Endlich ist das Schicksal mal auf meiner Seite!

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Nach einer Weile hatte ich mich abgeregt. Überraschenderweise waren noch keine Federn geflogen. Mein Gott, war dieses Ding stabil. Oder ich einfach schwach. Vermutlich beides, leider.

Ich begann damit, mich in meinem neuen Zimmer einmal umzuschauen. Es war exakt quadratisch, etwas kleiner als mein Altes, dafür aber moderner eingerichtet. Gegenüber vom Bett war ein Schrank mit mattweiß lackierten Holztüren in die gleichfarbige Wand eingelassen, vermutlich damit das Fenster nicht verdeckt wurde. Ein schlichter, flauschig aussehender Teppich zierte den Boden vor dem ebenfalls weiß lackierten Bett. Am zugegebenermaßen für die Raumgröße ausgesprochen großen Fenster stand ein schlichter Schreibtisch mit – ich konnte es beinahe nicht glauben – dem niegelnagelneuen Holo-Desktop-Screen von Stark Industries. Na ja, wer hätte es erwartet, immerhin hatte er das ganze finanziert und so. Noch nicht mal Jessica Lawrence hatte so ein Teil! Nichtsdestotrotz würde ich einfach aus Protest weiter mein zwei Jahre altes StarkPad benutzen, nur um diesem Arschloch so richtig eins auszuwischen.

Apropos StarkPad: wo war mein Rucksack eigentlich? Jetzt wo ich daran dachte, fiel mir auf dass ich ihn seit meiner missglückten Flucht nicht mehr gesehen hatte! Vielleicht hatten die Avengers zur Abwechslung mal etwas sinnvolles getan und ihn hergebracht? Offen herum stand er jedenfalls nicht. Dann musste er im Schrank sein! Hastig stand ich auf, ging zum Wandschrank herüber und öffnete ihn schwungvoll.

Das erste was mir auffiel, waren die unzähligen Kleidungsstücke, die auf Bügeln, in Fächern und Schubladen den Großteil des Schrankes ausmachten. Kein Wunder, Coulson hatte gemeint, ich bräuchte überhaupt nichts mitzunehmen. Irgendwie schon gruselig, dass die sogar meine Kleidergröße kannten. Was wusste man hier denn eigentlich nicht über mich? Vor allem: woher zur Hölle hatten die ihre Informationen? Waren ich etwa von professionellen Stalkern umgeben?

Auf den Bügeln hingen Klamotten, die ich so noch nie in meinem Leben gesehen, geschweige denn getragen hatte. Zwei graublaue Anzüge aus einem undefinierbaren Material, vermutlich zum Trainieren, ein komplett schwarzer Overall, zu was auch immer der gut sein sollte und ein atemberaubendes grünes Abendkleid. Wofür zum Teufel sollte ich sowas brauchen? Es schien nicht so, als würden hier in der Nähe regelmäßig Galas oder so stattfinden. Und selbst wenn, warum sollte ich zu sowas eingeladen werden?

In einem Fach oberhalb der Garderobenstange entdeckte ich schließlich meinen Rucksack. Sofort schnappte ich ihn mir, schloss den Schrank wieder und setzte mich aufs Bett. Als erstes sah ich nach, ob noch alles da war. Man konnte ja nie wissen Aber weder Stark noch sonst jemand schien irgendetwas entwendet zu haben. Aber StarkPad, StarkPhone und StarkPods waren noch da und zum Glück unbeschädigt. Und was macht man, wenn man weder etwas tun muss noch etwas tun will? Man schaut Serien.

Gesagt, getan. Da ich am Morgen meiner Abreise die Sherlock-Folge Das Große Spiel angefangen hatte, entschied ich mich, diese einfach weiterzuschauen. Obwohl ich sie bestimmt schon millionenfach gesehen hatte und die Dialoge mitsprechen konnte, schaute ich sie immer wieder gern. Nicht nur wegen Jim Moriartys grandiosem erstem Auftritt war es eine meiner Lieblingsfolgen. Gemütlich fläzte ich mich bäuchlings aufs Bett, stellte das Tablet vor mir ab und drückte auf Play.

Doch gerade als Sherlock, halb liegend, halb sitzend vom Sofa aus für John wiederholen will, dass er gelangweilt ist, geht plötzlich die Tür auf. Beinahe automatisch drücke ich auf Pause. Früher hatte ich immer nachts Serien geschaut und mich schlafend stellen müssen, sobald meine Mutter hereinkam. Scheinbar war der Reflex noch so sehr verankert, dass ich ohne nachzudenken mein Tablet unter die Decke schob, bevor ich mich umdrehte. Och nee.

James Bucky Barnes höchstpersönlich war in meinem Zimmer aufmarschiert. Seine gerade, Zurücklehnen andeutende Körperhaltung strahlte Gelassenheit aus, sein Gesicht sprach jedoch Bände. Seine Lippen waren zu einem verkrampften Lächeln verzogen und man sah ihm an, dass er lieber unten geblieben wäre. Wär mir recht gewesen.

Avengers Academy - Eine etwas andere Marvel FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt