Kapitel 10

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Kapitel 10 – Die Rückkehr

Es ist fast zehn Uhr abends, als mich mein Drachenmädchen bei den Buchen absetzt. Ich verabschiede mich von ihr und bin jetzt schon traurig, weil ich sie vermissen werde. Aber ich muss kurz in meine Welt zurück, um mich abzumelden.

Ich betrete das Haus durch die Hintertür und gehe ins Wohnzimmer, wo meine Mutter dabei ist, in einem Buch zu lesen. Sie schaut überrascht, als ich im Türrahmen stehe.

„Du bist zurück? Was hat das zu bedeuten?"

„Ich bin auch froh, dich zu sehen, Mama", antworte ich lachend.

„Komm, setz dich zu mir und erzähl deiner alten Mutter, wie es dir ergangen ist", grinst sie.

Dabei klopft sie auf das Sofa und ich setze mich auf den Platz neben ihr. Kurz überlege ich, wo ich anfangen soll zu erzählen.

„Ich bin Regentin in einem Land, in dem einiges im Argen liegt."

„Das heißt viel Arbeit."

„Aber ich kann auch viel bewegen, viel für die Menschen dort erreichen."

„Und die Menschen hier?"

„Diese Frage stelle ich mir schon seit längerer Zeit, Mutter. Ich frage mich, ob diese Welt überhaupt noch zu retten ist."

„So pessimistisch?"

„Es gibt noch viel zu viele Regierungen in großen und wichtigen Ländern, die den Klimawandel, die Luftverschmutzung, die Zerstörung so vieler Lebensräume einfach nicht sehen wollen. Ich fürchte, es werden nie alle an einem Strang ziehen und nur das würde noch etwas bringen."

„Du glaubst, diese Welt wird untergehen?"

„Ich denke nicht, dass sie untergehen wird. Sie wird sich verändern, drastisch verändern und am Ende wird es keinen Platz mehr für den Menschen geben. So wie die Dinos ausgestorben sind, werden es womöglich auch die Menschen tun. Das bedeutet aber nicht, dass es am Ende nicht immer noch eine Welt geben wird, eine bessere womöglich. Die Natur wird sich wieder erholen oder den neuen Umständen anpassen. Nur der Mensch wird es nicht mehr schaffen. Aber um die Welt an sich mache ich mir wenig Sorgen."

„Deshalb kehrst du dieser Welt den Rücken?"

„Ich kehre ihr nicht den Rücken, ich versuche lediglich dort etwas zu bewirken, wo ich es kann und das ist eindeutig das Schattenreich. Dort habe ich eine Aufgabe und kann damit etwas erreichen."

„Was wird aus uns?"

„Keine Ahnung. Ich hoffe, es kommt nicht, wie ich befürchte."

„Du hast dich also entschieden. So schnell?"

„Ja, Mutter, ich habe mich entschieden. Ich werde morgen meine Arbeit kündigen und diese Welt verlassen. Kommst du mit?"

„Wohin? Ins Schattenreich?"

Da huscht ein Lächeln über meine Lippen. Mir ist soeben eine Idee gekommen. Mutter hat meine Veränderung bemerkt und schaut mich neugierig an.

„Ich würde dich mit zu Gordin nehmen. Er ist inzwischen allein und ich bin mir sicher, dir wird es dort gefallen."

„Bei dem alten Mann, der jeden meiner Gedanken lesen kann?"

„Wenn man es erst einmal akzeptiert hat, ist es gar nicht so schlimm."

„Kann ich versuchsweise mitkommen?"

„Natürlich, ich will dich zu nichts überreden."

„Gut, dann packe ich morgen unsere Sachen zusammen."

Magische Welten 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt