Taste mit meiner Hand auf meine Lippe und nehme wahr, dass meine Lippe aufgeplatzt ist und blutet.„Gut, der war heftig", muss ich lachen.
„Nicht wahr? Soll ich dir noch eine reinhauen?", fragt er lachend.
Ich blicke zu ihm rauf und murmle: „Nein, ich denke das wird für heute reichen."
Darauffolgenden Tagen habe ich Aurelia nur ab und zu bei der Uni gesehen und wir haben uns ganz normal begrüßt, aber Begrüßungen ohne Umarmung. Sagen wir einfach, dass wir beiden uns einfach viel zu sehr auseinander distanziert haben. Aber ich denke ihr kümmert es gar nicht mehr, denn sie ist beschäftigt mit den Vorbereitungen und Planungen. Sie ist nicht mehr diese Aurelia die mal meine beste Freundin war, die alles gegeben hat, damit unsere Freundschaft hält.
Sie wird jetzt von ihrem Verlobten mit dem Auto abgeholt. Sie gehen fast jeden Tag miteinander aus. Sie lässt sich nicht mehr von mir heimfahren.
Und ich...ich fühle mich wie im Grund und Boden zerstört. Als würde das Leben keinen Sinn mehr machen.Die Ferien haben begonnen und ich sehe sie jetzt gar nicht mehr. Fünf Uhr in der Früh stehe ich auf und gehe laufen, bis ich nicht mehr kann. Ich sollte lieber Aurelia beistehen, wenn sie heiratet oder sie mir, falls ich mal heiraten sollte, denn sowas hatten wir uns ausgemacht oder besser gesagt versprochen. Doch ist es zwischen uns nicht mehr so wie es früher mal war. Ich denke, ich würde alles Mögliche tun, um die Hochzeit zu zerstören. Ich wäre nicht ich, wenn ich einfach zuschaue und ihr bei den Kleinigkeiten helfe, um den perfekten Hochzeitstag zu planen.
Er ist schuld...Niclas ist einfach gekommen und hat sie mir weggenommen. Aurelia hat niemals so viel Abstand zu mir gehalten wie in diesem Monat.=====
Aurelia
„So fertig", sagt mir die Friseurin. Ich erhebe mich von meinem Sessel und nähere mich zu dem großen Spiegel. Ein Traumfrisur was sie mir verpasst hat.
„Du bist bis jetzt die schönste Braut, die ich je gesehen habe", schwärmt meine Mutter und alle anderen Mädels geben auch ihre Komplimente dazu. Ich hingegen betrachte mich noch immer im Spiegel und zeige hin und wieder ein wenig lächeln. Eigentlich hätte ich mir so sehr Aiden neben mir gewünscht. Aiden, der mir sagt, ich würde hier das richtige tun. Aiden, der mir Glück wünscht und Aiden, der mich umarmt und sagt, er wäre für mich immer da, wenn ich ihn brauche, aber nein...er hat sich schon lange nicht mehr blicken lassen und das bricht mir das Herz.
„Fehlt nur das Brautkleid, dann bist du fertig", sagt die Freundin meiner Mutter. Einige Frauen schießen Fotos mit ihren Handys, bevor sie rausgeschickt werden, damit mir das Brautkleid angezogen wird. In einer Stunde muss auch ich durch diese Tür und Niclas heiraten. Obwohl er alles gegeben hat mich zum Lächeln zu bringen, uns besser kennen zu lernen und alles rundherum, habe ich kalte Füße. Aber mir sagen die Mädels, es sei normal diesen schlechten Gewissen bei der eigenen Hochzeit zu haben.
„Kann ich kurz raus gehen, bevor mir das Brautkleid angezogen wird? Ich will was trinken und einige unsere Gäste grüßen", sage ich zu meiner Mutter gerichtet innerlich einfach nur müde.
„Aber...", fängt meine Mutter entsetzt an.
„Ja, natürlich kannst du das. Sie hat eine ganze Stunde Zeit!", meint eine ältere Dame zu meiner Mutter. Mutter atmet durch und nickt als Zustimmung. Ich richte noch mein hellblaues Kleid was ich anhabe und verlasse erleichtert das Zimmer. Ich muss etwas Freiraum bekommen, damit ich nicht in Panik ausbreche. Gäste grüßen? Ah bitte, dafür habe ich sicher keine Nerven mehr. Gerade wo ich zu dem schön gestalteten großen Garten gehen will, entdecke ich plötzlich Aiden. Er ist eben in dem Saal reingetreten. Wie erstarrt bleibe ich stehen und blicke von diese über fünf Meter zu ihm rüber. Sein Blick ist zu Boden gerichtet und er schenkt niemanden seine Aufmerksamkeit. Als der Kellner mit einem Blech bei ihm vorbei geht, nimmt er schnell die Alkoholflasche aus dem Blech und eilt sich aus der hinteren Tür raus.
Ich nähere mich zu der Tür und greife zögernd auf den Griff. Ich lasse mir Tausenden Gedanken durch den Kopf gehen und entscheide mich dafür zu ihm rauszugehen. Hier im hinteren Hof ist niemand zu sehen, also wird das die perfekte Gelegenheit sein mit ihm zu reden. Im ersten Moment bemerkt er mich gar nicht, als ich langsam auf ihn zugehe, während er versucht die Alkoholflasche zu öffnen.„Du tauchst erst heute auf und willst dich betrinken?", ist das erste was ich frage. Er lässt seine Arme sinken und blickt zu mir rauf. Er wirkt genervt und wütend. Seine Augen sind leicht rot angelaufen. Und bei Gott, ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich ihn vermisst habe.
„Ehrlich gesagt, wollte ich heute auch nicht kommen. Ich wollte bei deinem Hochzeitstag nicht kommen, stell dir das mal vor", lacht er gespeilt.
„Und wieso bist du dann gekommen?", hinterfrage ich und schaue ihn direkt in die Augen.
Er fährt sich mit der Hand durch die Haare und atmet tief durch. „Weil ich gezwungen wurde. Was wäre ich den für ein Freund, wenn ich nicht zu dem Wichtigsten Tag von meiner besten Freundin nicht aufgetaucht wäre? Nicht wahr? Also meine Schwester und meine Mutter denken da jedenfalls so." Er macht kurz Pause und schaut mich von Kopf bis Fuß an. „Du siehst gut aus", grinst er und legt die Alkoholflasche auf dem Stehtisch neben sich. „Wer hätte gedacht, dass genau heute der Tag kommen wird, wo du heiratest. Einfach unglaublich...ich...ich mein", redet er und kommt ein Schritt näher. „Du hattest irgendwie recht. Keinen mit dem du eine Beziehung hattest konnte ich leiden. Mit Masan hatte es angefangen, wo ich es nicht ertragen konnte dich mit ihm zu sehen. Und jetzt Niclas", meint er und schaut mich nachdenklich an.
Wohin soll das bitte alles führen? Was redet er da überhaupt? Ich mustere ihn schweigend und höre jedes Wort was er aus seinem Mund gibt „Ich kann es nicht ertragen dich mit Niclas zu sehen. Ich will nicht, dass du ihn heiratest!" Wieder macht er Pause. „Bitte heirate ihn nicht, Aurelia. Sonst weiß ich nicht was ich machen soll. Wenn ich rauche, hilft es mir nicht, wenn ich stundenlang laufe, hilft es mir nicht, wenn ich mich zusammenschlagen lasse, hilft es auch nicht, denn hier drinnen..." Er und zeigt auf seine linke Brust wo das Herz liegt. „Hier drinnen schmerzt es. Ich kann nicht aufhören an dich zu denken! Auch wenn du mir tausendmal sagst, dass wir nur Freunde sind, ich kann das nicht akzeptieren, weil ich mehr als das will. Weil mir mein Leben ohne dich nicht gefällt! Weil ich so sehr in dich verliebt bin, dass ich anfange zu glauben, dass ich verrückt werde", äußert er sich und kommt mir noch etwas näher. Ich schlucke und kann nicht glauben was er da alles von sich gibt. Er platziert seine warme Hand auf meine Wange und ich blicke zu ihm rauf in seine schönen Augen. „Ich schwöre dir auf alles, ich liebe dich, Aurelia", sagt er leise. Meine Augen füllen sich vor Freude mit Tränen. Er nähert sein Gesicht meines bis sich unsere Nasenspitze berühren. „Und ich will, dass du nur mir gehörst", flüstert er und sein Daumen streift auf meine untere Lippe. Danach presst er seine Lippen auf meinen, als könnte er nicht mehr länger aushalten mich zu küssen. Tausenden von Schmetterlingen fangen in meinem Bauch an verrückt zu spielen. Es ist so ein unbeschreibliches schönes Gefühl. Wir küssen uns leidenschaftlich. All diese tagelanger Sehnsucht nach ihm erfüllt er mit diesem atemberaubenden Kuss. Nachdem wir uns außer Atem voneinander lösen, legt er seine Stirn auf meine und hält mein Gesicht mit beiden Händen. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich das hier schon wollte", flüstert er und küsst mich nochmal aber diesmal kürzer. Ich muss glücklich lächelt, dann schaut er mir tief in die Augen. Das hier ist Liebe. Was ich für ihn fühle sind echte Gefühle. Und mir ist klar geworden, dass ich ihn auch so sehr liebe.
„Aurelia?!", höre ich plötzlich meine Mutter bei der Tür. Sofort machen Aiden und ich einen schnellen Abstand voneinander. Schockiert mit großen Augen starrt sie zuerst mich und dann Aiden an. „Was zum Teufel passiert hier?", fängt sie an zu schreien. Dann fasst sie schnell nach meinem Handgelenk und zieht mich grantig rein in dem Korridor. Ich konnte nicht mal einmal zurück zu Aiden blicken, so schnell wurde ich herumgerissen. Wie aus dem nichts verpasst sie mir in dem Moment eine Ohrfeige. Schockiert lege ich meine Hand auf meine Wange und blicke dann rauf zu meiner Mutter. Nie in meinem Leben hatte sie mich geschlagen.
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Das Jahr wo sich alles änderte. (Badboy Story)
Teen FictionAiden und Aurelia sind seit ihrer Kindheit beste Freunde und gehen beide noch zur Uni. Aurelia hofft den Richtigen zu finden und Aiden hat einiges mit seiner festen Freundin zu bekämpfen. Aber was, wenn er unter all diesen Umständen anfängt Gefühle...