„Wie läuft es mit ihm?" Lewis blonde Haare kitzeln mich im Gesicht, als er sich näher zu mir beugt, ohne die Professorin aus den Augen zu lassen.
„Du erzählst gar nichts", wirft Mark ein, der direkt vor mir sitzt und sich unauffällig umdreht. Eine verboten bunte Wollmütze bedeckt seinen kahl rasierten Schädel und unter seinem Shirt lugen etliche Tattoos hervor.
„Das sieht dir nicht ähnlich." Hendryk, der auf meiner anderen Seite sitzt, reißt mir meinen Stift aus der Hand, als ich versuche sie zu ignorieren. Er ist ein entfernter Cousin von mir und hat mehr Gene unserer peruanischen Verwandten abbekommen als ich. Auch ihr Gen für nervtötende Neugierde. Normalerweise bin ich auch etwas mitteilsamer, aber was Taejoo angeht... Es gibt nicht wirklich viel zu erzählen. Er geht mir aus dem Weg, außer, wenn er Kopfschmerzen hat und Blut von mir braucht. Eigentlich müsste ich mir ziemlich benutzt vorkommen, aber es macht mir nichts aus zu helfen und wenn ich ehrlich bin, verbringe ich gerne Zeit mit ihm. Auch, wenn er mich größtenteils anschweigt und kein Interesse daran hat mich näher kennenzulernen. Er ist einfach einer dieser Menschen, die nichts machen müssen, um interessant zu sein. Als würden sein Desinteresse und seine konstant schlechte Laune ihn wie eine mysteriöse Aura umgeben. Und ich, dümmste Fliege der Welt, bin ihm direkt ins Netz gegangen.
„Also?" Lewis schnipst gegen meine Stirn und ich zucke zusammen. „Gib uns mal mehr Infos."
„Ihr wisst schon, dass das hier nicht euer Kurs ist, oder?", frage ich stattdessen leise, damit die Professorin nichts mitbekommt. Die drei haben mich, sobald ich den Vorlesungsaal betreten habe, in die letzte Bankreihe gezerrt und nerven mich seitdem mit ihren Fragen.
„Wir bekommen dich in letzter Zeit ja kaum zu Gesicht." Mark stützt sein Kinn auf meine Bücher und blinzelt mich unschuldig an. „Uns blieb ja gar nichts anderes übrig."
„Wir sehen uns doch jeden Tag", erwidere ich und muss grinsen.
„Aber du bist immer so nachdenklich." Hendryk nimmt mir abermals den Stift aus der Hand und lässt ihn in seiner Jackentasche verschwinden. „Du siehst aus, als grübelst du zu viel. Vielleicht hilft es, einfach mal zu reden." Dabei lächelt er mich sanft an und ich glaube tatsächlich, dass er der Einzige der drei ist, der nicht nur auf den neuesten Klatsch aus ist.
„Läuft es nicht gut?", fragt Lewis und da ist er, der erste mitleidige Blick. „Hm?"
Ich seufze. „Es läuft nicht so ganz, wie ich es mir vorgestellt hatte", gebe ich zu.
„Inwiefern?"
„Nun ja... Er hat mehr als deutlich gemacht, dass ich mir meine Besitzansprüche sonst wo hinstecken kann und dass er mich nie erwählen wird. Der einzige Grund, warum wir uns sehen, ist, dass das Universum uns sonst mit Kopfschmerzen bestraft." Da. Es ist raus. Und es hört sich laut ausgesprochen noch erbärmlicher an, als es ist. Von dem Blut kann ich ihnen nichts erzählen, denn dann klänge es noch schlimmer.
Ein betretendes Schweigen breitet sich zwischen uns aus. Ich kann ihnen ansehen, dass sie mit besseren Nachrichten gerechnet haben. Habe ich ja auch. Ich habe nicht erwartet, dass er mir sofort seine ewige Liebe gesteht, aber wenigstens eine ehrliche Chance hätte er uns geben können. Wenigstens das.
„Aber weißt du was?" Hendryk zuckt mit den Achseln. „Das hört sich zwar erstmal nicht gut an, aber..." Er macht eine Kunstpause. „Das heißt ja nicht, dass es auch so bleiben muss. Ich denke, er braucht einfach noch etwas Zeit."
Die anderen beiden nicken unisono, doch ich persönlich denke, dass sie sich irren. Taejoo scheint mir niemand zu sein, der so schnell seine Meinung ändert.
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Moon Lovers
WerewolfTaejoo Oh ist ein Halbvampir und versteckt sich, seit er mit seiner Mutter vor seinem Vater aus Tokio geflohen ist, in Seattle und studiert. Dort trifft er auf den Werwolf Skylar Jones, der sich, sobald sie sich das erste Mal sehen, verwandelt, um i...