Moon Lovers

Kapitel 12 - Skylar

Taejoo muss völlig den Verstand verloren haben. Anders kann ich mir das, was gerade passiert ist, nicht erklären. Mein armes Herz wird dank ihm noch irgendwann den Dienst quittieren, da bin ich mir sicher. Sicher bin ich mir aber auch, dass er das nur macht, weil er es genießt zu testen, wie weit er gehen kann. Während ich meine Gefühle vor mir hertrage, scheint er völlig unbeeindruckt zu sein. Ich höre ein beständiges Pochen als Beweis dafür, dass diese kleine Szene ihn nicht wirklich berührt hat.

„Essen?", frage ich etwas dümmlich. „Ja klar." Ich streiche mir durch die Haare, weil ich nicht weiß, was ich mit meinen Händen machen soll.

„Was kochst du mir denn Schönes?", fragt er unschuldig und sieht mich mit großen Augen an.

„Duschen", bringe ich hervor und muss mich dann räuspern. „Ich meine... ich gehe oben duschen, du kannst hier duschen. Dann koche ich." Mit diesen Worten drehe ich mich auf dem Absatz um und fliehe aus der Küche. Im Flur werde ich etwas langsamer, um mich nicht noch lächerlicher zu machen als ohnehin schon und erklimme die Stufen in das obere Stockwerk. In dem winzigen Badezimmer lehne ich mich von innen gegen die Tür und atme tief durch. Mehrmals. Um nicht durchzudrehen vor Frustration. Er bringt mein Leben komplett aus dem Gleichgewicht und egal, wie sehr ich mich gedanklich von ihm distanziere, weil ich genau weiß, dass er mich nie beißen wird, ich kann nicht aufhören, doch immer an diesen kleinen Hoffnungsfunken in mir zu glauben. Die Sache ist die... Ich denke mittlerweile, dass der Biss egal ist. Es ist, wie Bekka gesagt hat. Der Biss sorgt lediglich für eine Verbindung. Meine Gefühle, die vollkommen verrücktspielen, sind ganz allein meine Schuld. Ich weiß nicht genau, was ihn für mich so anziehend macht, aber da ist etwas in der Art, wie er nur redet, wenn er wirklich etwas Wichtiges zu sagen hat oder in der Art, wie er nie von seinem Standpunkt abrückt und nie aufgibt. Er ist entweder komplett desinteressiert und kühl oder er brennt für etwas tausendprozentig. In ihm schlummert eine so große Leidenschaft für die Dinge, die ihn interessieren, das weiß ich. Es ist deutlich, wenn er manchmal über Musik redet oder darüber, wie er es liebt zu laufen. Vielleicht ist es das. Vielleicht frage ich mich einfach, wie es wäre, wenn ich jemand wäre, der ihn so sehr interessiert, dass er alles für diese Person tun würde.

Zurück im Wohnzimmer finde ich ihn vor, wie er vor dem Flügel steht und gedankenverloren darüberstreicht. Er trägt wieder seine enge schwarze Jeans, die Löcher an den Knien hat und dazu einen schwarzen Rollkragenpullover.

„Spielst du?", frage ich ihn und er zuckt leicht zusammen.

Taejoo dreht sich zu mir um. „Ja." Er legt den Kopf schief. „Ich... Ich habe es nur lange nicht mehr gemacht." Irgendetwas in seinem Blick verändert sich, als würden sich graue Wolken vor seine Augen schieben.

„Wenn du willst", ich deute mit dem Kopf auf den Flügel, „kannst du ihn gerne benutzen."

„Ähm..." Er sieht zu dem Flügel, dann wieder zu mir. „Ein anderes Mal."

„Wie du meinst." Ich frage mich, warum er so merkwürdig reagiert hat, aber das ist wohl kaum etwas, das er mir je erzählen wird. „Ich koche uns jetzt was, ja?", will ich stattdessen wissen.

„Okay." Er nickt „Kann ich dir helfen?"

Kurz denke ich daran, wie er neben mir in der Küche steht und unsere Arme sich beim Schneiden des Gemüses berühren. „Nein. Mach es dir einfach gemütlich."

Ich lasse ihn stehen und ziehe mich auf sicheres Terrain in die Küche zurück. Mir egal, was er jetzt macht, solange er einfach weit weg von mir bleibt. Innerlich klopfe ich mir selbst auf die Schulter, dass ich vorgestern noch Lebensmittel in das Ferienhaus gebracht habe, denn als ich in den Kühlschrank schaue, finde ich alles, was ich brauche. Da ich nicht weiß, wie sensibel Taejoos Magen auf menschliche Nahrung reagieren wird, habe ich mich entschieden eine milde Gemüsesuppe ohne Fleisch und mit wenigen Gewürzen zu kochen. Sicherlich kein Festessen, aber für die erste richtige Mahlzeit nach Monaten sollte es genügen.