Kapitel 6

517 17 0
                                    

Steve
„Glaubst du wirklich, dass sie sich ändert?" brach ich die Stille im Aufzug. „Ich hab ihr in die Augen gesehen und da war nichts. Nichts außer Kälte. Es war ihr vollkommen egal, dass ihre Freunde tot sind."
„Sie hat momentan keine Gefühle und das ist eins der Probleme. Wenn die Wirkung nachlässt, brechen die Gefühle der ganzen letzten Jahre über sie herein. Sie wird sich an all ihre Opfer erinnern und ich weiß nicht, ob ich ihr dabei helfen kann. Deshalb habe ich dich gebeten bei ihr zu bleiben. Du hast ein Herz aus Gold, wenn sie jemand auf den richtigen Weg zurück holen kann, dann du." Er wirkte fast schon verzweifelt. Ich war mir unsicher, ob sein Plan funktionieren würde, aber er war mein bester Freund und ich wollte ihn auf jeden Fall unterstützen.
„Na wie geht es denn Ms. Gehirnwäsche?" provozierte Tony, als wir den Besprechungsraum betraten. „Sie ist wach, aber nicht bei klarem Verstand. Sie braucht Zeit." entgegnete Bucky ihm so ruhig wie möglich. „Wie auch immer, so lange sie in der Zelle bleibt, ist es mir egal. Wichtiger ist das wir das Zepter wieder zurückholen konnten. Thor wird in ein paar Tagen vorbeikommen und es abholen." Den Rest der Besprechung hörte ich nicht mehr richtig zu. Ich war mit den Gedanken bei Ginger. Wie lange würde es wohl dauern bis sie wieder normal würde und wie sollte ich es schaffen, dass sie unter all den Gefühlen nicht zusammenbricht?
—————
Ginger
Ich saß nun schon über eine Woche in diesem Glaskasten. Gelegentlich kam Rogers zu mir und versuchte mir irgendwelche Gutmensch Geschichten einzureden. Ich beschloss irgendwann ihm einfach nicht mehr zu antworten. Ich konnte es nicht erklären, aber je länger ich hier saß, desto betrübter wurde ich. Jedes Mal wenn Barnes vor meiner Zelle stand, hatte ich mehr und mehr das Gefühl ihn besser zu kennen, als ich bisher gedacht hatte. Irgendwas veränderte sich an meinem Verstand und es machte mir ein wenig Angst. Auch heute kam Rogers wieder zu Besuch. Als ich die Schritte im Gang hörte, blickte ich auf und sah in seine blauen Augen. Am Anfang hatte ich ihn gehasst. Alles was ich mit ihm verband war die Narbe an meiner Taille. Aber mittlerweile sah ich in seinen Augen so etwas wie Sicherheit, ich freute mich fast schon wenn er mich besuchen kam und das fand ich mehr als seltsam. Was war nur los mit mir? Es war als wollten alle meine Gefühle aus mir heraus, aber ich durfte sie nicht rauslassen. „Na wie geht's ihnen heute?" Riss er mich aus meinen Gedanken. Ich wandte den Blick von ihm ab und schaute zu Boden. Ich wollte die Situation nicht noch seltsamer machen, als sie sowieso schon war. Doch dann hörte ich plötzlich wie sich der Schlüssel im Schloss meiner Zelle drehte. Steve kam tatsächlich rein, schloss die Tür hinter sich und setzte sich neben mich. Ich rutschte automatisch ein Stück weiter von ihm weg. „Es ist ziemlich unhöflich jemanden nicht anzusehen wenn er mit ihnen redet". Seine Stimme war so ruhig und freundlich. Kurz hob ich meine Mundwinkel ein Stück an, ließ sie aber direkt wieder fallen, als ich mich dabei ertappte. Plötzlich spürte ich eine Wärme an meinem Handgelenk und es kribbelte wie verrückt, bevor er seine andere Hand an meine Wange legte und vorsichtig meinen Kopf zu ihm drehte. Ich war so perplex, dass ich nichts dagegen unternahm. Das Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus und ich war gezwungen ihn anzusehen. Ich blickte in seine blauen Augen und verlor mich einen kurzen Moment in diesen.
Wie aus dem nichts fühlte es sich an als hätte es in meinem Gehirn einen Kurzschluss gegeben. Hunderte von Bildern sausten durch meinen Kopf. Menschen mit Blut überströmt, Menschen die mich anflehten sie zu verschonen, die blaue Flüssigkeit die mir regelmäßig gespritzt wurde, Clide und Jake und...Bucky. Es war zu viel für mich. Ich riss mich von Steve los, rückte in die hinterste Ecke der Zelle und starrte gegen die Wand. „Hey Ginger, was ist los?" ich spürte seinen besorgten Blick auf mir. „Raus!" brüllte ich ohne meinen Blick von der Wand abzuwenden. „Beruhige dich, du kannst mir vertrauen..." Doch ich ließ ihn nicht ausreden. „Ich vertraue niemandem. Und jetzt verschwinde endlich." Ich hatte keine Kontrolle mehr. Eine Mischung aus Wut und Angst machte sich in mir breit. „Was ist mit deinen Augen, wieso sind die plötzlich rot?" Ich konnte mich nicht mehr zurück nehmen. Ohne weiter nachzudenken streckte ich meine Hand in seine Richtung und schleuderte ihn aus der Zelle. Mit einem lauten Knall flog er gegen die Wand und krümmte sich am Boden. Was hab ich getan? Ich hörte Schritte ihm Gang und Bucky bog um die Ecke. „Scheiße, Steve!" rief er und ließ sich neben ihn auf den Boden fallen. „Geht's dir gut?"
„Ja, es geht schon" stöhnte dieser während er versuchte sich aufzurichten. Buckys Blick lag nun auf mir und es war eine Mischung aus Enttäuschung und Wut die ich darin erkannte. Ich zog meine Knie an mein Gesicht und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Was war nur los mit mir?

In your eyes |Steve Rogers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt