Kapitel 3

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Kapitel 3 – Der Besuch

Ich schlendere über die Wiese zurück zum Haus. Ich habe mich noch sehr herzlich von Divina verabschiedet. Sie ist mir wichtig geworden. Wobei! Ehrlich jetzt? Mir ist ein Drache an Herz gewachsen. Ich bin 25 Jahre alt, Ärztin und glaube an Drachen, wieder an Drachen? Das kann ich doch niemandem erzählen.

Sie hat mir berichtet, ich könne sie über Gedanken jederzeit rufen, sobald ich eine Entscheidung getroffen oder noch Fragen hätte. Es ist für mich beruhigend, dass ich offenbar jederzeit Kontakt zu ihr aufnehmen kann und damit mit meinen Fragen nicht allein bin, aber bei der Entscheidung selbst hilft es mir nicht.

„Mutter, bist du noch wach?", rufe ich ins Haus.

„Ja, mein Kind. Ich bin im Wohnzimmer."

Ich gehe zu ihr, bleibe in der Tür stehen und überlege, wie ich ihr schonend beibringen kann, was ich gerade erfahren habe. Dann entscheide ich mich, ihr einfach die Wahrheit zu erzählen und mache mich auf zur Couch, auf die ich mich setze.

Dann lege ich los. Mutter hört mir aufmerksam zu und unterbricht mich nicht ein einziges Mal. Als mir das bewusst wird, schäme ich mich, weil ich Divina so oft dazwischen gequatscht habe.

Als ich schließlich geendet habe, sagt sie erst einmal gar nichts. Sie schaut nachdenklich in meine Richtung. Ich habe jedoch den Eindruck, sie schaut durch mich hindurch.

„Mutter, sag doch etwas!", ersuche ich sie.

„Was soll ich da sagen? Das klingt alles fürchterlich unglaublich. Aber du hast mit einem Drachen darüber gesprochen und das allein schon übersteigt jede Vorstellungskraft. Daraus schließe ich, dass das, was dir Divina erzählt hat, auch stimmt."

„Das ist wohl wahr. Ich glaube ihr auch. Ich mag sie jetzt schon sehr. Aber was soll ich tun?"

„Lass dich doch von Divina ins Schattenreich bringen, schau dir die Sache an, sprich mit Serina und triff dann in aller Ruhe eine Entscheidung. So wie du erzählst, wäre es einerseits eine wichtige Aufgabe, aber andererseits auch eine große Last für dich. Da würde ich gut abwägen, wie ich mich entscheide."

„Es wäre für mich eine tolle Herausforderung."

„Du bist Notärztin geworden, um Menschen zu helfen. Auch da nimmst du einiges auf dich. Aber du hättest hier ein überschaubares Leben. Du kannst dir in etwa vorstellen, was dich erwartet. Was jedoch dort auf dich zukommt, kann keiner sagen."

Ich schaue meine Mutter einige Zeit lang überlegend an. Sie hat wie immer den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich sollte mir die Sache vor Ort anschauen und erst danach alles gegeneinander abwägen. Ich stehe auf, umarme meine Mutter, bedanke mich und wünsche ihr eine gute Nacht.

Noch während ich im Bett liege und grüble, fasse ich den Entschluss, dass ich es genau so machen werde. Ich werde ins Schattenreich reisen. Ein wenig Angst habe ich vor allem vor der Art, wie ich diese Reise antreten soll. Doch das werde ich schaffen.

„Divina, hörst du mich?"

„Natürlich höre ich dich."

„Kann ich mit dir ins Schattenreich reisen und mir die Sache erst einmal anschauen, mit Serina sprechen und andere Leute treffen, die wichtig sind?"

„Natürlich kannst du. Wollen wir morgen fliegen?"

„Ich muss morgen ins Krankenhaus und Urlaub beantragen. Ich hoffe, dass dies so kurzfristig möglich ist."

„Gib mir einfach Bescheid!"

„Gute Nacht, mein Drachenmädchen."

„Gute Nacht, mein Menschenmädchen."

Magische Welten 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt