"Cath! Cath, wach auf!"
"Nein, will nicht. Lass mich, Mum!" Gerade hatte ich noch von einer angenehmen Ponytour über den Bühl geträumt! Wieso musste meine Mutter mich jetzt schon wecken? Es war bestimmt noch nicht halb sieben! Müde rollte ich mich zur Seite. Mein Kopf prallte gegen etwas hartes. Sofort war ich hellwach und die Erinnerungen an den gestrigen Tag schossen wie Kanonenkugeln auf mich ein. Der Shield-Agent, die neue Schule, die Abreise... Schnell schlug ich die Augen auf und erkannte das Innere der Corvette. Zum Glück hatte ich von der metallenen Autowand keine Beule bekommen. "Coulson? Wie lang habe ich geschlafen?"
"Etwas mehr als eine Stunde, Cath. Bevor wir ankommen, muss ich dich aber noch über einiges informieren."
Mittlerweile schienen wir wieder gelandet zu sein. Eine schnurgerade asphaltierte Straße zog sich unter den Rädern der Corvette entlang und an den Seiten war Nadelwald. Der Agent begann damit, mir Dinge über diese Schule, die er Avengers Academy nannte, zu erklären. Es wäre eine Superheldenschule, meinte er. Wir würden dort wohnen wie in einem Internat und unterrichtet würden wir von – wer hätte es nach dem Namen nicht erwartet – den Avengers. Na toll. Bunt kostümierte Trottel, die früher mal Aliens auf die Fresse geschlagen hatten. Gaaaaanz toll. Ein paar aufgeblasene Idioten. Mehr nicht. Und natürlich, ich würde meinen Vater kennenlernen. Na großartig. Einen ehemaligen Psychopathen. Ich hoffte, der würde nicht versuchen, sich als treusorgend oder so aufzuspielen. Er hatte mir nie zum Geburtstag gratuliert, nie auch nur ein Wort von sich hören lassen. Miesester Dad aller Zeiten.
Gerade fuhren wir durch ein altmodisches, metallisch glänzendes Tor in ein von einer hohen Backsteinmauer umgebenes Gelände. Ich blickte mich um. Wow. Im Gegensatz zu dem Tor war hier alles unglaublich modern! Meine alte Schule war eine armselige Baracke hiergegen! Eine Straße führte genau geradeaus zu einer großen Halle mit einer Glasfront, die Coulson Versammlungs- und Verwaltungstrakt nannte. Was für ein langer Name. Den würde ich mir auf keinen Fall merken können. Während wir langsam darauf zufuhren wies der Agent auf ein weißes Gebäude links von uns. Es besaß große Fenster, in denen sich die Nachmittagssonne spiegelte. "Das ist der Unterrichtstrakt mit der Trainingshalle.", erklärte er mir. Also die eigentliche Schule.
Dann hielt der Wagen vor der Halle, wir stiegen aus und Coulson führte mich in eine imposante Eingangshalle, dann durch verschiedene Flure bis zu einer gläsernen Doppeltür. Ich hoffte, ich würde mich hier nie selbst zurechtfinden müssen. Die vielen Gänge waren verdammt verwirrend. Agent Coulson räusperte sich. "Hier werde ich dich verlassen müssen.", meinte er.
Ich bedankte mich noch für das Herbringen und ging dann, während der SHIELD-Agent sich in einen Gang neben mir entfernte, durch die Glastür. Vor mir lag eine hell erleuchtete, einer Aula ähnelnde Halle. In einer Reihe standen dort acht Stühle, die auf eine Art Bühne gerichtet waren. Sieben der Plätze waren besetzt, ich nahm an, dass der letzte für mich wäre. Also nahm ich auf dem freien Sitz Platz, meinen Rucksack stellte ich vor mir ab. Neben mir saß ein Mädchen mit einem weißblonden Pixie-Cut, das sich mit ihrem Nebenmann leise unterhielt. Der wiederum hatte braune Haare, mehr konnte ich auf die Schnelle nicht erkennen. Ich nickte ihnen kurz zu, doch die Blonde deutete nur auf die Bühne und hielt sich einen Finger vor den Mund. In diesem Moment erlosch das Licht und nur einige Scheinwerfer erleuchteten die Bühne. Ein glatzköpfiger, dunkelhäutiger Mann mit einem langen schwarzen Ledermantel und einer Augenklappe betrat das Podium. Das musste Nick Fury sein. Er erhob die Stimme.
"Willkommen, Schülerinnen und Schüler, in der Avengers Academy. Als Erstes werde ich euch einige Dinge erklären, zum Beispiel wie das Ganze hier abläuft. Dann stellen sich eure Lehrer vor.", erklärte er. Die Stimme des Directors von SHIELD klang autoritär und hart. "Also. Ihr werdet alle zusammen in einem Wohnhaus wohnen. Essen kocht ihr euch selbst, genügend Vorräte stehen zur Verfügung. Jeder von euch bekommt ein Einzelzimmer, in dem in einem Schrank Kleidung für euch bereitgestellt wird. Einmal pro Woche ist Waschtag. Einzelheiten erfahrt ihr von euren Lehrern, wenn es so weit ist. Natürlich findet Unterricht statt. Die Stundenpläne liegen in euren Zimmern bereit. Es gibt allerdings zwei unterschiedliche Arten von Unterricht. Einerseits die notwendigen gewöhnlichen Fächer, andererseits verschiedene Arten von Heldentraining. Bei denjenigen, die Kräfte besitzen, werden diese angemessen trainiert." Diejenigen, die Kräfte hatten, konnten sich glücklich schätzen. Es war bestimmt cool, Superkräfte zu haben. Aber dafür hätten die länger Schule. "Ihr werdet für Außeneinsätze geschult. Außerdem werdet ihr in verschiedenen Kampftechniken- und Taktiken unterrichtet. Übermorgen beginnt das Schuljahr. Noten gibt es nur in den normalen Schulfächern. In den anderen Fächern werden von den Lehrern eure Schwerpunkte eingeschätzt. Alles verstanden?" Wir nickten. Fury gab ein Zeichen und Tony Stark betrat die Bühne. Tony Stark? Das hieß wohl, wir würden jetzt die Avengers kennenlernen. Wow... Motivation mal 3000...
Der Milliardär ergriff das Wort. "Ich denke, ich brauch' mich nicht vorzustellen, oder? Jeder hier weiß, wer ich bin!" Er grinste und erntete damit ein genervtes Augenverdrehen meinerseits. Mann. Hoffentlich waren die anderen Avengers nicht ganz so arrogant. Na ja. Jetzt marschierte ein blondes Muskelpaket mit einer Art altmodischer Rüstung auf das Podium und stellte sich neben Stark. Das musste wohl Thor sein. Mein...Onkel? Nachdem er sich vorgestellt hatte, reihten sich nacheinander die anderen vier aus Fernsehen und Radio bekannten Avengers nebeneinander auf und stellten sich vor. Erst Hawkeye alias Clint Barton, ein drahtiger, aber muskulöser junger Mann, dann Black Widow beziehungsweise Natasha Romanoff, eine sportlich aussehende Frau mit dunkelroten schulterlangen Haaren, danach blondes Muskelpaket Nummer zwei, Captain America aka Steve Rogers und zuletzt Bruce Banner, ein eher kleiner braungrauhaariger Wissenschaftler, der sich anscheinend in den Hulk verwandeln konnte. Ich konnte mir irgendwie nicht vorstellen, dass ein so nett aussehender Mann zu einem grünen, wütenden Monster werden könnte. Ich dachte, das wären jetzt unsere Lehrer, als drei weitere Männer die Bühne betraten. Ich hatte keinen von ihnen je zuvor gesehen. Waren das auch Avengers? Da waren ein Muskelpaket mit braun gebrannter Haut und langen, braunen Haaren, ein drahtiger Mann mit milchschokoladenfarbener Haut und einer dunklen Fünfmillimeterfrisur und ein schlanker, aber muskulöser Typ im pechschwarzen Anzug. Als ich ihn genauer betrachtete, fielen mir erschreckende Ähnlichkeiten auf. Wir hatten die gleichen grünen Augen, dieselbe blasse Haut, ähnliche Gesichtszüge und die gleichen glatten schwarzen Haare. Das musste Loki sein.
Da fingen die mir Unbekannten schon an, ihre Namen zu nennen und anscheinend, da die meisten von uns sie nicht kannten, etwas über sich zu erzählen. Das Muskelpaket hieß James Buchanan Barnes und war seit der Kindheit mit Captain America befreundet. Bei einem Militäreinsatz war er fast umgekommen, aber nur mit dem Verlust eines Armes davongekommen, da HYDRA ihn gerettet hatte. Er war einer Gehirnwäsche unterzogen worden. Dann war das "düstere Kapitel seiner Geschichte", wie er es so gehoben ausdrückte, angebrochen, über das er lieber nicht reden wollte. Während Captain America ihm einen Arm um die Schulter legte, warf Tony Stark ihm einen Todesblick zu. Irgendetwas musste also auch er damit zu tun haben.
Der mit der Millimeterfrisur hieß Sam Wilson und war früher bei einer Sondereinheit der Air Force gewesen, den Pararescues. Dort wurden die Soldaten mit speziell angefertigten Flügeln in der Luft eingesetzt. Er hatte damit aufgehört, weil sein Flügelmann im Kampf gestorben war. Dann hatte er Captain America kennengelernt.
Der Dritte stellte sich dann - welch Überraschung - als Loki vor. Anders als die anderen Beiden stellte er sich aber nicht wirklich vor, er nannte bloß seinen Namen. Sein britischer Akzent - zwar nicht so intensiv wie meiner und der meiner Mutter, aber trotzdem herausstechend - ließ mich kurz aufhorchen. Er klang so charmant, da war es kein Wunder dass meine Mutter ihm verfallen war. Kurz ließ er seinen Blick über die Schüler schweifen, dann zog er sich zu seinen Kollegen zurück. Ich konnte trotzdem erkennen, dass er mich nun, aus der Entfernung von Oben bis Unten musterte. Das war also mein Vater. Schien kein besonders sympathischer Kerl zu sein.
DU LIEST GERADE
Avengers Academy - Eine etwas andere Marvel FF
FanfictionWir schreiben das Jahr 2030. Eine kleine Gruppe Jugendlicher, die Nachfahren der weltberühmten Avengers, werden darauf vorbereitet, das Erbe ihrer Eltern anzutreten. Sie alle wurden von klein auf dafür trainiert. Bis auf eine... Cath lebt zusammen m...