München, 48 Stunden zuvor
Mit einem Stöhnen blickte Johanna auf den Bildschirm ihres Computers und hatte sich an den Armen auf dem Schreibtisch aufgestützt. Die Hände waren in dem offenen Haar verkrallt und ihre Augen zeugten von purer Verzweiflung. Die unzähligen Buchstaben auf dem Dokument begannen wild hin und her zu tanzen und schienen sie zu verhöhnen.
„Da ist ja jemand früh auf!"
Johanna hob ihren Kopf und sah, wie Philipp das Büro betrat und sie mit einem Grinsen ansah. „Du siehst aus, als würdest du gleich jemanden umbringen wollen!", kicherte er und Johanna lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück.
„Als ich mich freiwillig gemeldet habe, Alex' letzte Berichte noch abzutippen, dachte ich nicht, dass es so viele sind! Klar freue ich mich für sie, dass sie nun an der Polizeischule dozieren darf, aber ich vermisse sie auch und die Berichte machen es mir einfach umso mehr deutlich! Besonders bei der Menge", klagte Johanna ihr Leid und Philipp stellte eine Einkaufstüte auf seinen Schreibtisch.
„Ich vermisse sie ja auch, aber sie ist ja nicht aus der Welt. Außerdem finde ich hat Micha mit Charlotte einen guten Ersatz gefunden und Alex hat ja auch angeboten, uns auszuhelfen wenn sie kann."
„Trotzdem", murmelte Johanna und zog einen Schmollmund, „ich hasse Veränderungen!"
„Weiß ich", stimmte Philipp zu und griff in seine Einkaufstüte, „und trotzdem hast du deinen „Morgenkaffee" mal wieder vergessen!"
Johanna beobachtete, wie Philipp eine giftgrüne Aludose hervornahm und sie ihr zuwarf. Ohne Probleme, hatte Johanna die Dose gefangen und sie begann zu strahlen.
„Energy mit Drachenfrucht! Phips, ich liebe dich!", schmachtete sie und öffnete sofort die Dose, um einen Schluck zu nehmen.
„Sagst du das nur, weil ich den Energy mitgebracht habe, oder bin ich tatsächlich der einzige Mann, der sich schätzen darf, dass aus deinem Mund zu hören!"
„Nicht der Einzige, ich habe schließlich einen liebenden Vater und zwei Brüder, sowie andere männliche Kumpels und ich sag' dass nicht nur wegen dem Energy!", entgegnete Johanna nachdem sie die Dose abgestellt hatte.
„Argument angenommen", lächelte Philipp und setzte sich nun ebenso an seinem Schreibtisch und startete den Computer.
„Wird ruhig heute, was?", erklang Danis Stimme, die am Türrahmen erschien und eine Tasse Kaffee in der Hand hatte.
„Nun ja, Micha ist ja noch bei Alex' zu Besuch und wird gegen den Mittag kommen und Robert ist ja die Stellvertretung. Der ist schon seit zwei Stunden dabei, mit Staatsanwälten hin und her zu telefonieren. Ich hab' mir schon überlegt die Rauchmelder abzuschalten, so hat's bei ihm gekocht.", antwortete Johanna und Dani kicherte.
„Er hält sich wacker. Und ich glaube, nach den letzten Monaten macht er das noch gerne. So lange wie er ausgeknockt war!", deutete sie an und Philipp konnte nur zustimmend nicken. „Die letzten Monaten waren wirklich hart für ihn...", seufzte auch Joschi und sah die hochgezogenen Augenbrauen ihrer Kollegen.
„Was?"
„Du hattest auch dein Päckchen zu tragen, vergiss' das nicht!", mahnte Dani und Johanna nickte mit rollenden Augen. „Danke, mein Therapeut erinnert mich wöchentlich daran", fügte sie ihrer Geste hinzu und nahm einen weiteren Schluck ihres Energy Drinks.
„Aber um auf deine Bemerkung zurückzukommen, Dani, ja, ich glaube heute wird n' Bürotag", lenkte Philipp ab und loggte sich mit seinem Passwort in die Datenbank.
„Ist ja auch genug an Berichten liegen geblieben. Dann begebe ich mich in die heilige Welt der Grammatik und Rechtschreibung!", verabschiedete sich Dani und ging wieder zu ihrem Büro zurück.
Während dieser Zeit, öffnete Philipp das Musikprogramm seines Computers und blickte zu Johanna. „Musikwunsch?", fragte er und Johanna grinste, worauf Philipp stöhnte. „Meinetwegen, aber nach einer Stunde wechseln wir!"
„Deal", stimmte Joschi zu und mit einem Klick ließ Philipp Alternativen Rock der 2000er laufen.
„Du bist zu gutherzig, Philipp!", rief Dani aus ihrem Büro und mit einem Lachen, machten sich alle an die Arbeit.
Wie von Joschi angekündigt, erschien Michael zur Mittagspause im Büro und ein erleichterter Robert, leitete die Anrufe wieder auf das Gerät seines Chefs zurück.
„Meine Fresse", kündigte sich Robert an der Türschwelle an und atmete tief durch. „Erinnert mich daran, niemals einen Chefposten zu übernehmen, das ist die Hölle!", jammerte er und fing von Johanna eine kleine Packung mit Gummibärchen auf.
„Danke."
„Alte Menschen müssen auf ihren Zucker achten", kicherte Johanna und Robert zog eine Augenbraue hoch. „Ihr geht's wieder zu gut.", grummelte er und verschwand wieder aus dem Büro. „Hab' dich auch lieb!", rief Johanna ihm nach und Philipp konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Wer ist eigentlich heute dran mit Essen holen?"
„Ich", antwortete Joschi auf Philipps Frage, „heute ist asiatisch auf dem Plan."
„Streicht das aus eurem Plan", erklang Charlottes Stimme und der Neuzugang der K11 lehnte sich ins Büro.
„Micha hat grad aufgerufen, alle ins Besprechungszimmer, angeblich ist eine Drohung bei dem Fortuna Projekt eingegangen."
„Dieser neuen Genossenschaftsbank?", fragte Philipp und Charlotte nickte. „Schade, hatte mich echt auf Schwein süß-sauer gefreut!", seufzte Joschi und Philipp stöhnte. „Du könntest auch mal was Gesundes essen, Mädchen, wirklich!", knurrte er und lief mit Johanna gemeinsam Charlotte hinterher. „Ich habe dein Tofu gerochen Freundchen, das hat mir beinahe die Nasenschleimhäute weggebrannt. Ich akzeptiere deine stinkende Pilzpaste, dann kannst du auch meinen Lebensstil akzeptieren!", erwiderte Johanna unbeeindruckt und während Philipp die Arme verrührte, öffnete Charlotte ihnen mit einem lauten Lachen die Türe.
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Aus der Asche - K11 die neuen Fälle
FanficSie nennen sich "Red Smoke" und sehen sich als neue Rächer Münchens. Sie wollen die Schere zwischen Arm und reich wieder vermindern und München in neues Licht rücken. Was zunächst nach einer naiven und trughaften Idee einer Jugendclique klingt, wird...