Damals

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Vorsicht, dieses Kapitel enthält gewaltsame Handlungen.Trigger Warnung!!!

Alec hatte beschlossen zu Fuß zu gehen. Es war relativ gutes Wetter und er sollte für seine Familie einkaufen gehen, da seine Eltern unterwegs waren.
Da Alec nicht der größte Menschenfreund war, fand er es unnötig sich in einen kleinen, vollgestopften Bus zu quetschen. Das musste er vermutlich schon auf dem Rückweg machen, wenn er mit einem Haufen Lebensmitteln bepackt war.

Trotzdem hetzte ihn der Stress, denn er war sich bewusst das er sowohl noch seine Hausaufgaben, als auch die der anderen machen musste.
Seit ca. 2 Wochen ging das nun schon so und es war verdammt anstrengend.
Die anderen hingegen erhielten so gute Noten wie noch nie, egal ob sein Schlaf darunter mangelte.

Als er an einer kleineren Gasse vorbei kam hörte er ein Schluchtzen. Er überlegte kurz. Er hatte es eigentlich eilig und es hörte sich nicht an als ob jemand Hilfe brauchte, sondern als wäre die Person nur traurig.
Trotzdem entschied er sich nachzusehen. Er wollte nicht einer der Menschen sein die einfach weitergingen.

Er ging ein Stück in die Gasse um nachzusehen ob er jemanden entdeckte.
An einer Wand sah er eine Gestalt hocken, welche ihm erstaunlich bekannt vorkam.
Er wollte gerade fragen ob alles in Ordnung sei, als er Magnus erkannte.
Er spürte eine Art inneren Drang trotzdessen zu fragen, aber das erinnerte er sich an Magnus Worte und das all das schlechte was in letzter Zeit passiert war nur daran lag das er nicht seine Klappe gehalten hatte.
Also drehte er wieder ab.

"Was ist los?" hörte er die Stimme des anderen, noch bevor er einen Schritt tuen konnte.
"Schaust du jetzt auf einmal weg oder was? Hab ich dich so verdorben?" er meinet es nicht ernst. Alec konnte den Spott und die Belustigung in seiner Stimme hören. Er sollte einfach weitergehen.

"Das wolltest du doch" sagte er dennoch. Er hatte sich nicht zurückhalten können und hätte er Magnus ignoriert, wäre dieser bestimmt eh sauer geworden.
Er hatte leise gesprochen, aber der andere Junge hatte es trotzdem gehört.

Magnus stand auf und ging auf ihn zu. Trotz der restlichen Tränenspuren auf seinen Wangen wirkte er irgendwie elegant. Früher hätte Alec ihn dafür bewundert, aber jetzt sah er nur noch Arroganz und Wut in den Augen die er vorher gemocht hatte.

"Du hast keine Ahnung was ich will" sprach er gefährlich leise und Alec fühlte sich immer unwohler. Trotzdem wollte er nicht einknicken. Magnus und er waren allein hier, also war er nicht in der unterzahl wie sonst und es gab auch keine Hausaufgaben die er zerstören könnte.
Alec wollte zeigen das er sich nicht alles gefallen ließ. Er wollte nicht wieder den Kopf einziehen und klein beigeben. Er hatte nichts falsches getan, also was machte Magnus so wütend und warum ließ er es an ihm aus.

"Woher denn auch? Ich frage nett nach und du sagst mir ich soll dich in Ruhe lassen. Jetzt mache ich es, aber wieder bist du nicht zufrieden." sagte er und ging ebenfalls auf ihn zu.

Hinter sich hörte er gedämpft die Geräusche der Straße die in die Gasse drangen. Ein Zeuge des Stadtlebens, welches ihm gerade unendlichweit entfernt schien. Er war vollkommen auf das hier und jetzt konzentriert. Selbst wenn noch jemand mit ihnen in der schmalen, dreckigen Straße gewesen wäre, hätte er ihn vermutlich nicht mal wahrgenommen.

"Hör zu, ich hab keine Ahnung was bei dir los und ehrlich gesagt will ich es auch garnicht mehr wissen. Vielleicht bist du auch einfach so ein Tyrann, weil es dir Spaß macht, aber lass mich dir eins sagen. Warum auch immer du so wütend bist, es ist nicht meine verdammte Schuld!" Alec klang mittlerweile etwas wütend, was ungewöhnlich war, da er nicht schnell in Rage geriet, oder es wenigstens nicht zeigte.

Magnus funkelte ihn an und plötzlich war Alec klar, das er doch hätte einfach gehen sollen, denn die Wut in seinen Augen Blitze ihn gefährlich an.
Gerade wollte er wieder etwas zurück treten, als ihn der erste Schlag hart im Gesicht traf.
Es kam so überraschend, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor und zu Boden gegangen wäre.

Kaum hatte er sich einigermaßen gefangen und realisiert was geschehen war, folgte der zweite Schlag.
Alec konnte nur aufkeuchen vor Schmerz. Seine Sicht war verschwommen, so als hätte man einen dreckigen Schwamm über eine Glasscheibe gezogen.
Er spürte ein leichtes, aber unangenehmes Pochen an seiner Schläfe und auch sein Wangenknochen tat weh.

Noch ein Schlag. Er verlor die Orientierung.
Plötzlich wurde er kräftig am seinem Shirt gepackt und gegen eine Wand geschleudert. Dann nocheinmal vortgerissen und wieder gegen die Mauer gedrückt.
Magnus hatte soviel Schwung, dass sein Hinterkopf hart gegen den Stein prallte und ein heißer Schmerz durchfuhr ihn, sodass im schlecht wurde.

Er spürte wie er etwas zusammensackte. Seine Beine schienen zu schwach sein Gewicht zu halten und sein Gleichgewicht schien ihn sowieso verlassen zu haben.
Das letzte Stück viel er und schlug hart mit dem Kinn auf dem feuchten Boden auf. Er spürte wie seine Haut an der Stelle aufriss und sich etwas Blut den Weg an seinem Hals langbahnte.
Auch im Mund hatte er einen metallernen Geschmack.

Ein Tritt traf ihn in den Bauch und er stöhnte vor Schmerz.
Noch einmal und noch einmal, dann hörte es plötzlich auf.
Alec lag einfach zusammengekauert und föllig benommen auf dem Boden und wartete. Er wartete auf den nächsten Tritt oder Schlag. Im besten Fall nur ein paar verletztende Worte, aber nichts kam mehr.

Er versuchte aufzublicken, seine Sicht war immernoch verschwommen und es war schon leicht düster.
Über ihm stand ein schwer atmender Magnus und blickte auf ihn hinab.
Er sagte nichts und Alec konnte den Ausdruck auf seinem Gesicht weder scharf sehen noch richtig deuten.

Dann ging er und Alec wusste nicht ob er froh darüber sein sollte oder nicht.
Zum einem war er unglaublich erleichtert, aber zum anderen lag er allein und verletzt in einer kleinen dunklen Gasse am Boden.
Er hatte ihn einfach zurück gelassen und nichteinmal Hilfe geholt oder irgendwen informiert.

Alec blieb einfach liegen.
Er wusste nicht wie lange, nur dass das Licht immer weiter schwand. Die Schmerzen hingegen blieben, auch wenn sein Kopf sich nach und nach begann zu klären.
Er zitterte. Ob es vor Kälte war oder wegen dem was er gerade erlebt hatte wusste er nicht, aber es war kalt und nass und er trug nur ein Shirt, denn schließlich hatte er nur kurz einkaufen gehen wollen.

Niemand war bei ihm und so konnte er einfach dort liegen und leise weinen. Aus Schmerzen, aus Schock und aus Angst.
Seine Tränen schienen das einzig warme in der Gasse zu sein.

Irgendwann, nachdem er sich größtenteils beruhigt hatte, wurde ihm klar das er aufstehen musste, denn niemand würde ihn finden oder helfen.
Langsam stützte er seine Hände auf den Boden um sich hoch zu drücken. Seine Finger waren kalt und taub und vom Dreck der Erden befleckt.

Er richtete sich soweit auf, das er in eine sitzende Position kam und sich gegen die Wand lehnen konnte, gegen die er eben noch gedrückt worden war.
Mit zitternden Händen holte er sein Handy aus der Tasche seiner Hose und sah das Izzy ihm geschrieben hatte, dass sie noch mit Raphael unterwegs sei.
Sie hatte also nicht bemerkt das er nicht wieder da war. Um Jace brauchte er sich ebenfalls keine zu Sorgen machen, denn der war mal wieder bei Clary und seine Eltern waren ja sowieso unterwegs.

Er steckte sein Handy wieder ein. Er wollte die anderen da nicht mit rein ziehen.

Unter Schmerzen stand er auf, wischte sich das gröbste Blut ab und ging einkaufen.

Als er wieder zuhause war, versorgte er bestmöglich seine Wunden und machte dann die Hausaufgaben der anderen. Für seine eigenen war er zu k.o.

Seit diesem Tag fürchtete Alec Magnus.

Then and NowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt