultern hing. Sie machte sich an meinen Haaren zu schaffen, um die Kohle herauszuwaschen, was gar nicht mal so leicht war wie anfangs gedacht. 

Das zweite Mädchen hatte braunes kurzes Haar, die als einzige nicht zusammengebunden waren und sie schien von den Dreien noch die jüngste zu sein, denn sie wirkte etwas unbeholfen als sie meine Beine und Füße zu schrubben begann. Und die letzte war rothaarig, eine sehr ungewöhnliche Haarfarbe, dennoch sehr schön. Doch sie war die Ruppigste von allen, sie schrubbte meine Rücken als sei ich ein dreckiger Hund, der in einer Schlammpfütze gebadet hatte. Ohne Gnade!

Nachdem ich gebadet und in ein vornehmes grünes Kleid gehüllt wurde, klopfe es an meiner Tür und Matthew holte mich persönlich ab, um mich in den Speisesaal zu geleiten, indem bestimmt schon seine Mutter und die wichtigsten Menschen des Schlosses warteten, um uns zu verhören und wahrscheinlich um mich zu beschuldigen.

Die Wachen öffneten uns die Türen und Matthew führte mich immer noch schweigend zu Tisch. Ich fühlte mich sehr unwohl bei der ganzen Sache, da sie mich mit ihren Blicken fast zu durchlöchern schienen, vor allem die Königinmutter.

"Guten Abend meine Herren", begann der König und begrüßte den Kronrat und den Kanzler. "Mutter", fuhr er fort und nickte ihr zu. "Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet, dass Ihr während meiner Abwesenheit mein Amt übernommen und für Bredinia gesorgt habt."

Seine Mutter nickte ihm zu:"Es war mir eine Ehre, mein Sohn. Nun lasst uns speisen, sodass wir danach alles Weitere besprechen können."

Somit traten die Diener ein, brachten das Essen hinein und bedienten uns. Mein Blick wanderte immer wieder unschlüssig zu Matthew hinüber, der mir wiederum einen beruhigenden Blick zu warf und nickte. Bedauerlicherweise saß er am anderen Ende des Tisches.

Dann war es so weit, wir hatten alle vorzüglich gespeist und man hatte den Tisch geräumt, sodass nur noch unsere Kelche gefüllt mit Wein vor uns standen und nichts anderes mehr. Die adeligen des Kronrates begannen nun zu tuscheln, doch der König unterband dies:" Meine Herren, ich weiß, es gibt vieles zu besprechen, aber dies unterliegt auch mir, eurem König, so sprecht eure Sorgen laut aus."

Zunächst wirkten die Adeligen etwas verunsichert, doch dann wagte der erste Mann zu sprechen. Er war großgewachsen und hatte braunes Haar und einen Bart, seine Kleidung nach zu urteilen, war er ein Mann von mächtiger Herkunft. " Mylord, verzeiht, aber wie werdet Ihr gegen Prinz Cornways Anforderung vorgehen, um ihn zu besänftigen und einen Krieg zu vermeiden?"

Die Herren räusperten sich und Matthew erhob sich. Was hatte ich verpasst? Wer war Prinz Cornway und warum stand uns ein Krieg bevor? Ich machte große Augen. War Matthew deshalb so angespannt seit er ich abgeholt hatte? Hatte er etwas erfahren, was ich noch nicht wusste.

" Eine gute Frage Lord Kingsley und durchaus berechtigt. Ich habe tatsächlich vor einen Krieg zu verhindern, da meine Männer schon an den Grenzen von anderen Königreichen patrouillieren. Und nun zu meiner Vorgehensweise. Ich werde versuchen, mit Prinz Cornway einen Kompromiss zwischen seiner Forderung und unserer Lage zu finden, um ihn so erst einmal in Schacht zu halten, doch auf Dauer fehlen uns die richtigen Mittel, sodass mir noch etwas einfallen muss, um einen Krieg wirklich ausschließen zu können. Aber ich werde alles in meiner Macht stehende tun."

Lord Kingsley nickte zustimmend und blickte in die Runde des Rates, die ebenfalls zustimmende Worte hervorbrachten. Ich lächelte leicht um den Anschein zu erwecken, ich wüsste wovon er sprach, mal davon abgesehen, dass dem nicht so war. Nachdem Essen würde ich ihn gleich danach fragen. Es ging schließlich um unser Land.

