Kapitel 2

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Ich wurde wach als die Tür des Wagens mit einem leichten Knall zufiel. Kurz sah ich mich verwirrt um bis ich bemerkte das wir an einer Tankstelle standen. Ein Paar Meter vom Auto entfernt sah ich den Taxifahrer mit einem unfreundlich aussehenden Mann sprechen, welcher ihm kurze Zeit später einen dicken Briefumschlag in die Hand drückte, mit welchem sich dieser wieder auf den Weg zurück zum Auto machte. Er öffnete die Tür und teilte mir mit,,Miss? Ab hier wird mein Kollege übernehmen." Beim letzten Teil deutete er auf den mürrisch aussehenden Mann, der mittlerweile auch schon neben dem Auto stand. 

,,Natürlich." erwiderte ich um einen möglichst freundlichen Ton bemüht und lächelte leicht zurück, was schon eine riesige Leistung war da ich eigentlich morgens ziemlich ungemütlich werden konnte wenn man mich ansprach. Doch ich wollte ja nicht nur weil ich müde war meine Mitfahrgelegenheit verlieren. 

Der ältere Fahrer ging also und sein Kollege setzte sich ohne ein Wort auf den Fahrersitz und die Fahrt ging weiter. Ich wollte mich nicht langweilen also beschloss ich erstmal zu zeichnen, und wie so oft seit Jacks Tod war es eine Zeichnung von ihm. Diese zeigte uns zwei vor einem Jahr in unserem Lieblingseiscafé. 

Es passierte oft dass ich ihn zeichnete ohne dass ich es wollte, doch als ich meine Therapeutin, zu welcher ich nach Jacks Tod gezwungenermaßen musste, da die Leiterin des Sant Browns meinte das ich jemanden zum reden bräuchte. Von wegen ich würde seinen Verlust sonst nicht verkraften können. Meiner Meinung nach hätte ich es auch ohne sie gut gemeistert. Ich hatte mich mit der Therapeutin, Dr. Ayleen Silvers, kaum unterhalten, ihr nur hin und wieder Fragen gestellt. Den Rest der wöchentlichen Sitzungen hatten wir meistens mit Smalltalk verbracht, da sie selbst eingesehen hatte das ich nicht auf sie eingehen werde. Sie selbst war auch noch relativ jung, vielleicht Anfang 20. 

Sie hatte gerade ihr Studium hinter sich gehabt als sie sich entschied, dass sie keine normale Therapeutin werden wollte, sondern eine die sich auf Kinder und Jugendliche spezialisierte. So kam ihr die Stelle als Psychologin in einem Kinderheim nur gelegen, denn die vorherige Psychologin war kurze Zeit zuvor an einem Herzinfarkt gestorben. Ich mochte sie zwar nicht, sie war eine mürrische, unfreundliche aber vor allem alte Frau, die nach einer Zeit nur noch genervt von den ganzen Kindern war, die mit jedem noch so kleinen Problem zu ihr gekommen waren. Jedenfalls zurück zum eigentlichen Thema. 

Die Bilder von Jack. Dr. Silvers meinte dass das ein Prozess des Gehirns war, der zur Verarbeitung traumatischer Ereignisse diente. Als ich mit der Zeichnung fertig war tauschte ich Block und Stifte gegen meine Kopfhörer und Handy aus und ließ die Musik laufen. Während also die Musik durch meine Kopfhörer flutete beobachtete ich wie die Städte, Landschaften und Wälder nur so an meinem Fenster vorbeiflogen. Ich war mir nicht sicher ob man hier überhaupt so schnell fahren durfte, beließ es aber fürs erste dabei, ich hatte immerhin kein Problem damit. 

Würde uns die Polizei anhalten wäre mir ja nichts passiert. Ich hatte immerhin keinen Führerschein und kannte demnach auch die Verkehrsregeln nicht. Und ansonsten hätten wir einfach schneller mein Ziel erreicht. Auf ein paar Schildern konnte man sogar schon Weganweisungen nach New Orleans sehen, jedoch nahmen wir bisher noch keine davon, was ich ebenfalls so stehen ließ, da ich darauf vertraute dass er wusste was er machte. Als wir nach einer Zeit aber nur noch im Wald fuhren und schon seit mehreren Minuten kein Ende in Sicht war wurde ich Misstrauisch, da ich mir sicher war, dass auf dem Weg nach so langer Zeit nur noch kleine Waldstücke kommen sollten und ansonsten immer mal wieder Kleinstädte am Straßenrand sein sollten. 

Ebenfalls hatte ich nun schon seit längerer Zeit keine Autos mehr gesehen. Anfangs sind uns noch ein paar Autos entgegengekommen, doch jetzt war hier weit und breit nichts mehr zu sehen. ,,Wo fahren Sie hin? Wir hätten nun schon vor mindestens zehn Minuten abfahren müssen." ,,Das hier ist eine Abkürzung." meinte er nur auf meine Worte, ich jedoch verdrehte nur die Augen ,,Ich habe den Weg nun schon lang genug studiert, um zu wissen, dass es in diese Richtung keinen Weg nach New Orleans gibt außer Sie wollen mit der Fähre fahren und dafür habe ich ganz sicher nicht gezahlt. Also entweder Sie drehen um, zahlen mir die Fähre oder wir sitzen an der Küste zum Meer, mitten im Wald fest. Ich persönlich wäre für ersteres, aber es ist Ihre Entscheidung." er lachte nur höhnisch auf und murmelte so leise dass es für mich nicht mehr hörbar war ,,Wenn du nur wüsstest."

Werwolf oder doch Vampir? (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt