Chapter 1-
„Fuck!" schrie ich, während ich meine Hose wieder auf den Boden warf. Ich fasste mir an meinen schmerzenden Kopf und drückte meine Hände stark zusammen. Wieder verlies meine Kehle einen wütenden schrei.
„Warum?!" schrie ich mich wieder an, als ich die Hose nochmals aufhob und anzog. Mir liefen warme Tränen über meine kalten Wangen, sie waren die einzigen Anwesenden, die mich beachteten, indem sie mir wenigstens Wärme gaben. Niemand gab mir Wärme. Kein einziger Mensch von diesen Milliarden Menschen auf der Welt gab mir Wärme. Kein einziger dieser unzähligen Menschen, die ich nicht einmal alle in meinem Leben gesehen hatte.
Ich musterte meine Reflektionen im Spiegel. Ich konnte es nicht, ich konnte mich nicht im Spiegel anschauen, es ging einfach nicht. Ich weinte stärker und schmerzvoller, zog einen langen Pullover ein Stück über meine Hose, mein Blick sank sich. Ich schaute an mir herunter, wie zu erwarten, sah es schlimm aus. An einem einzigen Tag in der Woche, an dem ich nicht zu spät aus dem Bett kam und es geschafft hatte mich anzuziehen, die kraft hatte meine Hose überhaupt auszubreiten, genau an diesem Tag stand ich nun dort. Mit Tränen in meinem Gesicht, meine Augen waren getrieft von tiefem Selbsthass, mit nicht gemachten Haaren und meinem schrecklichem Aussehen stand ich dort, so verlassen und einsam.
Meine Hose war dunkel blau und mein Pullover schwarz, ich trug an diesem Tag nur dunkle Farben, ich wollte nicht auffallen. Wenn mich jemand fragen würde warum ich nur dunkle Farben trug, dann sagte ich immer etwas wie „Ich mag eben dunkle Farben gerne." alles nur lügen, die mich aber am Ende doch einfach nur schützen sollten. Ich erzählte viele Lügen, denn wenn ich es nicht tuen würde, würde sich alles um mich gedreht haben. Lügen sind scheiße, das ist klar aber manchmal tut die Wahrheit mehr weh, als jede Lüge, die jemals erzählt wurde.
Meine Knie fielen auf den Boden, er war, wie immer, unaufgeräumt, überall lagen Sachen. Alles war schmutzig, alles war ekelhaft aber ich konnte nicht aufräumen. Zu groß war die Überwindung nicht einfach auf den Boden zu fallen, durch zu wenig Energie. Es ging nicht. Ich war armselig, dass ich es nicht einmal schaffte mein Zimmer aufzuräumen. Ich war armselig, dass ich es nicht einmal schaffte meine Sachen zu sortieren. Ich war armselig, dass ich es nicht schaffte mich normal zu verhalten. Aber was ist schon normal? Die Mädchen aus der Schule, so schlank und schön, waren die normal? Oder die Jungs, die sich ständig über mich lustig machten, waren die etwa normal? Eins ist nur klar: Ich war nicht normal.
Ich hob mit Mühe mein Knie vom Boden und stand wieder in meinem Zimmer. Ich musste mich noch wiegen. Der Drang in mir war zu stark. Sofort fiel mein Blick über mein Zimmer, wo war die Waage? Ich versuchte Sachen weg zu räumen. Ich fing schlimmer an zu weinen, wieder und wieder Tropften Tränen auf den Boden. Meine Sicht war verschwommen, durch meine Tränen, die den Weg meines Auges durchbrannten und herausschossen.
„Komm schon, wo bist du?" ich wurde nervös. Fuck! Wo war die scheiß Waage?! Ich musste mich wiegen, es war wie ein Zwang, ich konnte ihn nicht bändigen. Wie eine Sucht musste ich mich wiegen.
Nein, nein, nein bitte komm schon, wo bist du? Ich schaute mich um und entdeckte sie unter einem Stapel alter Klamotten. Sofort berauschte mich ein Glücksgefühl von Vollkommenheit. Unendliche Vollkommenheit machte sich in meinem Körper und meinem Herzen breit.
DU LIEST GERADE
17 hours in perfection ~ L1ska266
Teen Fiction„Das war das Ende, dass wussten wir beide. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Irgendwann musste es schließlich hierzu kommen. Heute war der Tag, den ich als ‚irgendwann' bezeichnete." Eine Geschichte, die es forderte erzählt zu werden, um unse...