"Gibt es noch weitere Fragen?", vernahm ich erneut Matthews Stimme, die den ganzen Saal erfüllte. "Lord Tudor, Ihr seht so aus als würde Euch da noch etwas Dringendes auf der Zunge liegen." Lord Tudor zog die Augenbrauen in die Höhe, so als würde er dieser Aussage nicht zustimmen wollen, doch er setzte in dem Moment an:" Ihr habt recht, Mylord. Es geht aber dies bezüglich nicht unbedingt, um die Politik, sondern um Eure Zukünftige!"

Augenblicklich zog ich alle Blicke auf mich und ich wollte am liebsten im Boden versinken, auch Matthew sah angestrengt zu mir hinüber.

"So sprecht frei heraus, Lord.", forderte er.

"Nun, alle Anwesenden hier kennen den Grund für Eure lange Abwesenheit Mylord und auch wenn das Volk es erahnt, so wissen sie den wahren Grund nicht. Also solltet Ihr die Absicht haben, dieses Mädchen zu heiraten, so solltet Ihr es sofort tun, ehe die Lage sich weiter zuspitzt. So könnt Ihr das Volk besänftigen und ihnen zeigen, wie Ihr herrschen werdet. Was für ein Herrscher Ihr sein wollt, mein König. Denn augenblicklich ist das Volk unzufrieden, hat von Eurer Flucht gehört, Mylady...", wand der Lord sich kurz an mich. "Und es befürchtet, dass Ihr, mein König, genauso grausam herrsche werdet, wie Ihr Vater es einst getan hat."

"Aber Lord Tudor, das ist ja unerhört!", mischte sich die Königinmutter empört ein.

"Verzeiht, Eure Hoheit, doch es nutzt niemanden, wenn ich die Wahrheit verschweige."

Matthew erhob sich erneut und auch die Männer vom Kronrat taten ihm es gleich. Somit verspürte ich ebenfalls mich zu erheben, so wie es mir vor meiner Flucht beigebracht wurde.

"Meine Herren, ich verstehe die Ängste jedes Einzelnen und gebe somit bekannt, dass ich die Anwesende Lyla Jane Mightway in drei Tagen hier am Hofe zu meiner Frau nehmen werde. Und sollte es keine weiteren Angelegenheiten geben, bitte ich darum, mich mit meiner zukünftigen Frau und meiner Mutter allein zu lassen.", beendete er somit das Gespräch.

"Sehr wohl, Eure Hoheit." Kurz darauf verließen die Adeligen den Raum, nur Peeta, Lavinia, Matthew und ich blieben zurück.

"Peeta, sagt allen im Schloss bescheid, dass wir in drei Tagen Hochzeit feiern. Ladet die adeligen aller Städte ein und lasst einen Boten schicken, der auch dem Volk dies verkündet. Sie werden uns auf dem Hofe begutachten können, wenn Lyla und ich auf dem Balkon stehen und sie begrüßen. Ach und schickt einen Boten zum Hause Mightway. Kann ich mich auf Euch verlassen?", ordnete mein zukünftiger Mann an und sah seinem Gegenüber fest in die Augen.

"Natürlich, mein König. Ich werde sofort los und alles arrangieren." Und weg war er.

Somit blieben nur noch wir drei zurück und mein Unbehagen wuchs. Ich lief nun zu Matthew, der mir bereitwillig einen Arm um die Taille legte und mich anlächelte.

"Es wird alles gut werden. Die Sache mit Cornway erkläre ich dir später", sprach er leise und drückte seine Lippen kurz an meine Schläfe. Und ich wusste, er meinte es vollkommen ernst.

"In drei Tagen also", begann seine Mutter nun nachdenklich, während sie uns beide betrachtete. Mich besonders feindselig. "In drei Tagen", bestätigte Matthew und zog mich enger an sich.

Und erneut lag ihr eisiger Blick auf mir.

"Und du bist dir sicher? Was ist, wenn sie schon längst ihre Keuschheit an den Herzog verloren hat und einen Bastard erwartet? Wie kannst du sicher gehen, dass sie dir treu ergeben sein wird, wenn sie schon einmal in seine Arme zurück geflohen ist? Wie kannst du es? Ich schwöre dir, mein Sohn, sollte sie dich bloßstellen, so glaube mir bei Gott, werde ich sie eigenhändig hängen!", sagte sie mir herrischer und feindseliger Stimme.

Doch ich ließ mich davon nicht erniedrigen, denn bevor Matthew etwas auf diese Anschuldigungen erwidern konnte, fuhr ich sie an:" Wie könnt Ihr es wagen, mir sowas zu unterstellen! Das ist unerhört! Ich habe meine Keuschheit bewahrt und ich werde es auch so lange tun, bis ich Euren Sohn heirate!"

Mit dieser Notlüge riss ich mich los und verließ stürmisch den Raum. 

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