Krankenbesuch

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Mein Kopf dröhnte, als hätte jemand mit voller Wucht darauf eingeschlagen. Ach ja, richtig, genau das war ja auch passiert. Ich würde es Loki heimzahlen. Ein schmerzerfülltes Stöhnen unterdrückend drehte ich mich auf die andere Seite. Sicherlich könnte ich noch etwas dösen, hier brauchte man mich sowieso nicht. Doch die Dürre, die in meinem Hals vorherrschte, belehrte mich eines Besseren. Ich brauchte etwas zu trinken. Dringend. Seufzend richtete ich mich auf und öffnete meine verklebten Augen. Hm. Ich schien immer noch im selben Zimmer zu sein, nur befanden sich dort nur noch das Bett und die zwei Stühle. Das Waschbecken hing immer noch an der Wand, jedoch zog sich ein hauchfeiner, dunkler Riss quer durch die weiß glasierte Keramik. Alles andere musste weggeräumt worden sein. Erst jetzt realisierte ich, was passiert war. Ich rief mir die berauschende Euphorie in Erinnerung, das atemberaubende Gefühl - bis mir klar wurde, was das Ganze bedeutete. Dass ich... dieses Etwas hervorrufen konnte, war ein Problem. Ich würde hierbleiben müssen. Man würde mich in dieser sogenannten 'Schule' behalten, bis ich es unter Kontrolle hatte. Toll. Ganz toll.

Unglaublich unmotiviert stand ich aus dem weichen warmen Bett auf und schlurfte zum Wasserhahn. Nach einigen kühlen Schlucken direkt vom Wasserstrahl - die ach so hochgeschätzten Avengers hatten es nicht für nötig gehalten, ein Glas irgendwohin zu stellen - marschierte ich schnurstracks zur Tür. Kurz warf ich einen Blick an mir herunter. Zum Glück hatte ich noch genau das an, was ich bei der Flucht angehabt hatte. Wäre etwas anderes der Fall gewesen, wäre ich wahrscheinlich ausgerastet. Es reichte ja schon, dass sie mich irgendwie hierhin bekommen haben mussten. Wenn mich einer dieser mir wohlbemerkt fast vollständig unbekannten Typen umgezogen hätte...

Gelangweilt setzte ich mich zurück aufs Bett. Mannomann, irgendwann musste doch mal jemand hier aufkreuzen. Aber ich wusste weder wie viel Uhr es war, noch welchen Tag wir heute hatten. Doch bevor ich mir darüber Gedanken machen konnte, flog die Tür schwungvoll auf und nacheinander betraten Captain America, Bruce Banner und, wie hätte es auch anders kommen können, Tony 'Volltrottel' Stark das Zimmer. Ohne den 'Super'soldaten und den Wissenschaftler zu beachten, wandte ich mich dem Milliardär zu, verengte meine Augen zu schmalen Schlitzen und funkelte ihn an. "Hat Ihnen einmal gegen die Wand geschmissen zu werden nicht gereicht, Stark?", knurrte ich angriffslustig. Mir fiel auf, dass sein linker Arm geschient war und seine Arme sowie sein Gesicht zahlreiche blaue Flecken zierten. "Tja, eigentlich schon, aber Captain Iglu hier hat mich gezwungen, mich mit dir anzufreunden. Immerhin muss ich dich ab morgen unterrichten." Na immerhin wusste ich, welchen Tag wir hatten. Gestern war ich wegen der Hitze kollabiert. Es kam mir viel, viel länger vor. "Wer sagt denn, dass ich mich unterrichten lasse?", erkundigte ich mich scheinheilig. Banner hob die Hand. "Ich." Sofort lag meine komplette Aufmerksamkeit auf dem schmalen Wissenschaftler. Gespielt freundlich legte ich den Kopf schief. Die Worte sprudelten mir wie von selbst aus dem Mund. "Und was verleitet Sie dazu, mir irgendetwas vorzuschreiben?" Ich konnte förmlich spüren, wie der Zorn in mir hochkochte. Aber mir war bewusst, welche Probleme ich hätte, wenn ich Banner wütend machte. Bekanntermaßen wird man nämlich wütend, wenn man gegen eine Wand geschleudert wird. Wobei... Vielleicht wäre die Schule dann ja kaputt! Na ja, ich wollte keine Teenager auf dem Gewissen haben. Also lieber auch Mr. Hulk besser nicht reizen.

Ruhig erklärte der Nuklearphysiker: "Tony hat mir erzählt, was gestern passiert ist. Also, ähm, die Explosion, meine ich. Wenn das öfters passiert, wenn andere dabei sind, kann das sehr gefährlich werden." "Und der Hulk nicht oder wie?", gab ich pampig zurück. Mein Gegenüber verzog das Gesicht. "Wir müssen es wenigstens versuchen! Außerdem haben wir jemanden, der etwas über deine Fähigkeiten weiß. Das ist ein immenser Vorteil." Entschlossen funkelte er mich an. Bildete ich mir das nur ein, oder blitzte in seinen haselnussbraunen Augen ein grüner Schimmer auf?

"Ach ja? Glauben Sie wirklich, dass ich mich von einem verrückten Alien untersuchen lasse?", fauchte ich. Denn der Einzige, der irgendetwas über diesen Mist wissen konnte, war Loki. "Er- er ist dein Vater?", sagte Banner unsicher. "Nennen Sie ihn nicht so.", knurrte ich. "Er verdient es nicht, so genannt zu werden! Meine Mutter hat er vor meiner Geburt verlassen und sich nie gemeldet. Meinetwegen kann er sich verkriechen, wo auch immer er will, Hauptsache ich muss ihn nicht sehen!" "Cath", versuchte Rogers mich zu beschwichtigen. "So sollte man nicht über seine Familie reden. Wer weiß, vielleicht gibt es sogar einen guten Grund dafür! Bestimmt-" "Haltet einfach den MUND, OKAY!", explodierte ich. Sofort war es still. "Was zur Hölle ist euer Problem? Sucht euch einfach jemand anderen für eure dämliche Schule. Jeder andere würde sich freuen, aber mich zwingt ihr dazu! Wie würdet ihr euch fühlen, wenn man euch einfach dazu zwingt, von zuhause und seinen Eltern wegzugehen, irgendwohin, wo ihr nicht einmal sein wollt?"

Synchron verzogen die drei Avengers das Gesicht. "Was? Fändet ihr es toll, wenn jemand das bei euch abziehen würde?" Synchron schüttelten die drei Avengers den Kopf. "Hallo? Ihr sein etwas schwer von Begriff?" Verwirrt wedelte ich mit der Hand vor den Gesichtern meiner drei Gegenüber. Was zur Hölle war mit denen kaputt? Vielleicht würden sie wieder normal, wenn ich abhauen will?

"Ciao, Jungs!" Gespielt überheblich winkte ich ihnen zu, während ich die Tür aufriss und auf einen Gang hinaussah. Seltsam. Bis auf "Tschüss, Cath." kam keine Reaktion. Was zum Teufel? Vielleicht sollte ich, bevor ich gehe, noch irgendwem Bescheid sagen? Sonst blieben die am Ende noch bis in alle Ewigkeit da hocken. Das wäre zwar ganz witzig, aber... Am Besten wäre es natürlich, ich würde Loki über den Weg laufen. Dann konnte ich ihm noch eine für meine Mutter reinhauen. Das war wahrscheinlich meine letzte Gelegenheit dazu - sofern ich mich nicht wieder verirrte und von der Hitze kollabierte. Aber das würde schon nicht passieren. Ich müsste nur der Straße folgen, irgendwohin müsste die ja führen. Erstmal hier raus.

Am Ende des Ganges, von dem von beiden Seiten weiße, mit Nummern beschriftete Türen abgingen, leuchtete warmes Sonnenlicht aus einem großen Fenster. Da konnte ich mir einen Überblick verschaffen. Als ich an die vom Sonnenlicht aufgeheizte Scheibe trat, erkannte ich das Gelände dieser verrückten Schule. Wenn ich mich nicht täuschte, musste ich mich in dem Gebäude mit der Aula befinden, etwa im dritten Stock. Jetzt bräuchte ich nur noch eine Treppe. Na super. Da halfen mir die dämlichen Zahlen an den Türen ja ganz viel. Die Meisten waren wahrscheinlich sowieso verschlossen. Na ja, Probieren geht über Studieren.

Doch bevor ich überhaupt anfangen konnte, die Türen auszuprobieren, flog die direkt neben mir auf und - wie könnte es anders sein, bei meinem Glück - kam Loki zum Vorschein.

Avengers Academy - Eine etwas andere Marvel FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt