Prolog

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Wie ein sanfter Teppich, hatten sich die kleinen Flammenherde überall verteilt. Das neuartige Klimasystem des Hochhauses versuchte die aufkommenden Rauchschwaden aufzufangen. Immer wieder, bröckelte Putz von der beschädigten Fassade. Von draußen, dem großen Sammelplatz, waren noch immer Schreie zu hören und von weitem her, erfüllte Sirenengeheul die Luft.

Aus der Eröffnung einer neuen, ehrgeizigen Kreditbank, war der Alptraum vieler geworden. Mit einem lauten Knall endete das, was viele eigentlich als Hoffnung für das arme, Münchner Viertel angesehen hatten. Ein Ort wo viele neue Arbeitsplätze hätten geschaffen werden sollen, begraben unter Schutt und Asche.

So wie auch Johanna Schimke, die sich hustend aus dem Geröll befreite und sich langsam aufrichtete. Ihr Anzug war zerschlissen und sie konnten den Ruß auf ihrer verschwitzten Haut spüren. Als eigentlich verschworener Gegner von Kontaktlinsen war sie dennoch froh gewesen, an diesem Tag welche zu tragen, denn noch eine zerstörte Brille konnte sie sich nicht leisten.

Bis auf einen schwirren Kopf und einem schmerzenden Knie, konnte sie jedoch keinen Schmerz fühlen. Kein Knochen fühlte sich an als wäre er gebrochen und selbst die Muskelstränge fühlten sich ganz an.

Ihr Haar, hing lose im Gesicht. Immer wieder pustete sie sich Strähnen aus dem Blickfeld und blickte zum schmerzenden Knie, wo die Anzugshose zerrissen war und das Gelenk unter verschmiertem Blut versteckt war.

Aber der Schaden hielt sich in Grenzen. Johanna bezeichnete sich sogar als Glückspilz, denn normalerweise war sie der Magnet für schwere Verletzungen und lange Ausfälle. Zum Glück waren dieses Mal die Anderen dabei und...

...die Anderen!

„Dani?! Robert?! Philipp?!", schrie sie als voller Kehle und bereute es beinahe, als das Kratzen in ihrem Hals noch unerträglicher wurde und der Husten nun mehr als nur weh tat.

„Joschi?", hallte es durch das Knistern des Feuers hindurch, „bist du okay?"

Dani! Sie sprach! Sie lebte, das war zumindest also schon mal gut!

„Wo seid ihr?", rief Joschi und versuchte, etwas durch den Dunst aus Rauch und Staub zu sehen.

„Wir sind abgeschnitten im Raum neben an und suchen einen Weg nach draußen. Uns geht's aber gut! Ein paar Schrammen aber nichts, was ein Pflaster beheben könnte", meldete sich nun Robert zu Wort, „Wie geht's dir? Und Philipp?"

„Ich bin auch okay...sucht ihr einen Weg, ich kann mich von hier aus nach draußen kämpfen und finde dann sicher Philipp!", antwortete Joschi und stieß einen grellen Schrei aus, als etwas sie an der Schulter packte und sie umdrehte. Nach ein paar tiefen Atemzügen, erkannte Joschi die eisblauen Augen ihres Kollegen und pustete kurz durch.

„Okay, vergesst es, hab' ihn!", rief sie.

„Philipp? Alles klar bei dir?", erklang nun wieder Dani. „Ja, keine Sorge. Ein paar Kratzer und an einem Karaoke-Abend werde ich mit den angeschlagenen Stimmbändern auch für eine Weile nicht teilnehmen, aber ich lebe! Sucht ihr den Weg nach draußen, Joschi und ich können über das Geröll klettern, unser wir sind ja beim Eingang!", rief nun Philipp und es waren Schritte zu hören, die sich entfernen.

„Wirklich alles okay?", fragte Philipp dann an Johanna gerichtete und diese legte symbolisch eine Hand auf ihre Brust. „Bis auf den Herzinfarkt gerade und einem aufgeschlagenen Knie, ja, geht's mir gut! Und du?" Philipp grinste kurz und nickte dann.

„Bisschen aus der Puste, aber gut, wenn man grad von einer Explosionswelle umgehauen ist, glaube ich, auch kein Wunder?" Sie lächelten sich Beide an und blickten auf das Chaos vor ihnen. Inzwischen war das Sirenengeheul näher und begann, die Schreie zu überklingen.

Aus der Asche - K11 die neuen FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt