-5- Leon ist weg!

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Der Sommer, der gehört dem, der am wildesten ist.
Jeder, der was anderes sagt, labert bloß Mist!
Denn es hat sich bewiesen, was schon immer gilt:
Egal was du tust, sei gefährlich und wild!

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Mit diesem und ein paar anderen Liedern im Ohr sprangen wir in den See hinter dem Geheimversteck und genossen den Sieg von letzter Nacht.
"Jetzt weißt du, Mama, wie zart und sensibel ich bin!", wiederholten wir immer wieder Nervs Ansprache an seine Mutter und mussten uns jedes Mal krümmen vor lachen.
"Nerv, du bist wirklich der wildeste Kerl den wir kennen", sagten alle und Nerv hielt überrascht in seiner Bewegung inne.
"Meint ihr das ernst?", hakte er ungläubig nach.
"Alles ist gut -", bestätigte ihn Maxi.
"- so lange du wild bist!", schlug Nerv bei ihm ein.
"Dafür lege ich meine beiden Beine ins Feuer!", bestärkte ich, als Vanessa plötzlich aus dem Wasser auftauchte und langsam auf Leon zuging.
"Meine Beine, meine Seele und mein ganzes Herz."

Sie bedankte sich bei Leon für alles, was er jemals für sie gemacht hatte. Sie küssten sich, doch keiner der anderen Kerle sah auch nur irgendwie angeekelt aus, ehr schienen sie fasziniert von den beiden Turteltauben zu sein und es freuten sich alle für die beiden. Sie schienen also doch erwachsener zu werden und fanden Mädchen nicht mehr ganz so eklig wie damals, als Vanessa genau deswegen zu Gonzo Gonzales abgehauen war.

Ich bemerkte erst garnicht, dass ich immer wieder hoffnungsvoll zu Maxi sah, während die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder zum Leben erwachten.

Mit einem Freudenschrei durchbrach Nerv die entstandene Stille und alle fingen wieder an im Wasser zu toben. Wir sprangen aufeinander, spritzen uns Wasser ins Gesicht und genossen die kurze Zeit, in der wir einfach frei waren von allen Sorgen der letzten Tage und unseren Sommer genießen konnten.

Auf einmal kam Maxi auf mich zu und wollte mich hochheben, um mich ins Wasser zu schmeißen. Ich wehrte mich, als sein Gesicht plötzlich nur noch Millimeter von meinem entfernt war und mich Maxi von unserer Rangelei immer noch fest in seinen Armen hielt. Wir sprangen förmlich auseinander und Maxi tauchte sofort unter Wasser.

Was war das denn bitte für eine Reaktion? Fand er etwa doch nur Leon und Vanessa süß und selber Mädchen immer noch eklig?

-

POV Maxi

Eben haben wir noch gerangelt und plötzlich standen wir da, sie in meinen Armen und meine Lippen nur noch eine kleine Bewegung von ihren entfernt. Hätte ich gewollt, hätte ich sie einfach küssen können, wie ich es mir schon seit der Nacht bei Hadschi so oft gewünscht hatte.

Es gab mal eine Zeit, da dachte ich, Mädchen seien eklig und würden stinken. Doch seit ich Chrissy dieses Jahr wiedergesehen hatte, spielten meine Gefühle verrückt. Ich wusste nicht, was es war, aber sie faszinierte mich mehr als jedes andere Mädchen, das mir bisher begegnet war.

Doch irgendetwas hielt mich davon ab, es ihr zu sagen. Wahrscheinlich mochte sie mich nur als Freund und nicht mehr als die anderen auch, schließlich verhielt sie sich mir gegenüber auch nicht anders. Deshalb suchte ich auch immer wieder Ausreden, um ihr nah sein zu können, wie bei Hadschi oder auf dem Felsen.

Was war nur los mit mir? War ich etwa... verliebt?

-

POV Chrissy

Als wir uns wieder auf den Weg machten, fuhren Maxi und Juli die ganze Zeit neben mir und wir unterhielten uns köstlich. Wir waren die ganze Zeit am lachen und nichts schien uns runterziehen zu können.

Wir kamen langsam an den Waldrand, als Vanessa ein Wettrennen mit Leon durch das angrenzende Maisfeld begann. Wir schüttelten nur lachend den Kopf und fuhren den beiden auf dem Weg bis ans Ende des Maisfeldes hinterher. Dort angekommen trafen wir allerdings nur auf Vanessa. Aber wo war Leon?
In einer Reihe durchkämmten wir das ganze Feld, bis Maxi plötzlich nach Vanessa rief.
Wir folgten seiner Stimme und fanden uns in einem riesigen Kreis wieder, in dessen Mitte ein Stock steckte, an dem ein Zettel hing.

Wütend darüber, dass Leon sie schon wieder verlassen hatte, obwohl sie gerade erst wieder vertrauen zu ihm gefasst hatte, drückte Vanessa den Zettel in Maxis Hand und stapfte davon.
"Sorry, ich pack's einfach nicht. Ich hab zu viel Angst. Leon", las Maxi laut vor, übergab den Zettel enttäuscht an Juli und ging ebenfalls davon.

Ich rannte Vanessa hinterher. Wir waren immerhin die dicksten Freundinnen und so hoffte ich, sie etwas beruhigen zu können.
"Kacke verdammte! Und ich habe ihm vertraut!"
"Aber zu Recht. Er hat alles dafür getan, um uns, aber vor allem dich, davon zu überzeugen."
"Und was hat das gebracht? Er ist schon wieder weg. Er hat uns schon wieder im Stich gelassen."
"Verflixt, Vanessa! Jetzt hör auf so zu reden und denk doch mal nach. Leon ist nur wegen dir zurück gekommen, er hat sich alle Mühe gegeben dich davon zu überzeugen, ihr wart im See so glücklich und bei dem Wettrennen hat er über beide Ohren gestrahlt. Glaubst du wirklich, dass er genau jetzt einfach so plötzlich verschwindet?"
"Aber der Zettel, ich..."
"Nix da. Leon hätte doch niemals einen Zettel geschrieben, geschweige denn zugegeben, dass er Angst hätte."
"Schitte nochmal, vielleicht hast du ja Recht..."

Eine Ewigkeit warteten wir jetzt schon auf ein Lebenszeichen von Leon, doch es war vergebens. Jeder hing seinen Gedanken nach und keiner wusste so recht, was wir jetzt machen sollten.
Plötzlich stand Vanessa auf. An ihrem Blick konnte ich sehen, dass sie die Hoffnung aufgegeben hatte, dass ich recht haben könnte, dass das nur einer dieser blöden und geschmacklosen Scherze von Leon war.
"Wenn du fährst, fahren wir alle!", kündigte ich an in der Hoffnung, ihr so ein schlechtes Gewissen uns allen gegenüber zu machen und sie so zum bleiben zu überzeugen.
"Ja, aber nur unter einer Bedingung", versuchte Juli mir bei zu stehen, "Wir fahren da hin, wohin er uns führt: der Geheimes-Geheimversteck-Sucher-und-Finder-Navigationsautomat."
Gespannt sahen wir dabei zu, wie Juli etwas eintippte, doch das Gerät wollte nicht so recht funktionieren. Dann kam Juli auf eine Idee.
"Leon ist zu weit weg... wenn ich es versuche. Aber bei dir, Vanessa -"
"- bei dir könnte das anders sein. Denk doch mal an den See", versuchte ich Julis Idee zu retten.
Nach langem hin und her lies sie sich endlich davon überzeugen, es wenigstens mal zu versuchen. Wie von Nerv versprochen drehten wir uns alle weg.
Ich saß zwischen Maxi und Juli, als ich Vanessa murmeln hörte.
'Ich suche den Menschen, den ich am meisten...' mein Kopf ergänzte 'liebe' und unwillkürlich guckte ich dabei zu Maxi.

Und er zu mir? Warum sah er mich an?

Doch bei all den Gedankengängen merkte ich noch einen Blick auf mir ruhen.
Hadschis Geheimes-Geheimversteck-Sucher-und-Finder-Navigationsautomat machte vielversprechende Geräusche und wir drehten uns alle schlagartig um. Es funktionierte!

Maxi und ich und die Wilden KerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt