Kapitel 12

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Kapitel 12 – Die Krönung

Zwei Wochen haben die Vorbereitungen für die Krönungsfeier gedauert. Ich habe mich am Tag nach der Beisetzung von Serina von Ferina ins Bild setzen lassen, wie eine Krönung abläuft. Mir wäre eine schlichte Feier lieber gewesen, aber der Rat und auch Ferina haben darauf bestanden, das Ereignis groß zu feiern. In diesem Punkt musste ich mich den Traditionen beugen.

Trotzdem konnte ich in einigen Punkten meinen Willen durchsetzen. So habe ich darauf bestanden, dass die Feier für alle Bürger zugänglich sein soll und deshalb auf den großen Platz vor dem Schloss verlegt wird. Außerdem soll jeglicher Prunk weggelassen werden. Dafür soll es ein Volksfest für die Bürger geben. Sie sollen kostenlos essen und trinken dürfen. Es soll ein Fest für alle werden.

Der Adel und die Reichen des Landes haben hinter vorgehaltener Hand gemurrt. Doch keiner hat es gewagt, mir ins Gesicht zu sagen, dass sie es nicht gut finden, dass nicht nur einige Privilegierte an der Feier teilnehmen dürfen.

In einem Punkt war es mir ganz recht, dass die Vorbereitungen zwei Wochen in Anspruch genommen haben. Damit wurde etwas Abstand zwischen die Beisetzung von Serina und meiner Krönung gebracht.

Nun aber ist es soweit. Ich stehe in meinem Zimmer und begutachte mich ein letztes Mal im großen Spiegel. Eigens für diese Feier wurde ein traditionelles Kleid geschneidert.

„Du siehst einfach umwerfend aus", meint Ferina.

„Ist sie nicht eine schöne, junge Frau", schwärmt meine Mutter.

Wir haben sie durch den Tunnel in mein Zimmer gebracht. Sie ließ es sich verständlicherweise nicht nehmen, an der Zeremonie teilzunehmen. Natürlich wollte sie dabei sein, wenn ihr einziges Kind zur Königin gekrönt wird. Wir haben vereinbart, dass Bella sich um sie kümmern und sie zu den richtigen Plätzen begleiten soll. Mutter kennt sich im Schloss nicht aus und könnte sich verlaufen. Außerdem kennt sie keiner. Nicht auszudenken was passiert, wenn eine Wache ihr nicht glaubt und sie festsetzt.

„Wir müssen gehen, Amy", drängt die Kanzlerin.

„Schon gut, schon gut", antworte ich leicht genervt.

Mir wird zu viel Wirbel um meine Person gemacht. Das mag ich nicht. Mir ist aber schon klar, dass ich das über mich ergehen lassen muss. Es ist eine Tradition, dass die Machteinführung zelebriert und allen vor Augen geführt wird.

„Gehen wir!", sage ich.

Bella öffnet die Tür und lässt mich vorausgehen. Ferina folgt mir dahinter kommen zwei Wachen. Xerimus bleibt hingegen bei Bella und Mutter, die einen Platz auf der Ehrentribüne zugewiesen bekommen haben. Da sie einen etwas anderen Weg nehmen als ich, werden sie schon an Ort und Stelle sein, wenn ich durch das Haupttor trete und mich auf die Tribüne begebe.

Bevor ich durch das Tor trete, atme ich noch einmal tief durch, schaue zu meiner Freundin und auf ihr aufmunterndes Nicken hin, gebe ich der Wache das Zeichen, das Tor zu öffnen. Damit setze ich mich in Bewegung. Kinn hoch erhoben, den Rücken durchgestreckt und mit ernster Miene schreite ich auf das Podest zu, auf dem der offizielle Teil der Zeremonie stattfinden wird.

Als die Menschen mich erblicken, verstummen die Gespräche und alle schauen erwartungsvoll zu mir. Aller Augen sind auf mich gerichtet und genau das mag ich nicht. Aber, wie gesagt, da muss ich durch.

Während ich durch die Menge gehe, versucht immer wieder jemand meine Hand zu ergreifen, einige raunen mir lobende oder aufmunternde Worte zu. Das Volk, das wird mir in diesem Moment klar, habe ich voll auf meiner Seite. Anders dagegen ist es mit dem Adel und den Reichen. Die Gesichter jener, die auf dem Podium stehen, sind ernst und weniger freundlich. Niemand lacht dort oben und das sicher nicht, weil sie die Zeremonie ernst nehmen. Sie sind einfach nicht begeistert von meiner Einstellung, das ganze Volk zu fördern und für alle da zu sein.

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