In den Sommerferien vermisste ich Remus schmerzlich, auch wenn er vorbeikam und sich meinen Eltern vorstellte. Mum war begeistert von ihm. Dad ebenfalls. Trotzdem freute mich sehr, als ich meinen Freund am 01. September endlich wieder in die Arme schließen konnte.
Dieses Jahr mussten wir uns nicht nur auf die UTZs konzentrieren, sondern auch auf unsere neue Quidditchmannschaft. Nur James, Davis und ich waren von letztem Jahr noch übrig. Der Rest der Mannschaft hatte ihren Abschluss gemacht. Natürlich hatten wir noch ein paar Ersatzspieler, aber wir brauchten dringend wieder Verstärkung. Wir verbrachten den halben Tag von Mittag- bis Abendessen auf dem Quidditchfeld, doch zum Schluss waren wir ganz zufrieden. „Übrigens haben Lily und ich in den Ferien ständig Briefe geschrieben", erzählte mir James gerade stolz, als wir den Gemeinschaftsraum betraten. „Ich sag doch, es wird noch was." „Habe ich mich denn so verändert?" „Ein bisschen schon. Aber zum Besseren." James lachte. „Das ist gut."
Die Zeit flog nur so dahin. Ehe wir uns versahen waren die Weihnachtsferien vorbei und wir steckten im Stress. Remus half mir wie immer beim Lernen. Draußen schneite es stark und er war sehr nervös. „Was ist los?", fragte ich ihn leise. „Es ist Vollmond", antwortete er. „Alles wird gut werden, wie immer. Wir passen doch auf dich auf." Er lächelte etwas. „Stimmt." „Komm, wir gehen zurück in den Gemeinschaftsraum." Remus nickte. Im Gemeinschaftsraum waren keine Schüler, bis auf zwei. Remus und ich starrten auf den roten und den schwarzen Haarschopf. Die Beiden saßen halb über einander auf dem Sofa und knutschten wild herum. „James?" „Lily?" Erschrocken fuhren die Beiden auseinander. Remus lachte leise. „Ich freue mich so für euch!" „Ich auch!" James war neben Lily zum Schulsprecher ernannt worden und die Zwei waren sich noch näher gekommen. Wie viel näher konnte man ja jetzt sehen. Lily richtete ihre Frisur wieder und grinste etwas. „Weiß Sirius es schon?", fragte ich. James schüttelte den Kopf. „Er ist im Bad." „Ich habe eine Idee", grinste ich. „Lass hören!" Keine zwei Minuten später saßen wir im Schlafzimmer der Jungs. Man hörte Wasserrauschen. Alle zusammen hatten wir uns auf James' Bett gesetzt. Leise kichernd hatten James und Lily wieder begonnen sich zu küssen und auch Remus und ich tauschten leidenschaftliche Küsse aus. Etwas später öffnete sich die Badtür. „James? Du bist da, Mann?" Wir hatten den Vorhang vor James' Bett zugezogen. Sobald Sirius den Vorhang beiseite ziehen würde, wird er zwei sich küssende Pärchen erwischen. James und ich wollten ihm so die unzählige Male heimzahlen, die wir ihn schon knutschend irgendwo erwischt hatten. Tatsächlich wurde in diesem Moment der Vorhang zur Seite gezogen und Sirius entwich ein sehr mädchenhafter Schrei. Darüber mussten wir so lachen, dass wir fast aus dem Bett fielen. „James? Lily? Was zum...? Ely und Remus? Was macht ihr...? Also warum...?" Über sein Gestammel kichernd kletterten wir wieder aus dem Bett und ließen einen ziemlich verwirrten Sirius zurück. Kaum hatten wir den Schlafsaal verlassen, wurde Remus wieder ernst. Ich legte ihm fürsorglich einen Arm um die Schulter. „Alles wird gut, mein Schatz." Er schenkte mir ein schiefes Lächeln.
Er ist heute wirklich kaum zu beruhigen, schoss es mir durch den Kopf, als der Werwolf zum wiederholten Mal auf Sirius losging. James half seinem Freund so gut es ging. Peter hatte es sich wie immer zwischen meinen Ohren bequem gemacht und piepste nervös, als der Werwolf seinen Kopf uns zuwandte. Er setzte zum Sprung an, doch ich duckte mich weg. Ich knurrte ihn an, doch er ließ sich nicht einschüchtern. Ich sprang ihm entgegen und drängte ihn gegen einen Baum. Das gefiel dem Werwolf gar nicht und er schnappte nach mir. Ich bellte ihn an. Er zog langsam den Kopf zurück und beruhigte sich wieder. Erleichtert wandte ich mich ab, doch in diesem Augenblick ging der Werwolf wieder auf mich los. Er verbiss sich in meinem Nacken und schleuderte mich gegen einen Baum. Wie erschlagen blieb ich liegen. Er hob seine mit Klauen besetzte Pfote und versengte sie in meinem Rücken. Ich jaulte auf. Als er erneut zuschlagen wollte, sprang ein Hirsch zwischen uns. Entsetzt beobachtete ich wie die beiden Tiere miteinander kämpften, bis der Hund auf den Rücken des Werwolfs sprang. Ich stand auf um ihnen zu helfen. Das hätte ich besser nicht gemacht. Meine plötzliche Bewegung ließ den Werwolf zusammenschrecken und er ging wieder auf mich los. Wieder schleuderte er mich gegen einen Baum. Ich hörte ein seltsames Knacken und stechender Schmerz fuhr durch meinen Rücken. Winselnd brach ich zusammen. Der Werwolf stieß ein Heulen aus und verschwand im Wald, als er bemerkte, dass ich mich kaum bewegen konnte. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte den Schmerz zu ignorieren, bis Peter alarmierend piepste. Ich öffnete die Augen und erkannte panisch, dass der Schnee unter mir blutrot war. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte aufzustehen. Meine Beine knickten fast sofort wieder ein. Langsam und unter Schmerzen schleppte ich mich in Richtung Hogwarts. Peter wich nicht von meiner Seite. Er wuselte durch das Unterholz und führte mich zielsicher. Eine Blutspur zog sich hinter mir her. Kaum hatten wir den Wald hinter uns gelassen, verwandelte ich mich zurück. Peter tat es mir gleich. Er stützte mich und schleppte mich zu Madame Pomfrey. Ich erkannte noch ihre Augen, die sich entsetzt geweitet hatten und hörte ein leises Keuchen, dann verlor ich endgültig das Bewusstsein.
Er wachte auf und jeder Knochen in seinem Körper schmerzte. James und Sirius standen um ihn. James und Sirius? Wo waren Peter und Elysia? Remus rappelte sich um und sah sich um. Was er sah, verschlug ihm den Atem. Der ganze Schnee vor ihm war blutgetränkt. Und die Blutspur führte noch weiter. „Was habe ich getan?", flüsterte er mit brüchiger Stimme. „Du hast Elysia angegriffen, bis sie sich kaum noch bewegt hat. Dann bist du weggerannt und wir hinterher. Sirius und ich denken, dass Peter sie in den Krankenflügel gebracht hat", erklärte James sachlich. „Ich habe was?" Seine Stimme überschlug sich und seine Gedanken rasten. Er hatte seine Freundin angegriffen! Der einzige Mensch, den er niemals verletzen konnte ohne sich selbst wehzutun. Und die Blutmenge, die sich hier befand, war nicht gerade wenig. „Seid ihr sicher, dass sie im Krankenflügel ist?" „Wir nehmen es an." „Was ist, wenn sie verblutet ist? Wenn sie noch hier irgendwo ist?" Remus folgte der Blutspur so schnell er konnte. Sie führte hoch zum Schloss. Er stieß die Türen zum Krankenflügel auf und wäre beinahe mit Madame Pomfrey zusammengestoßen. Sie sah ihn besorgt an. „Ihre Freundin ist dort hinten, Remus." „Wie... Wie geht es ihr?" „Besser. Sie hat sehr viel Blut verloren und sich einige Rippen gebrochen. Zum Glück ist sie sehr kräftig. Sie wird es wahrscheinlich schaffen." „Wahrscheinlich?" „Ja, wenn es keinen Rückfall gibt." Peter saß neben einem Bett und blickte auf seine Hände. Remus starrte fassungslos auf die Gestalt, die in diesem riesigen weißen Bett lag und kreidebleich war. Seinetwegen! James und Sirius waren ebenfalls an das Bett getreten. Vorsichtig strich James seiner besten Freundin über den Kopf. „Ihr geht es schon besser", sagte Peter leise. „Sie zittert nicht mehr. Vorhin hat sie Blut gespuckt, aber jetzt schläft sie." Remus starrte immer noch auf das Mädchen und fasste einen Entschluss. „Es geht nicht mehr", flüsterte er. Die anderen hatten ihn trotzdem gehört. „Was soll das heißen?", fragte James sofort. „Ich... werde mich von Elysia trennen. Es ist meine Schuld, dass sie fast gestorben ist. Ich will nicht, dass das noch einmal passiert." „Bist du verrückt? Sie liebt dich!" „Es ist besser für sie!" Remus wandte sich ab und stürmte aus dem Krankenflügel, damit sie nicht sahen, wie ihm langsam die Tränen kamen. Warum musste das Schicksal es so schlimm mit ihm meinen?
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