Kapitel 20

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Kapitel 20 – Der Kampf

„Amy, was hast du dir dabei gedacht?", braust Arinor auf.

Wir sitzen beim Abendessen und die anderen haben ihm nach seiner Rückkehr von dem Vorfall und dem bevorstehenden Kampf erzählt. Er ist sichtlich beunruhigt.

„Mach dir keine Sorgen, ich kann kämpfen", versuche ich ihn zu beruhigen.

„Das hättest du nicht machen sollen", stimmt ihm Xerimus zu.

„Was hätte ich denn tun sollen? Hätte ich meine Freundin einfach sterben lassen sollen?"

„Das wäre wohl besser gewesen", meint Ferina.

Ich sehe ihr an, dass sie sich Vorwürfe macht, dass er es geschafft hat, sie in seine Gewalt zu bringen. Meine Freundin hat noch sichtbare Zeichen am Hals, wo das Messer ihre Haut eingeritzt hat.

Ich drehe mich zu Ferina, die neben mir sitzt und ziehe sie in eine Umarmung. Einen Moment weiß sie nicht, wie sie sich verhalten soll, dann aber erwidert sie meine Geste.

„Das wäre keine Option gewesen. Ich stehe zu meinen Freunden. Eine Königin muss Verlässlichkeit ausstrahlen. Ich opfere niemand, nur um selbst heil aus einer Sache herauszukommen."

„Aber der Graf ist ein guter Kämpfer. Mit dem Schwert war er bei den Turnieren immer einer der Besten."

„Ich bin aber auch nicht schlecht. Er glaubt, er hat leichtes Spiel. Dem ist aber nicht so."

„Du kannst kämpfen?", erkundigt sich Arinor. „Mit dem Schwert?"

„Ich habe es bei Gordin gelernt und ausgiebig trainiert. Ich bin nicht so unerfahren, wie ihr alle denkt."

„Trotzdem mache ich mir Sorgen", meint Bella. „Er ist ein Mann."

„Na und?", frage ich leicht verärgert. „Glaubst du, nur Männer können kämpfen?"

„Nein, das meine ich nicht", weicht Bella aus.

„Schluss jetzt! Ich habe mich auf den Kampf eingelassen und werde auch antreten. Alles andere ist keine Option", beende ich die Diskussion.

Der Abend wird dann noch recht angenehm. Ferina und Xerimus fragen Arinor aus. Sie wollen mehr über das Land der wilden Drachen und das Leben dort erfahren. Er erzählt auch recht bereitwillig.

„Ich geh schlafen, muss morgen schließlich ausgeruht sein", sage ich schließlich.

„Ich komme auch", meint Arinor und steht auf.

Zusammen verlassen wir den Speisesaal. Aus dem Augenwinkel heraus bekomme ich mit, wie uns die anderen überrascht hinterherschauen.

Arinor ist immer noch bei mir untergebracht. Ich fühle mich in seiner Nähe wohl und auch an diesem Abend schlafe ich in seinen Armen ein. Ich denke nicht an den nächsten Tag oder den Kampf mit dem Grafen, ich denke einfach nur an den Mann, der mir immer mehr bedeutet und den ich nicht mehr missen möchte.

Als der Wecker mich aus dem Schlaf reißt, öffne ich mühsam die Augen und sehe, wie auch Arinor sich verschlafen reckt. Ich könnte mich an diesen Anblick am Morgen glatt gewönnen.

Doch heute ist nicht die Zeit, noch länger zu träumen. Ich quäle mich aus dem Bett und tapse noch halb verschlafen ins Bad. Dort stelle ich mich unter die Dusche und wache nun endlich auf. Nach der Morgentoilette ziehe ich meine lederne Rüstung an. Meinen Dolch schiebe ich in die geheime Tasche am Oberschenkel. Inzwischen ist auch Arinor fertig und wir gehen zum Frühstück.

„Du lässt dich nicht davon abbringen?", sagt er auf dem Weg zum Speisesaal.

„Nein, das muss ich machen."

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