Kapitel 6

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Wenn ich in jedem Fach so talentiert wäre, wie im Fliegen, hätte ich ohne Frage nach Ravenclaw gehört, doch leider lag mir fast nichts anderes. Verteidigung gegen die dunklen Künste fand ich ganz spannend. Zaubertränke war öde, Geschichte der Zauberei verschlief ich meistens. Kräuterkunde und Pflege magischer Geschöpfe hätte spannend sein können, falls man sich dafür interessierte. Verwandlung und Zauberkunst waren sehr schwer und Astronomie war stinklangweilig. James und ich waren nach nur drei Tagen die dicksten Freunde. Man sah uns nie alleine. Meistens war Sirius noch bei uns und es war einfach herrlich. Ich weiß nicht, wie oft uns McGonagall schon erwischte hatte, wenn wir abends durch die Gänge gestrichen waren. Kein Schüler war vor unseren Streichen sicher, denn auch wenn Sirius und James furchtbar faul waren, zaubern konnte sie. Die Beiden waren auch oft mit Remus und Peter unterwegs. Sie waren zwar alle ganz nett, aber mit niemandem verstand ich mich so gut wie mit James. Wir waren quasi auf einer Wellenlänge. Umso mehr freute ich mich, als wir uns mit unseren Eltern in den Weihnachtsferien in der Winkelgasse trafen, um mir endlich einen Besen zu kaufen. Mum war gar nicht begeistert, dass ich so hoch oben in der Luft herumfliegen und am besten auch noch Quidditch spielen wollte. Dad hatte sie beruhigt und gesagt, ich sei eine Hexe, da passiert schon nichts. Jetzt zog mich James aufgeregt hinter sich her. Er steuerte ein Gebäude an, auf dem „Qualität für Quidditch“ zu lesen war. Wir stürmten in den Laden und sahen uns alle Modelle genau an. James Kommentare waren Gold wert. „Sauberwisch kannst du vergessen. Viel zu langsam. Den Shooting Star auch. Du brauchst einen Rennbesen. Ein Komet wäre ganz gut.“ Er deutete auf einen der Besen. Unserer Eltern waren uns mittlerweile in den Laden gefolgt. Mein Vater lachte: „Er ist ja gar nicht mehr zu bremsen.“ „Es kommt eben auf den richtigen Besen an, Dad! James hat da Recht. Ich will nicht auf einem lahmen Besen in der Luft dümpeln, sondern so schnell fliegen, wie es nur geht“, rief ich. „Du bist ja auch nicht zu bremsen, mein Schatz.“ „Komm schon, Ely. Da hinten sind noch mehr Besen.“ „Ely?“, hörte ich meine Mutter fragen. „Wieso dieser Spitzname? Ihr Name ist doch perfekt.“ Ich besah mir in aller Ruhe die ausgestellten Kometen, als James leise keuchte. „Ein Nimbus 1001! Das beste was es derzeit gibt! So einen Besen brauchst du! Und ich auch!“ Ich nahm den Besen genau unter die Lupe. Ein gerader Stil, der optimal in meine Hand passte. Das Holz war angenehm glatt, doch nicht zu rutschig. Das untere Ende bestand aus festem Reisig, sodass der Besen perfekt in der Luft lag. „Eine sehr gute Wahl habt ihr zwei da getroffen.“ Der Verkäufer kam auf uns zu. „Der Besen kann innerhalb von Sekunden auf 160 km/h beschleunigen. Er lässt sich auf der Stelle um 360 Grad wenden und ist trotzdem sehr zuverlässig, gut zu lenken und leicht zu handhaben.“ „Der perfekte Besen!“, rief James. „Aber auch perfekt teuer.“ Sein Vater war zu ihm getreten. „Bitte Dad! Ich will in die Mannschaft! Ich brauche diesen Besen!“ Seine Eltern tauschten einen kurzen Blick aus. „Na gut, aber wehe wir hören nach den Ferien wieder so viel Klage von Professor McGonagall.“ „Natürlich nicht, Mum. Ich werde ganz brav sein.“ Hinter dem Rücken seiner Eltern zwinkerte er mir verschwörerisch zu. Wir würden natürlich nicht brav sein. „Dad, Mum, ich möchte den gleichen Besen, wie James.“ „Schätzchen, geht nicht auch ein langsamerer Besen?“, fragte meine Mutter. „Nein!“ Dad besah sich den Nimbus. „Ich verstehe zwar nicht viel von Besen, aber wenn du ihn unbedingt haben willst, kaufen wir ihn dir als Weihnachtsgeschenk, was hältst du davon?“ „Du bist der Beste, Dad!“ Ich fiel ihm vor Freude um den Hals. Einige Minuten später waren James und ich stolze Besitzer zweier Nimbus 1001.

Remus Lupin LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt