Kapitel 13

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Kapitel 13 – Meine Schneiderin

„Da war ein Mädchen, das sagt, Ihr hättet sie für heute herbestellt", begrüßt mich der Zeremonienmeister am nächsten Tag, als ich den Thronsaal betrete, wo die üblichen Audienzen anstehen.

„Ja, Loresa, wo ist sie?"

„Ich habe sie nicht vorgelassen. Da könnte ja jeder kommen."

„Bring sie herein!", sage ich ihm bestimmt. „Und wehe, sie ist schon gegangen. Dann suchst du sie."

Überrascht schaut mich der Zeremonienmeister an, eilt dann zur Tür hinaus und taucht eine ganze Weile nicht mehr auf. Als nach einiger Zeit die Tür sich wieder öffnet, erkenne ich Loresa, die ein wenig verunsichert ist und den Zeremonienmeister, der völlig außer Atem zu sein scheint.

„Komm her", winke ich Loresa zu mir.

„Ja, Eure Majestät", meint sie schüchtern.

„Könntest du im Saal Platz nehmen? Ich muss die Audienz abhalten. Danach würde ich mich gerne mit dir unterhalten. Hast du Zeit?"

„Natürlich habe ich Zeit, Eure Majestät."

„Lass das mit dem Titel, ich bin Amy."

„Ich kann doch nicht einfach Amy zu Euch sagen."

„Ich denke, das kannst du", grinse ich.

Dann wende ich mich wieder dem Thron zu und sehe, wie sich Loresa etwas verwirrt auf einen Stuhl in der ersten Reihe setzt.

Die Audienz zieht sich in die Länge und ist erst kurz vor Mittag fertig. Ich erhebe mich und gehe auf das Mädchen zu.

„Komm mit, wir gehen in mein Arbeitszimmer."

Schweigend folgt sie mir und wir verlassen den Thronsaal und begeben uns in mein nahegelegenes Büro. Als wir dort sitzen, schaut mich das Mädchen verunsichert an.

„Du hast ein Kleid und eine Hose dabei?"

„Wie Ihr befohlen habt."

„Wie du befohlen hast", korrigiere ich sie.

„Aber ich kann doch nicht die Königin ...", will sie sagen. Allerdings unterbreche ich sie.

„Du kannst, wenn ich es dir erlaube. Und nun zeig schon her", sage ich ganz ungeduldig. Ich bin echt gespannt, was sie mir mitgebracht hat.

Beinahe zitternd vor Anspannung nimmt sie ein Kleidungsstück, das ich als Kleid erkenne und hält es hoch. Es ist wunderschön! Ich betrachte es eine Zeit lang staunend und sage nichts. Loresa schaut mich erwartungsvoll an und je länger ich schweige, umso unsicherer wird sie.


„Das ist unglaublich schön. Du bist eine Künstlerin."

„Aber nicht doch, Eure Majestät."

„Amy bitte!"

„Das fällt mir nicht leicht. Ich habe immer gelernt, dass man die Königin nicht anschauen und nicht ansprechen darf und nun sitze ich hier und zeige Euch meine Kleider."

„So bin ich nun mal", grinse ich. „Ich mache nie das, was man von mir erwartet."

Nun muss auch sie kichern und holt ein zweites Kleid hervor. Es ist für den Alltag gedacht, sieht aber ebenfalls umwerfend aus.

„Und nun die Hose?"

„Ich habe bisher nur eine geschneidert", meint sie entschuldigend.

Sie hält sie mir hin und ich muss sagen, ich bin begeistert. Es ist eine Hose, die vermutlich sehr eng an den Schenkeln anliegt und damit die Figur perfekt zur Geltung kommen lässt. Sie unterscheidet sich deutlich von den Hosen der Männer und gefällt mir unglaublich gut.

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