Kapitel 9

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Kapitel 9 – Die Amtsgeschäfte

In dieser Nacht schlafe ich herrlich. Obwohl ich erst spät ins Bett gekommen bin, fühle ich mich am Morgen ausgeruht und voller Tatendrang. Das wird wohl auch die Verbindung mit meinem Drachenmädchen sein. Im Speiseraum treffe ich Ferina und Xerimus. Wir sprechen uns noch kurz ab und machen uns wenig später auf, in den Thronsaal.

Zunächst kommen die Audienzen an die Reihe. Offenbar hat sich seit Sienas Zeiten nicht viel geändert. Ich bin ein wenig angespannt, weil ich so etwas noch nie gemacht habe. Heute trage ich ein Kleid, das mir Ferina gestern noch schnell hat anfertigen lassen und das den Gepflogenheiten am Hof entspricht.

„Die Abordnung von Covodenum bittet um Audienz", ruft der Zeremonienmeister.

Während die Tür geöffnet wird und ein halbes Dutzend Leute auf mich zukommt, schaue ich nach links und entdecke bei den Beratern Bella. Sie steht allerdings etwas abseits. Offenbar sind einige der alten Berater nicht ganz damit einverstanden, dass ich ihren Kollegen ausgetauscht habe, und lassen dies nun die junge Frau spüren.

„Bella, kommst du bitte zu mir her", rufe ich ihr zu.

Etwas zaghaft kommt sie zum Thron. An der Reaktion der anderen erkenne ich, dass dies ungewöhnlich ist. Doch das ist mir egal.

„Setz dich da hin. Ich denke, wir haben heute einiges zu besprechen", sage ich und deute auf den Thron neben mir.

„Aber Amy, ich kann doch nicht ...", will Bella einwenden.

„Mach dir keine Sorgen, der Typ, der letzthin auf diesem Stuhl gesessen hat, kommt garantiert nicht, um ihn dir streitig zu machen", beruhige ich sie.

Alle im Saal schauen mich überrascht an. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ungewohnt ist, dass sich jemand auf den zweiten Thron setzt. Aber ich brauche Bella und will nicht verlangen, dass sie die ganze Zeit steht.

„Meine Damen und Herren, ich habe meinen Führungsstil und der ist pragmatisch. Der Thron neben mir ist leer, also kann sich meine Beraterin hinsetzen, wenn ich sie darum bitte. Oder hat jemand etwas dagegen einzuwenden?"

Es herrscht betretenes Schweigen. Entweder es hat niemand etwas einzuwenden oder es traut sich keiner.

„Na gut, dann setz dich!", weise ich Bella an.

Diese nimmt auf dem zweiten Thron Platz fühlt sich aber sichtlich unwohl. Ich hoffe, das wird sich mit der Zeit legen.

„Gut, wir waren bei der Abordnung von Covodenum. Was ist euer Anliegen", wende ich mich der Gruppe vor dem Podest zu.

„Wir bitten um die Erlaubnis, eine Pferderennbahn bauen zu dürfen und um einen finanziellen Beitrag der Krone."

Ich schaue zu Bella. Diese kramt in ein paar Unterlagen und legt mir einen Plan hin. Am Rande ist vermerkt, dass der Antrag abgelehnt werden sollte, weil zu teuer und überflüssig.

„Wozu soll diese Pferderennbahn dienen?", frage ich den Stadthalter.

„Dort sollen Pferderennen ausgetragen werden", antwortet er lapidar.

„Das dachte ich mir. Aber wie oft im Jahr und wer hat etwas davon."

„Ich denke, wir würden vier Rennen im Jahr abhalten. Das werden sicher gesellschaftliche Ereignisse."

„Für alle Bürger?"

„Nein, natürlich nicht", meint er empört. „Nur für die wichtigen."

„Aha, nur für die wichtigen. Wer ist Ihrer Meinung nach wichtig?"

„Eure Majestät, das ist doch klar."

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