„Okay, auf die Couch!", befahl Philipp ein wenig forsch und schloss die Türe hinter sich, als sie seine Wohnung betreten hatten. Joschi stützte Elias und half ihm, sich auf die Couch zu setzten und sich so hinzulehnen, dass der verletzte Arm zu ihr blickte. Dabei ächzte der junge Polizist immer wieder und presste die Lippen zusammen, um vor Schmerz nicht zu schreien.
„Du musst den Hoodie ausziehen!", murmelte Joschi und Elias tat, schwer atmend wie ihr befohlen. Achtlos warf Joschi dann das Kleidungsstück auf den Boden und atmete scharf ein, als sie die tiefe Fleischwunde an Elias' Oberarm sah, die beinahe über das ganze Gelenk reichte. Das Blut blubberte immer wieder aus kleinen Poren und lief dann die Haut hinunter.
„Ach du Scheisse...", flüsterte Joschi und sah auf, als sie Schritte hörte und sah, wie Philipp auf sie zukam und einen beachtlichen Medizinkoffer bei sich hatte. Seine eigene Jacke hatte er bereits ausgezogen und bat Joschi gestisch, zur Seite zu gehen.
„Lass' den Profi ran", fügte er seiner Bewegung hinzu und klappte den Koffer auf. Darin erblickte Joschi zwar Sachen, die sie auch von ihrer Hausapotheke kannte, aber auch Dinge, die sie zuvor noch nie im Leben gesehen hatte.
„Philipp...", flüsterte Joschi in einer Mischung aus beeindruckt und geschockt und Philipp atmete tief durch. „Die Vorteile, einen chronisch Kranken zu kennen", antwortete Philipp nun auf Elias fragenden und beinahe hilflosen Blick und der blonde Jungkommissar biss die Zähne zusammen, nachdem Philipp sich Handschuhe angezogen hatte und den Arm leicht anhob.
„Die ist echt lang und tief!"
„Wahrscheinlich ein Schuss...", presste Elias hervor und Philipp hob eine Augenbraue an. „Wahrscheinlich?", fragte er nach und Elias nickte langsam. „Ich hab' nichts gehört...aber die Verbrennungen sprechen für sich...", knirschte er als Philipp begann die Wunde vom Blut zu reinigen und tatsächlich leichte Rötungen an der gesunden Haut erblickte.
„Elias, was zum Teufel ist passiert?", stiess Johanna geschockt hervor, während Philipp sich weiter um die Wundversorgung kümmerte.
„Ich ging zurück ins Bürogebäude, nachdem alle gegangen waren. Ich habe nach Dokumenten gesucht, die weitere Drohungen bekundeten. Ausserdem wollte ich in Freiers Büro, nur für den Fall...jedoch erblickte ich dann plötzlich den Schein einer Taschenlampe, noch bevor ich reagieren wollte, traf mich ein Schlag und mein Arm begann höllisch wehzutun. Ich versteckte mich und als der Schein wieder verschwunden war, beseitigte ich meine Spuren und bin raus getorkelt. Irgendwie hatte ich es dann zu eurem Parkhaus geschafft!"
Elias atmete nach der Erzählung durch, nur um dann wieder scharf einzuatmen, als Philipp die Wunde zu desinfizieren begann.
„Könntest du trotzdem Spuren hinterlassen haben?", fragte Philipp direkt und Elias schüttelte mit dem Kopf. „Ich hab' so lange geschrubbt und geachtet bis ich beinahe vor Schwindel auf den Boden gekotzt habe..."
„Wie oft habe ich dir schon gesagt, Elias...", mischte sich nun Joschi wieder ein und Philipp sah sie an. Die junge Kommissarin hatte inzwischen das Handy am Ohr, „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!" Sie wartete kurz.
„Micha. Sorry dass ich dich im Feierabend störe...aber wir haben ein Problem!" Mit diesen Worten verschwand Joschi im Flur und Elias sah ihr verängstigt hinterher. „Sie wird doch nicht?"
„Genau, wir bringen dich zuerst hier in Sicherheit weil wir fürchten, dass du in einem Krankenhaus noch auffliegen würdest, machen dann aber all deine Arbeit zunichte", bemerkte Philipp sarkastisch und schüttelte mit dem Kopf. „Michael ist unser Chef. Er weiss dann immer, was man in solchen Situationen tun kann!", erklärte er dann ruhiger als er bemerkte, dass dies alles gerade sehr überladend für den jungen Mann war.
„GOTT...warum tut das so weh? Das ist doch nur ein Streifschuss?", ächzte Elias, als Philipp erneut die Wunde vom Blut befreite. „So wie's dir die Haut und das Fleisch aufgerissen hat, war das wahrscheinlich ein Revolvergeschoss. Ausserdem...", murmelte Philipp und legte seinen Handrücken auf Elias' Stirn, „Bingo. Du hast leichtes Fieber. Du reagierst schon auf den Blutverlust...und da die Wunde einfach nicht aufhören will zu bluten..."
Elias hob den Kopf als er sah, wie Philipp sich zum Koffer beugte und ein seltsames, kleines, weisses Gerät hervorholte.
„Oh ne...", ächzte Elias und liess seinen Kopf ins Kissen fallen. „Du weisst was das ist?", fragte Philipp verwundert und Elias nickte mit geschlossenen Augen. „Ich habe Amateurfussball gespielt. Meine Stirn hatte des Öfteren Bekanntheit mit so einem Hautklammergerät gemacht..."
„Ist die beste Möglichkeit. Eine Wunde nähen kann ich nicht. Aber das kann ich!", sagte Philipp entschlossen und tupfte noch einmal das Blut auf.
„Okay. Michael schnappt sich Charlie und checkt, ob das Gebäude nachtsüber überwacht wird. Sollte ein Security dort sein, können sie aufgrund eines vorgemachten Verdachts nachsehen!", kündigte Joschi an, die ihr Handy auf den Salontisch legte und ihre ausgezogene Jacke achtlos auf den Sessel warf.
„Danke...", flüsterte Elias und Philipp nickte auf den Verletzten. „Halt mal Händchen. Er wird's brauchen! Besonders, weil er keinen Lärm machen darf!"
„Ist das ein Hefter?", fragte Joschi perplex, begab sich dann aber an den Kopf des Sofas und hielt Elias gesunde Hand, die er ihr entgegengestreckt hatte.
„Nicht ganz, aber so was in der Art. Damit kann ich die Wunde mit Wundklammern zumachen. Denn sie hört nicht auf zu bluten", erklärte Philipp ruhig und drückte die Haut zusammen, was Elias schon wieder stöhnen liess und seine gesunden Finger klammerten sich um Joschis Hand. „Gut, tief einatmen Elias, das wird nun wehtun, Joschi, wenn's sein muss, halt ihn fest!", kündigte Philipp an und Joschi begab sich so in Position, dass sie zwar Elias' Hand hielt, mit dem freien Arm aber noch handeln konnte. „Okay, Eins..." Philipp drückte den Auslöser und in einer enormen Geschwindigkeit, schoss die Wundklammer in Elias Haut und hielt die zusammengedrückte Stelle zu. Zur gleichen Zeit, bäumte sich Elias leicht auf und sein unterdrückter Schrei pfiff durch die zusammengepressten Lippen.
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Aus der Asche - K11 die neuen Fälle
Hayran KurguSie nennen sich "Red Smoke" und sehen sich als neue Rächer Münchens. Sie wollen die Schere zwischen Arm und reich wieder vermindern und München in neues Licht rücken. Was zunächst nach einer naiven und trughaften Idee einer Jugendclique klingt, wird...