-3- Reunion

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25:1
Ja, so hoch hatte die Nationalmannschaft uns abgeschossen.
"Kleine Kicker gehen im Teufelstopf baden"
"Ihr seid Hosenpisser"
Und noch vieles mehr haben wir uns anhören müssen.

Leon ist nach dieser Niederlage abgehauen und die Wilden Kerle hatten sich ohne ihren Anführer aufgelöst. Gonzo ist damals für mich da gewesen und jetzt sitze ich wieder hier in der Nebelburg, kicke meinen Ball gegen die Wand oder rolle auf meinem Skateboard durch die Gegend und versuche, einen weiteren langweiligen Tag rum zu kriegen.

Gelangweilt rollte ich mit meinem Ball unter den Arm geklemmt auf meinem Skateboard herum, als plötzlich alle aufsprangen.
"Was willst du hier? Habt ihr nicht schon genug Schaden angerichtet?", fragte Gonzo plötzlich jemanden und klang dabei ziemlich wütend.
Neugierig rollte ich langsam näher. Die Flammenmützen hatten eine Art Gang zum Tron meines Cousins gebildet, in dessen Mitte eine Gestalt stand, die zu ihm sprach.
"Ich will nicht zu dir, Gonzo. Ich suche jemand anderen."
"Bei meiner alten Freundin Staraja Riba. Ich glaube kaum, dass du hier fündig werden wirst. Alle deine kleinen Freunde sind doch abgehauen."
"Und jetzt trommeln wir alle nochmal zusammen."
"Aber ich verstehe immer noch nicht, was du dann hier bei uns suchst? Wir werden wohl kaum einen von euern kleinen Jungs bei uns aufgenommen haben."
"Ich weiß. Deshalb suche ich ja auch keinen Jungen, sondern ein Mädchen."
"Ich bezweifle, dass sie mit dir kommen wird. Ihr habt sie im Stich gelassen und-"

Doch weiter kam Gonzo nicht, denn ich trat aus dem Schatten hervor und viel ihm sofort ins Wort.
"Ich glaube kaum, dass du das für mich zu entscheiden hast, Gonzo."
"Und ob. Wen hast du denn sonst noch? Zu wem gehst du nächstes Mal, wenn du feststellen musst, dass die Wilden Kerle nur Kinderkram sind?"
"Irgendwo anders hin, aber ganz sicher nicht mehr zu dir. Hier in der Nebelburg ist es so dermaßen öde und langweilig, da lebe ich lieber allein im Wald oder sonst wo."
"Dann geh doch. Und wenn sich die Kinder mal wieder benehmen wie Feiglinge, dann weißt du ja, wo du uns finden kannst."

"Komm Juli, wir gehen."
Ich zog ihn an seinem Arm hinter mir her aus der Nebelburg heraus.

So lief das schon die ganze Zeit. Gonzo und seine Clique fuhren Skateboard, ich vertrieb mir irgendwie die Zeit und ab und an durfte ich mir anhören, dass die Wilden Kerle was für kleine Kinder sind und dass er nicht verstehen konnte, wie ich ihn nur für die verlassen konnte.

Im Teufelstopf angekommen sprang ich von meinem Skateboard. ich ließ meinen Blick zwischen den Kerlen umherschweiften, die auf dem Boden mitten im Staub saßen. Dabei blieb ich an einem gewissen Jungen hängen. Es war nun fast ein Jahr her, dass wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Er war reifer geworden ... hübscher.

Maxi stand auf. Er kamen langsam auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen.

-

POV Maxi

Wir begrüßten uns etwas unbeholfen.
Es war komisch, sie wieder zu sehen, nach allem was passiert war.

Als sich die Wilden Kerle aufgelöst hatte, wollten wir nicht, dass sie wieder zu Gonzales gehen musste. Ich hatte sie mit zu mir eingeladen, aber mein Vater musste mal wieder der miesepetrigste Spaßverderber der Fußballwelt sein und hatte Chrissy sofort wieder zu ihrem einzigen Verwandten geschickt.

Doch jetzt, wo sie vor mir stand, wünschte ich mir noch mehr, sie nicht gehen gelassen zu haben. Ich beobachtete sie und merkte, wie mein Herz anfing schneller zu schlagen.

Was war denn jetzt bitte mit mir los? Ja, ich hatte sie ein Jahr lang nicht gesehen, aber so eine Reaktion hatte ich doch auch bei den anderen nicht gehabt.

-

POV Chrissy

"Wo haben euch die anderen eigentlich aufgegabelt?", versuchte ich ein Gespräch zu beginnen.
"Mich hat Nerv aus der Vorhölle gerettet, dem Büro meines Vaters", erklärte Maxi.
"Die beiden haben dann mich und Joschka im Gewächshaus bei unserer Strafarbeit aufgegabelt. Dannach wollte Maxi noch Marlon und Markus holen. Die beiden verschwenden aber lieber weiter ihre Zeit auf dieser verflixten Kartbahn", erzählte Juli weiter.
"Und die anderen sind den Rest zusammen trommeln. Oder zumindest die, die noch kommen wollen", beendete Maxi schließlich.
Wieder trat Stille ein und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, während wir abwarteten, ob noch jemand kommen würde.

Seit Stunden saßen wir jetzt schon hier herum und vertrieben uns die Zeit mit Steine-schmeißen.
"Das wars dann wohl", sagte Juli resigniert und stand auf.
"Kommt, wir gehen", bestätigte ihn Maxi, "Es kommt eh keiner mehr."

"Da wäre ich mir garnicht so sicher!", rief plötzlich jemand und wir blickten in Richtung der untergehenden Sonne, wo die Stimme her kam. Raban kam, gefolgt von Joschka, den Hügel vor dem Tor zum Teufelstopf herauf.
"Dafür lege ich meine beiden Beine ins Feuer", sagte Vanessa und trat neben sie.
"Meine Beine", begann Juli.
"Meine Seele", ergänzte Nerv.
"Und mein ganzes Herz!" Mit diesen Worten zeigte sich jetzt auch Leon.
Wir waren wieder komplett. Und sofort machten wir uns auf den Weg zu Hadschi Ben Hadschi, dem großen Erfinder.

Er stellte uns seine neusten Erfindungen vor: ultraschnelllösliche Salzbierbrause, fette Würstchencremepaste und Fischstäbchensandwich mit Ketchup, und das alles aus der Tube zum mitnehmen!
"Das ist eine Kaugummispinnweben-Fesselkanone!", fuhr Hadschi den armen Juli an, der seine Finger nicht von den verrückten Erfindungen lassen konnte. Ich musste lachen, denn ich fand Julis Neugier sehr amüsant.
"Und das hier?", Juli hob ein anderes Gerät in die Luft und drückte den Abzug. Zum Glück war es nicht geladen, denn es war eine Blutegelschleuder.
Daraufhin zeigte Hadschi dem neugierigen Jungen die Geheimversteck-Karte und schenkte uns den ersten Geheimes-Geheimversteck-Sucher-und-Finder-Navigationsautomat der Welt und dazu gab es noch viele Tuben von seiner Astronautennahrung zum mitnehmen.

Doch wir brauchten nicht nur was zu essen, sondern auch neue Trikots. Imerhin waren wir inzwischen aus den Alten rausgewachsen. Während sich Hadschi darum kümmerte, widmeten wir uns alle unseren Fahrrädern, denn die mussten wir schnellstens wieder in die Reihe kriegen. Immerhin hatten wir uns nicht umsonst wieder zusammengerauft. Die Biestigen Biester hatten uns herausgefordert und so mussten wir ihnen in ihrer Natternhöhle beweisen, dass wir immer noch die wildeste Fußballmannschaft der Welt waren.

Also schraubte, flexte und dekorierte jeder an seinem Fahrrad herum, bis es langsam Zeit wurde sich schlafen zu legen. Jeder der Kerle hatte einen Schlafplatz gefunden, ob auf einer Couch oder in Hängematten, oder war einfach am Platz beim arbeiten eingenickt, wie Juli. Vorsichtig legte ich ihm eine Decke um die Schultern.
Ich konnte nicht schlafen und geisterte noch durch Hadschi's Werkstatt, als ich Leon entdeckte, der immer noch an den Rädern rumtüftelte. Er gab sich wirklich alle Mühe zu zeigen, dass es ihm leid tat und dass seine Rückkehr ehrlich gemeint war, auch wenn Vanessa das noch nicht sehen wollte.

Während ich so Gedankenverloren an der Tür lehnte und, unbemerkt von Leon, sein Treiben beobachtete, legte sich plötzlich eine Hand auf meine Schulter.
"Hey Chrissy, warum bist du noch wach?", fragte Maxi hinter mir.
"Ich konnte nicht schlafen, habe keinen gemütlichen Platz gefunden", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß. Er nickte verstehend.
"Möchtest du dich vielleicht zu mir legen? Auf der Couch ist genug Platz für uns beide."
Ich war etwas überfordert, denn mit so einem Angebot hatte ich nicht gerechnet. Dass ich nicht sofort antwortet, schien ihn etwas nervös zu machen.
"Oder auch nicht... wie du möchtest... ich...", versuchte er sich noch zu retten, da ihm seine Frage plötzlich unangenehm zu sein schien.
"Nein, nein, gerne. Also, ich hätte wirklich gerne lieber einen gemütlicheren Platz zum schlafen als einen Stuhl", antwortete ich deshalb schnell und folgte ihm.

Maxi und ich und die Wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt