Sieben Minuten später hatte Loki alle außer mich und die drei Avengers, die ich entzaubern sollte, aus dem Raum geworfen. Er bräuchte Ruhe, um mich vernünftig 'unterrichten' zu können. Das hieß: Crashkurs in Magie. Yay. Mit Dumbledore, Gandalf oder sonstwem wär's vielleicht sogar cool gewesen, aber mit Loki... Nein. Einfach nein.
"Okay, ähm, wie genau soll das jetzt funktionieren?", fragte ich skeptisch. "Brauch' ich 'nen Zauberstab oder so? Falls ja, dann 12 1/2 Zoll, Ebenholz, Drachenherzfaserkern, biegsam." Verwirrt sah Loki mich an. "Harry Potter? Nie gehört? Ach Gott, da hast du aber was verpasst.", erklärte ich augenverdrehend. "Stark hat die sicher irgendwo rumliegen, und-" Mit einer scharfen Handbewegung schnitt mir der Schwarzhaarige das Wort ab. "Das ist unwichtig. Das hier" Er deutete auf Stark, Rogers und Banner. "Ist wichtiger." "Und was soll ich jetzt machen?", fragte ich, meine Neugier verbergend. Denn insgeheim war ich schon gespannt darauf, wie Magie funktionierte. Wer würde denn nicht Zaubern lernen wollen? Das kleine Gefühl hatte sich mittlerweile in ein starkes Kribbeln verwandelt, nachdem ich mir ausgemalt hatte, wie es wäre, wie eine Hexe in der Wizarding World alles Mögliche mit Zauberei anstellen zu können. Vielleicht könnte ich sogar wie die Jedi Dinge anheben oder so!
"Stell' dich entspannt hin und atme erst einmal tief durch.", wies mich mein Gegenüber an. Wie auch immer das beim Zaubern helfen sollte. Trotz meiner Verwirrung tat ich, wie mir gesagt. "Dann gehe jetzt in dich, suche das Feuer in deinem Inneren." Konzentriert versuchte ich erst einmal 'in mich zu gehen'. Was natürlich nicht funktionierte. Wir waren hier nicht bei einer Yoga-Stunde! "Das funktioniert nicht!", beschwerte ich mich. "Du musst dich konzentrieren. Blende deine Umgebung aus.", antwortete Loki streng. Wie denn, bei deiner hässlichen Visage vor meinem Gesicht, dachte ich, hoffend dass er es nicht mitbekäme. Aber natürlich wurde ich von meinem anscheinend nichtexistenten Glück enttäuscht. Wie immer.
"Was war das?", zischte der Schwarzhaarige aufgebracht. "Ähm, nichts?", sagte ich mit Unschuldsmiene. "Wären da draußen nicht mein Bruder und Nick Fury, würde ich dich auf der Stelle aufschlitzen." Spöttisch zog ich die Augenbrauen hoch. "Versuch's doch." In der nächsten Sekunde landete ich mal wieder an der Wand, mit einem messerscharfen Dolch am Hals. Direkt vor meinem Gesicht war das des wütenden Psychos, der mich zähnebleckend und mit Mörderblicken anstarrte. Fuck. Wo zum Teufel kam auf einmal die Waffe her? Ach ja, Magie...
"Easy, Tiger. Nimm das Messer runter.", versuchte ich ihn zu beruhigen, während mir eine fantastische Idee kam. Ein triumphierendes Grinsen zog sich über mein Gesicht. "Oder ich schreie. Denkst du, Thor fände es gut, dich hier zu sehen, wie du deinen Schützling an die Wand nagelst?" Die Miene meines Gegenübers gefror. "Wage es nicht..." "Oder was? Du schlitzt mich auf? Mir egal. Dann bin ich wenigstens weg von dir." Teuflisch grinsend bewegte Loki das Messer näher an meine Hauptschlagader und pure Panik stieg in mir auf. Ich wollte nicht sterben! "Ähm, vielleicht können wir das nochmal besprechen, mit dem Aufschlitzen, bitte?" Verzweifelt versuchte ich mich loszureißen, trat ihm gegen das Schienbein und ruckelte an seinem Handgelenk. Vollkommen erfolglos. Mein Fuß tat nach dem Tritt wahrscheinlich mehr weh als sein Bein.
"Verdammt, Loki, lass mich los!", schrie ich panisch. "THOR!" Gelassen setzte der Schwarzhaarige die Klinge an meinem Hals an. "Niemand kann dich hören." Er ließ mich mit einer Hand los, um darin ein grüngoldenes Leuchtfeuer aufflammen zu lassen. "Magie." Ein kleines Rinnsal Blut lief meinen Hals hinunter und gab mir den Rest. Die Panik schlug in Wut um. "VERDAMMT, LOKI DU ARSCHGESICHT! LASS MICH VERDAMMT NOCH MAL IN RUHE!", fluchte ich. Hätte ich Orcrist oder ein Lichtschwert hätte ich ihn fertig gemacht. Immerhin konnte ich Soresu, die Lichtschwertkampfform, die Obi-Wan benutzte. Es hatte mich Zeit gekostet, aber ich hatte als Kind nicht viel zu tun gehabt.
Das Blut, das kochend heiß durch meine Adern pumpte, machte mich noch wütender. Es fühlte sich an, als würde in meinem Inneren ein Feuer lodern. Ich konnte die Flammen geradezu spüren, sie ermutigten mich zu kämpfen, ließen Adrenalin durch meine Adern schießen. Mit neu erwachter Kraft stieß ich Loki von mir weg, sah Angst in seinen Augen aufleuchten. Triumphierend trat ich auf ihn zu, als mich plötzlich eine eiskalte Hand von hinten packte und der Loki vor mir in grüngoldenem Nebel verschwand. Als ich mich hektisch umdrehen wollte, spürte ich eine Klinge an meinem Hals und Atem, frostig wie ein Wintersturm an meinem linken Ohr. "Easy, Tiger. Als wenn du es schaffen könntest, mich zu besiegen."
Das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Viel schneller als gestern pumpte Blut durch meine Adern, in meinen Ohren rauschte es so laut wie ein Düsenjet im Tiefflug. Vor meinem inneren Auge sah ich eine gleißende Flamme und im nächsten Moment brach es aus mir heraus. Die altbekannte Euphorie durchströmte mich und verlieh mir ein unglaubliches Hochgefühl. Wörter, die dies wahrscheinlich am Ehesten beschreiben konnten, waren unantastbar, unaufhaltsam, unbesiegbar. Eine Druckwelle schob Loki an die Wand, wo er einen bröckelnden Krater hinterließ bevor er zu Boden fiel. Anstatt ihn sich aufrichten und erholen zu lassen, schoss ich zu ihm hin und hielt ihn mit einem Fuß und einer Hand in einer liegenden Position. Mit einem zufriedenen Grinsen sah ich auf ihn herab. "As ever, Watson, you see, but you do not observe.", verkündete ich. Müde öffnete der Schwarzhaarige die Augen einen Spalt breit. "Na endlich.", murmelte er, den Blick abwesend rechts hinter mich gerichtet.
Plötzlich legte sich von hinten eine Hand auf meine Schulter und die Stimme des nervtötenden Milliardärs ertönte. "Ähm, Cath, ich glaube es ist entschieden, dass du hierbleibst. Und zwar nicht nur zur Antiaggressionstherapie."
Nun betraten auch Thor und Fury den Raum. "Was zur Hölle ist denn hier passiert?", fragte der Director mit kritischem Blick auf den Krater in der Wand und den darunterliegenden Avenger. "Er hat mich provoziert, anstatt mir zu helfen, die da" Ich deutete auf Stark, Banner und Rogers. "zu entzaubern."
"Wenn ich da mal ein Wörtchen mitzureden hätte.", meldete sich Loki, während er sich stöhnend aufrichtete, den Staub von seinem Anzug klopfte und sich dann zu seinen Avengers-Kollegen gesellte. "Wie ihr alle vielleicht mitbekommen habt, hat mein Plan ausgezeichnet funktioniert. Oder stehen Tony, Steve und Bruce vielleicht immer noch unter ihrem Bann? Offensichtlich nicht. Das liegt daran, dass Cath ihre Kraft momentan nur begrenzt benutzen und vor allem nicht zwei Zauber gleichzeitig ausführen kann. Deshalb habe ich auf den Moment gewartet, in dem sie wieder Magie benutzt, wenn auch nur um sich gegen mich zu verteidigen." Fassungslos starrte ich ihn an. Wieso hatte er mir das nicht früher gesagt? Es hätte bestimmt auch andere Wege gegeben, meine Magie hervorzurufen. Man musste mir nicht unbedingt drohen, mich umzubringen und mich nebenbei auch noch bis zum Gehtnichtmehr zu reizen. "Und das wussten Sie die ganze Zeit?", erkundigte sich Fury und sprach damit bestimmt nicht nur meine Gedanken aus. "Wieso haben Sie ihr das nicht einfach gesagt?"
Loki bedachte ihn mit einem Blick als wäre der Director ein Grundschulkind, welches das Offensichtliche nicht verstanden hatte. "Dann hätte es natürlich nicht funktioniert! Ließen Sie sich reizen, wüssten Sie dass es nur einem bestimmten Zweck gilt?" Fury schüttelte den Kopf. "Sehen Sie? Ganz einfach!" "Ich verstehe.", murmelte der Einäugige. Verdammt, wie dumm war Fury eigentlich? Loki hätte es ja nicht mir sagen müssen, aber doch wenigstens den anderen Avengers! Doch als ich mich einmischen wollte, fing Stark schon an, das nächste Thema zu bereden. "Also, es ist jetzt wohl klar, dass Cath hierbleibt, oder nicht?" Strenger Blick in meine Richtung, Nicken aller Anwesenden außer mir. "Das heißt, wir sollten ihr die Einführung geben, die die Anderen schon bekommen haben." "Das sollten Sie übernehmen, Stark.", meldete sich Fury. "Wieso denn der?", maulte ich angepisst. Ich wollte nicht mehr Zeit mit diesem arroganten Arsch verbringen, als nötig! "Ich will nicht-" "Klappe, Kleine.", unterbrach mich der Milliardär. "Die Erwachsenen reden. Also, wo das geklärt ist, kommen wir zu etwas Wichtigerem: Wieso ich?" Er klang wie ein kleines Kind und ich konnte mir das Grinsen nur mit Mühe verkneifen.
"Immerhin werden Sie sie ab morgen unterrichten und es wäre nicht gerade vorteilhaft, wenn Lehrer und Schüler sich überhaupt nicht verstehen.", erläuterte der Director. "Und das wird ja auch so viel helfen.", murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart hinein. "Wie war das?", fragte Fury streng. "Äh, nichts." "Nun, dann wieder zu Ihnen, Stark. Ich wünsche Ihnen viel Spaß." Der Braunhaarige erntete noch einige mitleidige Blicke seiner Kollegen, Freunde, wasauchimmer, dann verließen alle außer Tony und mir das Zimmer. Nach einem verzweifelten Seufzer seitens Tony drehte er sich zu mir und zwang sich zu einem Lächeln. "Also, sieht so aus als würde ich dir jetzt die Schule zeigen!", verkündete er mit gespielter Motivation. Ich verdrehte die Augen. "Machen Sie's kurz, Stark. Ich glaube, wir wollen beide woanders sein." "Exakt. Komm' mit. Je schneller das hier vorbei ist, desto besser."
Na ja, sah so aus als müsste ich mich meinem Schicksal ergeben. Vorerst. Irgendwann würde ich es schaffen abzuhauen.
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Avengers Academy - Eine etwas andere Marvel FF
FanfictionWir schreiben das Jahr 2030. Eine kleine Gruppe Jugendlicher, die Nachfahren der weltberühmten Avengers, werden darauf vorbereitet, das Erbe ihrer Eltern anzutreten. Sie alle wurden von klein auf dafür trainiert. Bis auf eine... Cath lebt zusammen m...