Lagebesprechung

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„Hier", begann Philipp, nachdem der Prozess abgeschlossen war und er ein Glas Wasser holte, dass er zusammen mit einer Tablette Elias entgegenhielt, „ex und hopp!"

„Für was ist die?", fragte Elias zögerlich. „Schmerzen und Fieber. Du musst ein wenig zur Ruhe kommen." Mit einem dankenden Nicken, nahm Elias die Tablette und das Glas entgegen und spülte das Medikament mit einem grossen Schluck Wasser hinunter. In dieser Zeit packte Philipp den Notkoffer zusammen, klappte ihn zu und verstaute ihn unter dem Sofa.

„Wenn du möchtest, kannst du in meinem Bett schlafen", bot Philipp an und Elias schüttelte mit dem Kopf. „Der ganze Raum dreht sich extrem. Wenn ich mich bewege, habe ich Angst dass ich auf deinen schönen Parkettboden kotze", fügte er seiner Geste hinzu und Philipp nahm darauf hin eine flauschige Decke hervor und legte sie auf den Tisch.

„Joschi, mein Schlafzimmer ist am Ende des Flures. Im Kleiderschrank im obersten Fach habe ich noch Kleidung von meinem Bruder, der Grösser ist als ich, darin. Die sollten Elias passen!"

Johanna, die eisern Elias Hand durch den ganzen Prozess über gehalten hatte, nickte verstanden und strich Elias kurz über die Schulter, bevor sie aufstand und im Flur verschwand.

„Ich hab's versaut oder?", fragte Elias leise, als Philipp ihm half, aus den verschwitzten Oberteilen zu kommen. „Ach quatsch. Du wurdest überrascht. Jedenfalls wissen wir nun, dass jemand es wirklich ernst meint. Jemand will das Fortuna Projekt scheitern sehen und die Drohungen sind keine leeren Aussprachen, wie Freier uns weiss machen will.", antwortete Philipp und stützte Elias, als dieser tief durchatmete und sich an dem Älteren festhielt.

„Hast du diese gemeint?", kündigte sich Johanna an und Elias wurde sichtlich rot, als er bemerkt hatte, dass er inzwischen nur noch in Unterhose auf der Couch sass. „Jungchen, du weisst doch schon lange, dass du dich bei mir nicht schämen musst. Ich habe zwei jüngere Brüder und bin lesbisch. Da rührt sich bei mir nichts!", kommentierte Joschi cool und gab Philipp die Kleidung, nachdem dieser genickt hatte.

„Könntest du trotzdem?", murmelte Elias peinlich berührt und mit einem Seufzen ging Johanna zurück in den Flur.

Wie lange sie dann dort stand, wusste sie nicht. Erst als Philipp ebenso in den Flur kam mit all den verbluteten Gazen und anderem Abfall in der Hand, hatte sich wieder etwas geändert.

„Er schläft jetzt. Ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht und das Fieber wird runtergehen. Die Blutung ist zumindest gestillt!", murmelte er und Joschi atmete tief durch. „Sah jedenfalls höchst professionell aus", lobte sie und nahm Philipp ein paar Dinge ab, bevor sie gemeinsam in Philipps Küche gingen, wo sie den Abfall entsorgten.

"Danke Philipp", sagte Joschi dann plötzlich auf einmal, als Philipp ihr eine Flasche Bier reichte und mit ihr zusammen bei dem kleinen Tisch in der Küche Platz nahm. "Für was?", fragte Philipp verwundert und öffnete die Beiden Flaschen. "Du hast sofort gehandelt. Mein Hirn war für einen kurzen Moment ausgeschaltet.", erklärte Johanna und nahm einen Schluck, nachdem sie mit Philipp angestossen hatte. "Wenn ein Freund verletzt wird, schaltet man kurz ab, das ist normal. Du warst geschockt. Vorallem hatten wir ja alle nicht gedacht, dass so etwas passieren könnte."

"Nun wissen wir der Ernst der Lage", verstand Johanna und Philipp nickte zustimmend. "Aber irgendwas geht nicht auf, Joschi. Mir passt das alles ganz und gar nicht!"

Johanna wusste sofort, worauf Philipp hinauswollte. "Die Tatsache dass eine neue, moderne Gruppierung Drohungen angeblich ausspricht aber wir im Darknet und allgemein im Internet nichts finden, oder?"

"Allerdings", stimmte Philipp zu, "ich meine, im heutigen Zeiten wo sogar Kriege über das Internet geführt und kommuniziert werden, finden wir bis auf die ein, zwei unbedeten Aussagen nichts. Mein Bauchgefühl sagt mir einfach dass da viel mehr dahinter steckt, als wir vermuten..."

"Da muss ich deinem Bauch mal zur Abwechslung recht geben", stimmte Johanna zu und atmete tief durch. "Wer auch dahinter steckt, scheut nicht davon zurück, Gewalt einzusetzten. Freier nimmt dass einfach viel zu leicht auf die Schulter!"

Beide sahen auf, als ein leichtes, unverständliches Murmeln zu hören war. "Scheint, als hätte dein Schützling Alpträume", dachte Philipp laut und Johanna stand auf. "Ich mach das. Du warst nun schliesslich der Arbeiter. Wasch deine Hände und gönn dir das Bierchen zu Ende!", sagte sie. Doch stand Philipp auf und holte ein Kühlpad aus dem Gefrierfach der Schublade, dass er dann mit einem Handtuch Johanna gab. "Ist sicherlich besser, als so n' kalter Lappen!" Mit einem dankenden Nicken nahm Johanna die Dinge entgegen und verliess die Küche, um ins Wohnzimmer zu gehen.

Elias lag tatsächlich leicht windend auf der Couch und sein verzogenes Gesicht sprach Bände. Der kalte Lappen auf der Stirn war schon auf den Oberkörper gefallen und die Hände hatten sich in der Decke verkrallt.

Mit einem Handgriff nahm sich Johanna den kleinen, modernen Sessel, den sie neben die Couch stellte und sich draufsetzte.

Während aus ihrem Mund beruhigende Laute kamen, nahm sie den Lappen, legte ihn auf den Salontisch und packte dann das Kühlpad ins Handtuch, bevor sie es auf die Stirn legte. Mit einer Hand hielt sie es fest, während sie mit der Anderen, Elias über die Wange strich. "Wir kriegen dich wieder hin, Elias, das Verspreche ich dir", flüsterte sie und tatsächlich, seufzte Elias kurz und der Kopf drückte sich tiefer in Johannas Handfläche, bevor sich der Atem regulierte und der Körper sich zu entspannen begann. 

Aus der Asche - K11 die neuen FälleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt