-1- Gonzo Gonzales

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Wie ich hier gelandet bin ist eine lange Geschichte, doch vermissen würde mich eh niemand.

Ich lebte jetzt schon seit einiger Zeit bei Gonzo und seiner Clique, den Flammenmützen. Skateboard fahren konnte ich inzwischen auch recht gut, obwohl meine eigentlich Leidenschaft immernoch dem Fußballspielen galt.

Und so war ich auch heute lieber in der Nebelburg geblieben und kickte meinen Fußball gegen die Wand, als Gonzo mit einem Mädchen an seiner Seite zurückkehrte. Ich stoppte den Ball und musterte sie.
Sie trug ein weißes knielanges Kleid und ein Tuch, dass ihr locker über ihre Haare hing. Unsicher sah sie sich um, sah zu Pickels, Sexy-James und entdeckte schließlich auch mich. Als sie den Ball an meinem Fuß sah, schlich ein kleines Lächeln über ihre Lippen. Aber vielleicht hatte ich mir das auch nur eigebildet.

''Sie brauchte unbedingt neue Klamotten!'', rief mir Gonzo noch hinterher, als er die Fremde zu mir schickte. An meinem Nest angekommen warf ich dem Mädchen wortlos ein enges Top und eine weit geschnittene Hose zu. Natürlich alles in schwarz. Ein Wunder, dass ihr meine Sachen passten, denn immerhin war sie einen halben Kopf größer als ich.

"Sag mal, wie heißt du eigentlich?", fragte das fremde Mädchen, als sie das weiße Kleid in den Dreck feuerte.
"Chrissy. Naja, eigentlich Christina. Aber ich bringe jeden eigenhändig um, der mich so nennt."
"Verflixt, na dann werde ich mich wohl besser hüten, dich so zu nennen. Ich heiße übrigens Vanessa."

Sie zog die Klamotten an, die ich ihr gegeben hatte und ich musterte sie interessiert, denn sie schien so garnicht zu Gonzo zu passen.
"Wie bist du zu Gonzo gekommen? Er bringt nicht oft neuen Besuch mit", fragte ich sie schließlich.
"Das ist nicht so leicht, weißt du? Ich spiele eigentlich Fußball, genau wie du."
Sie erzählte mir daraufhin vom Teufelstopf, den Wilden Kerlen und warum sie von eben denen weg wollte. Ich konnte sie gut verstehen.

"Aber warum bist du überhaupt hier? Hast du sonst keine Familie?", fragt mich Vanessa an diesem Abend, als wir es uns abseits von den anderen gemütlich gemacht hatten. Ich sah sie an und überlegte kurz.
"Es fing alles damit an, dass sich meine Eltern getrennt haben. Mein Papa ist damals weg gezogen und ich war mit meiner Mutter alleine. Das war aber garnicht das Problem. Wir verstanden uns super und unternahmen viel zusammen. Doch dann lernte sie einen neuen Mann kennen und merkte nicht, wie schlecht es mir damit ging. Als er dann auch noch bei uns einzog, wurde es immer schlimmer. Er machte mich vor meiner Mutter ständig schlecht, erzählte Lügen über mich und hetzte meine Mutter gegen mich auf. Die bekam das durch ihre rosa-rote Brille garnicht mit und glaubte ihm einfach alles. Irgendwann, als ihm 'aus Versehen die Hand ausgerutscht war', hielt ich es nicht mehr aus und rannte weg."

Je mehr ich erzählte, desto weiter viel Vanessas Kinnlade herunter. Als ich fertig war, sah sie mich mit weit aufgerissenen Augen an.

"Und warum bist du damals zu Gonzo gegangen?", fragte sie, als sie sich wieder gefasst hatte.
"Er fuhr gerade mit seinem Skateboard vorbei, als ich weinend auf dem Bordstein saß."
"Und? ist es hier besser als daheim?", hakte Vanessa nach.
"Nein, nicht wirklich. Ich bin zwar überall auf dieser Welt lieber als beim dem Freund meiner Mutter, aber ich hätte mir eine schönere Bleibe vorstellen können. Hier wird nur Skateboard gefahren und kein Fußball gespielt. Und Gonzo geht mir mit dieser Staraja Riba auch ziemlich auf den Keks."
"Kann ich verstehen. Ich könnte mir ein Leben ohne Fußball garnicht vorstellen."
"Ich mir eigentlich auch nicht...", antwortete ich schweren Herzens. Vanessa nickte verstehend und wir wechselten das Thema.

Ich kann nicht sagen, warum ich Vanessa meine Lebensgeschichte anvertraut habe. Ich hatte einfach das Gefühl, ihr vertrauen zu können und damit sollte ich mich auch nie getäuscht haben.

Mit der Zeit kamen sich Vanessa und Gonzo immer näher und wurden schnell ein Paar. Sie knutschten rum, kuschelten und waren kaum voneinander zu trennen. Er brachte ihr Skateboard fahren bei und sie durfte sogar seinen rollenden Tron benutzen. Die beiden tobten herum wie kleine Kinder, nur um sich danach in die Arme zu fallen. Richtig eklig kitschig.

Maxi und ich und die Wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt